Volltext: Der Naturarzt 1889 (1889)

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tonnte, was aber nachher ziemlich rasch erfolgte; denn um Neujahr erhielt ich 
die Nachricht, daß von derselben nur noch ein kleiner Rest übrig sei. Gegen 
wärtig, 1^/4 Jahr nach der schweren Krise, befindet sich Frau H. wieder rüstig, 
thätig im Hanswesen und recht gut aussehend. Sie bildet unter ihren Be 
kannten ein hervorragendes Beispiel des Wirkens der Naturheilkunde. 
Zur Aufklärung. 
Zu der mich betreffenden „Beurteilung" in Nr. 7 darf ich mir wohl die folgenden 
Bemerkungen erlauben: 
Bis jetzt ist es mir und anderen völlig unmöglich gewesen, der die Mehrheit der An 
hänger des Naturheilverfahrens beherrschenden Ansicht öffentlich entgegengetreten: daß wir 
keine Diagnose (Krankheitserkennung) brauchten, daß es nur eine Krankheit gäbe — und 
was dergl. Schlagworte mehr sind. 
Als ich daher vor längerer Zeit recht eigentümliche Reklamen in den Dresdener Blät 
tern fand, glaubte ich die Gelegenheit nicht unbenutzt vorübergehen lassen zu müssen, auch 
einmal unsere abweichende Meinung auf diesem Gebiete zu äußern. 
Daß ich einige Buchstaben in Beispielen aufführte, geschah, um den Leuten zu zeigen, 
daß es sich nicht um allgemeine Redensarten, sondern um beweisbare Fälle 
bandele. Daß aber das Cz. eine absichtliche oder unabsichtliche Entstellung ist, geht aus dem 
Original hervor, in dem nur von C. die Rede war. 
Daß die Art, von den „Dir." zu sprechen, wohl sogar von vielen Ihrer Leser gebilligt 
werden wird, dürfte Ihnen der folgende Zeitungsausschnitt beweisen, der mir mit den 
Unterstreichungen^) von auswärts zugesandt wurde. 
„An alle Freunde der naturgemäßen Heil- und Lebensweise. 
Wir lesen in der Zeitung vom Donnerstag, den 20. d. Mts., daß der frühere 
Director der X'schen Naturheilanstalt in 36, Herr Dr. 36, hier am Platze Sprechstunden 
eingerichtet hat. Es läßt sich hieraus annehmen, daß der Betreffende sich in 36 nieder 
zulassen gedenkt. Mit Freuden wäre es zu begrüßen, wenn endlich einmal ein 
wissenschaftlich gebildeter Mann, von dessen Tüchtigkeit man schon überzeugt 
sein kann durch seine frühere Stellung, sich dieses in letzter Zeit in unseren Mauern 
durch Laienelemente betriebenen Heilverfahrens annähme. Leider sind aber die 
Aussichten, Herrn Dr. 3E nach hier zu bekommen, keineswegs günstig. Wie uns mit 
geteilt wird, wollen sich in 36 eine größere Anzahl Familien vereinigen zu einem 
Jahresabonnement, um dem geschätzten Mann von vornherein durch ein sicheres Ein 
kommen die Annahme nach dort zu erleichtern. Wir sind der Ansicht, daß das, was 
unter den Anhängern und Freunden der naturgemäßen Heil- und Lebensweise in 36 
möglich, auch hier in 36 durch gemeinschaftliches Zusammentreten unschwer zu erreichen ist. 
Es dürfte sich hiernach empfehlen, in einer öffentlichen Versammlung auf die Bedeu 
tung dessen, was hier im Allgemeininteresse vorliegt, hinzuweisen, und Mittel und 
Wege zu suchen, mittels der man im Stande ist, die Thätigkeit dieses ausgezeichneten 
Mannes für 36 und Umgegend zu gewinnen." 
Da man sich auf eine Ankündigung des Betreffenden beruft, so muß dieselbe wohl 
danach abgefaßt und der Herr muß wohl so aufgetreten sein, daß das Publikum daraus 
wie geschehen folgerte. 
Daß auch ein absichtliches oder unabsichtliches Mißverstehen vorliegt,,, geht daraus 
hervor, daß man in besagter Nr. 7 von „irrigen Diagnosen" spricht, die den Ärzterr tagtäg 
lich passiren. Nun die können mir auch passiren. Es handelt sich hier aber nicht um irrige 
Diagnosen, sondern um Diagnosen überhaupt, um deren Wert oder Unwert; es han 
delt sich um die Richiigkeit oder Unrichtigkeit des bis jetzt noch in keinem naturärztlichen Blatte 
bestrittenen Satzes: daß es nur eine Krankheit gäbe, weshalb man keine Diagnose brauche. 
Dieser Satz ist ein Trugschluß: denn es wird Krankheit mit Kranksein verwechselt. 
Es giebt freilich nur ein Kranksein, aber viele Krankheiten, die nicht alle über einen 
Leisten eurirt sein wollen und können. Eine allzeit und nicht nur zufällig richtige Behand 
lung ist daher von einer richtigen Erkennung der Krankheit untrennbar. Dr. Lahmann. 
Nachschrift der Redaktion. Von einem unserer besten Mitarbeiter liegt ein 
Artikel vor, der jedenfalls in Nr. 9 erscheint und über den Wert der Diagnose handelt. Wir 
hoffen, daß Herr Dr. Lahmann mit seiner gegenteiligen Meinung nicht zurückhalten wird. 
Für den „Naturarzt" liegt gar kein Grund vor, entgegengesetzte Anschauungen zu unter 
drücken. Unsern Lesern gilt nur die Autorität der Gründe. Wo diese vorhanden ist, läßt 
nur ein eingehender Meinungsaustausch erkennen. 
*) Dieselben sind zur Kennzeichnung gesperrt gedruckt worden. Die Red.
	        
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