183
zubeuten, muß ihrem Kouto gutgeschrieben werden. Ist aber erst alles wohl
vorbereitet, dann wird der Schlag geführt — das steht außer allem Zweifel.
Halten wir daher unser Pulver trocken, unsern Schild blank! Bleiben
wir einig und wehren wir uns mit aller Kraft dagegen, daß Elemente in unsere
Reihen schleichen, welche die Sache bloßstellen, welche entweder durch ihr sittliches Ver
halten Anstoß erregen, oder durch Unfähigkeit, Ueberhebung und marktschreierische
Reklame den Namen „Naturarzt" schänden. Jede Bewegung, welche breite Volks
schichten ergreift, wird von gewissen Personen benutzt, um in die Höhe zu kommen.
Das lehrt die Geschichte. Die naturheilkunliche Bewegung macht keine Aus
nahme darin. Unsere Aufgabe aber ist es, solche Kräfte nicht aufkommen zu
lassen, wenn anders wir unsern Gegnern nicht wirksame Waffen zur Be
kämpfung unserer Bewegung in die Hände geben wollen. Wer sich „Natur
arzt", „praktischer Vertreter der Naturheilkunde" rc. nennen will, muß frei sein
von jedem sittlichen Makel, muß sich durch Tüchtigkeit, ehrliches Streben und
Weiterstreben die Achtung ehrlich gesinnter Männer zu erringen suchen.
Das hat mit Herkunft und Stand, mit sogenannter „Bildung" nichts
zu schaffen. Ich kenne eine ganze Reihe von tüchtigen Vertretern der Natur
heilkunde, vor denen jeder achtbare Mann den Hut zieht, obwohl sie nicht den
„besseren" Ständen angehören und auf das, was gewisse Kreise für „Bildung"
halten, keinen Anspruch machen können. Freilich zeichnen grade sie sich durch
Bescheidenheit aus, grade sie sind am ehesten geneigt, das wirklich Gute, was die
Medizinwissenschaft leistet, anzuerkennen und mit Hochachtung davon zu sprechen,
und hauptsächlich sie fühlen am schwersten den Makel, den Nnwiffenheit und Über
gebung dem Stande der „Naturärzte" anhängen.
Die geplante Prüfungskommission ist einer der Wege, um Leute
von dem Berufe eines Naturarztes fern zu halten, welche in keiner Weise eine
Gewähr dafür bieten, das auch zu halten, was sie versprechen: erfolgreiche Beratung
am Krankenbette. Und doch bahnen die Erfolge allein der Naturheilkunde
den Weg zu siegreichem Weiterschreiten. Die Hoffnung freilich wäre eine ver
fehlte, mit solchen und ähnlichen Einrichtungen unsere grundsätzlichen Gegner
gewinnen zu können. Der herrschenden Meinung gilt eben nur der etwas,
welcher den Beweis erbringt, daß er sich seine Kenntnisse in staatlichen Ver
anstaltungen erworben hat. Ein Umschwung solcher Gesinnung zu Gunsten
unserer Bewegung wird sich erst bei erweiterter hygieinischer Bildung des Volks
und durch weitere Erfolge unserer Heilmethode vollziehen. Ein Grund mehr,
danach zu streben, die Vertreter unserer Bewegung zu ernstester Vorbereitung
zu veranlassen und größtmöglichste Tüchtigkeit von ihnen zu beanspruchen.
Für uns handelt es sich zunächst darum, daß die vielen Tausende, welche
der Naturheilkunde vertrauen, in ihrem Vertrauen nicht getäuscht
werden, und durch Ungeschicklichkeit und Unkenntnis ihrer Berater an Leben
und Gesundheit Schaden erleiden.
An den Vereinen wird es sein, die Einsetzung der Prüfungskommissionen
zu einer segensreichen Einrichtung zu gestalten, indem sie jeden, der sich als
praktizierender Vertreter der Naturheilkunde niederlassen und auf irgend welche
Unterstützung seitens der Vereine Anspruch machen will, veranlassen, sich vorerst
einer Prüfung zu unterziehen.
Diejenigen Herren, welche die Prüfungskommission zu bilden sich entschloffen
haben, übernehmen ohne Zweifel eine schwere Verantwortung. Sie werden
dieselbe aber tragen in dem Bewußtsein, zu einer Besserung des bisherigen
Zustandes kräftig Hand angelegt zu haben.
Tritt erst die Hygieine bei der staatlichen Vorbildung der Arzte in den
Vordergrund, und werden dieselben in Folge dessen sich entschließen, auch am