Volltext: Der Naturarzt 1889 (1889)

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Unterstützendes, aber Wärme entziehen!? Wo liegt der Beweis, daß jedesmal 
der Tod da unausbleiblich ist, wo die Fieberhitze 42° C erreicht? 1 Wäre 
es nicht folgerichtiger, anzunehmen, daß der erzeugte hohe Wärmegrad eine 
Naturnotwendigkeit ist und daß, wenn der Tod eintritt, derselbe nicht die 
Folge der hohen Wärmegrade und der vielleicht damit verbundenen chemischen 
Veränderungen im Organismus, sondern vielmehr eine solche der übermä 
ßigen Lebensthätigkeit, eine Erlahmung war? Wäre der Organismus 
. durch Zuführung von feuchter Wärme in Form von Dampf unterstützt 
worden, so hätte derselbe eine so hohe Lebensthätigkeit gar nicht zu entfalten 
brauchen, um so weniger, als durch die gleichzeitig erzielte Wirkung kräftiger 
Reizung und Ausdehnung der Haut und ihrer Gefäße dem Bestreben des 
Organismus nach Ausscheidung unmittelbar Verschub geleistet und ihm 
„Kraft" erspart wird. Das Blut ergießt sich bei Anwendung von Dampf 
sofort in die erweiterten Gefäße der Haut und wird dort festgehalten, so daß 
-eine Entlastung der innern Organe und eine Absetzung des Krankheitsstoffes 
-durch die Haut die unmittelbarsten Folgen sind; man kann deutlich beobachten, 
daß selbst auch dann Beruhigung nach einem entsprechend verabreichten Dampf 
bad eintrat, wo der bereits vorhandenen allzu großen innern Aufregung wegen 
nicht sogleich Schweiß erzielt werden konnte. Ist das nicht als Beweis 
dafür anzusehen, daß dem Organismus schon mit der Zuführung feuchter 
Wärme gedient war? Warum also beispielweise bei Diphtheritis nach ver 
geblicher Anwendung der empfohlenen, oft sehr umständlichen und an 
strengenden Kaltwasserproceduren ein Dampfbad als „letztes Mittel", statt 
gleich bei Beginn dieser Erkrankung anwenden? 
Man kann wohl behaupten, daß jeder prakticierende Naturarzt einige 
wenige Formen der Wasseranwendung für sich auswählt, sich derselben vor- 
uämlich bedient und mit ihnen infolgedessen auch ganz besonders reiche Er 
fahrungen macht. Diese Erfahrungen müssen preisgegeben und zusammen 
getragen, wissenschaftlich begründet und gesichtet werden, um aus der Summe 
derselben ein Ganzes herauszustellen, welches für das Studium der Natur- 
heilkunde von Wert ist. 
Daß man die Form und Dauer dieser Bäder dem Fall entsprechend 
wählen, daß man ferner auch die vorgängigen und nachfolgenden kühlen 
Proceduren in gleicher Weise einrichten muß, will ich hier nur erwähnt haben. 
Hoffentlich bietet sich bald Gelegenheit, darauf zurück zu kommen. 
„Ein Riesenexsudat und ein Lungenabsceß." 
von Arnold Rikli, naturwissenschaftl. Arzt in Veldes und Florenz. 
(Schluß). 
Frau Haßfurter aus Wien stand schon 9 Jahre früher in der Anstalt 
zu Veldes in meiner Behandlung. Damals wurde sie mir in erschreckend 
heruntergebrachtem Zustand übergeben und zwar ohne daß ihre Angehörigen 
im Klaren waren, worin das Leiden bestand. Es wurde nur mitgeteilt, daß 
die Leidende vor kurzem in Wien eine Rippenfellentzündung durchgemacht 
und daß der betreffende Arzt hierauf zur Erholung einen Landaufenthalt ge 
raten habe. Nachdem ich die Worte „Rippenfellentzündung gehabt" ver 
nommen, zweifele ich keinen Augenblick, daß ein Brustleiden vorliegen werde. 
Die Untersuchung der Leidenden durch Beklopfen und Behorchen ergab eine 
enorme Ausschwitzung vor- und rückwärts der linken Lunge. Ich stellte das 
Verlangen, daß die Kranke durch 3 Monate in Veldes die Kur gebrauche, 
.zuversichtlich hoffend, dieselbe in diesem Zeitraume mit Hilfe der Lichtlust- und
	        
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