Volltext: Der Naturarzt 1889 (1889)

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zubeuten, muß ihrem Kouto gutgeschrieben werden. Ist aber erst alles wohl 
vorbereitet, dann wird der Schlag geführt — das steht außer allem Zweifel. 
Halten wir daher unser Pulver trocken, unsern Schild blank! Bleiben 
wir einig und wehren wir uns mit aller Kraft dagegen, daß Elemente in unsere 
Reihen schleichen, welche die Sache bloßstellen, welche entweder durch ihr sittliches Ver 
halten Anstoß erregen, oder durch Unfähigkeit, Ueberhebung und marktschreierische 
Reklame den Namen „Naturarzt" schänden. Jede Bewegung, welche breite Volks 
schichten ergreift, wird von gewissen Personen benutzt, um in die Höhe zu kommen. 
Das lehrt die Geschichte. Die naturheilkunliche Bewegung macht keine Aus 
nahme darin. Unsere Aufgabe aber ist es, solche Kräfte nicht aufkommen zu 
lassen, wenn anders wir unsern Gegnern nicht wirksame Waffen zur Be 
kämpfung unserer Bewegung in die Hände geben wollen. Wer sich „Natur 
arzt", „praktischer Vertreter der Naturheilkunde" rc. nennen will, muß frei sein 
von jedem sittlichen Makel, muß sich durch Tüchtigkeit, ehrliches Streben und 
Weiterstreben die Achtung ehrlich gesinnter Männer zu erringen suchen. 
Das hat mit Herkunft und Stand, mit sogenannter „Bildung" nichts 
zu schaffen. Ich kenne eine ganze Reihe von tüchtigen Vertretern der Natur 
heilkunde, vor denen jeder achtbare Mann den Hut zieht, obwohl sie nicht den 
„besseren" Ständen angehören und auf das, was gewisse Kreise für „Bildung" 
halten, keinen Anspruch machen können. Freilich zeichnen grade sie sich durch 
Bescheidenheit aus, grade sie sind am ehesten geneigt, das wirklich Gute, was die 
Medizinwissenschaft leistet, anzuerkennen und mit Hochachtung davon zu sprechen, 
und hauptsächlich sie fühlen am schwersten den Makel, den Nnwiffenheit und Über 
gebung dem Stande der „Naturärzte" anhängen. 
Die geplante Prüfungskommission ist einer der Wege, um Leute 
von dem Berufe eines Naturarztes fern zu halten, welche in keiner Weise eine 
Gewähr dafür bieten, das auch zu halten, was sie versprechen: erfolgreiche Beratung 
am Krankenbette. Und doch bahnen die Erfolge allein der Naturheilkunde 
den Weg zu siegreichem Weiterschreiten. Die Hoffnung freilich wäre eine ver 
fehlte, mit solchen und ähnlichen Einrichtungen unsere grundsätzlichen Gegner 
gewinnen zu können. Der herrschenden Meinung gilt eben nur der etwas, 
welcher den Beweis erbringt, daß er sich seine Kenntnisse in staatlichen Ver 
anstaltungen erworben hat. Ein Umschwung solcher Gesinnung zu Gunsten 
unserer Bewegung wird sich erst bei erweiterter hygieinischer Bildung des Volks 
und durch weitere Erfolge unserer Heilmethode vollziehen. Ein Grund mehr, 
danach zu streben, die Vertreter unserer Bewegung zu ernstester Vorbereitung 
zu veranlassen und größtmöglichste Tüchtigkeit von ihnen zu beanspruchen. 
Für uns handelt es sich zunächst darum, daß die vielen Tausende, welche 
der Naturheilkunde vertrauen, in ihrem Vertrauen nicht getäuscht 
werden, und durch Ungeschicklichkeit und Unkenntnis ihrer Berater an Leben 
und Gesundheit Schaden erleiden. 
An den Vereinen wird es sein, die Einsetzung der Prüfungskommissionen 
zu einer segensreichen Einrichtung zu gestalten, indem sie jeden, der sich als 
praktizierender Vertreter der Naturheilkunde niederlassen und auf irgend welche 
Unterstützung seitens der Vereine Anspruch machen will, veranlassen, sich vorerst 
einer Prüfung zu unterziehen. 
Diejenigen Herren, welche die Prüfungskommission zu bilden sich entschloffen 
haben, übernehmen ohne Zweifel eine schwere Verantwortung. Sie werden 
dieselbe aber tragen in dem Bewußtsein, zu einer Besserung des bisherigen 
Zustandes kräftig Hand angelegt zu haben. 
Tritt erst die Hygieine bei der staatlichen Vorbildung der Arzte in den 
Vordergrund, und werden dieselben in Folge dessen sich entschließen, auch am
	        
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