Volltext: Der Naturarzt 1889 (1889)

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vollständigen Namen oder gar nickt genannt hätte. Er hat aber überhaupt mist 
der Aufzählung jener Beispiele keinen glücklichen Griff gethan, denn er muß sich nun gefallen 
lassen, daß man ihm mit Reckt entgegenhält: Wenn so mancher der „besseren" nicht 
approbierten Naturärzte gleichfalls seine Sammelmappe öffnen wollte, er in der glücklichen 
Lage sein dürfte, derselben zahlreiche Beispiele dafür zu entnehmen, daß der und„jener Patient 
zu zwei, drei. vier und mehr approbierten, also wissenschaftlich gebildeten Ärzten geeilt, 
von jedem aber anders diagnosticiert und anders beraten worden ist. Gradezu komisch 
nimmt sich endlich die Art und Weise aus, mit welcher Herr I)r. L. „zwei Herren in S. und 
M." zu verdächtigen sucht, als wollten sie mit dem vor ihren Namen angeführten Titelr 
„Dir." vor dem Publikum als Doktoren erscheinen. So sehr der erste Teil des Dr. Lah- 
mann'schen Artikels geeignet ist, das Publikum in der That aufzuklären, so wenig ist es dev 
letzte, welcher jedem unbefangenen Leser nur zu deutlich die geschäftliche Natur des, 
Hauptzweckes des ganzen Aussatzes erkennen läßt. 
Nachbemerkung der Redaktion. Wir haben den Dr. Lahmannffchen Aufsatz im vollen. 
Umfange gelesen und können uns der vorstehenden Beurteilung nur voll und ganz anschließen.. 
In welcher Weise die Naturärzte, die unter gegebenen Verhältnissen ein großer Segen für 
die Menschheit sind, sich mitunter behandeln lassen müssen, ersah man vor 2 Jahren aus der 
„Gartenlaube." Dort lehrte ein Mediziner dem Volke ungefähr so das Gruseln: „Hu! die 
Naturärzte, das ist ja lauter zusammengelaufenes Pack: „Müller-, Gerber-, Schneider- und 
andere Gesellen, von denen die meisten schon gesessen haben" u. s. w. Wer ist es denn, der die 
Kastanien aus dem Feuer holt, der dem Volke die Fackel des Lichtes reicht und in der aller 
letzten Not, wenn nichts mehr Hilst, beispringt? Die Naturärzte! Ganz entschieden lehnen, 
wir die Verteidigung derjenigen Elemente ab, die sich als „Naturärzte" bezeichnen, kaum 
aber gute Badediener nur sind, und denen jedes Wissen und Können abgeht, die sich nur 
auf dieses vogelfreie Gebiet als Schmarotzer eingeschlichen haben zur Schande der Methode,, 
zum Unbeile der Menschen. Aber Biele, Viele giebt es — nicht Wenige Herr Dr. 
Lahmann! — die sich getrost neben einen approbierten Heilkünstler stellen können. Die 
rüfungen und der Dr. machen es allein nicht. Ich kenne manchen Flachkopf, mit dem es sich 
kaum verkehren läßt, der es aber duch Prüfungen nach außenhin weiter gebracht hat als 
unsereiner. Trotzdem würde ich nie hinter ihm „rangieren" wollen. Die Art und Weise» 
wie Herr Dr. Lahmann mehrere Naturärzte durch Anfangsbuckstaben anführt, ist aufs 
Entschiedenste zu mißbilligen. Was wollen die angeführten Sammelmappenbeispiele, die 
vielleicht noch von den Kranken teilweise verdreht sind, besagen gegen die Legion 
falschgestellter Diagnosen und darum falsch behandelter Kranken von Seiten der Appro- 
vierten. Darüber ist sich doch jeder vernünftige Mensch klar, nachdem die ersten 
Specialisten den Kaiser Friedrich zu Tode diagnostiziert haben. Und die approbierten Natur- 
ärzte brauchen auch nicht hoch zu Roß zu reiten, da ja unser Organismus nicht mit einer 
Glaswand umgeben ist, so daß man genau sehen kann, wie jedes Rädchen läuft, und wo 
das Uhrwerk genau stockt. Wo lebt der Arzt, der noch keine falsche Diagnose gestellt har. 
Was sagt Herr Dr. Lahmann zur Diagnose der Leibärzte des Königs Wilhelm von Holland ?' 
Nie.mehr regierungsfähig! 28 Tage später nimmt er wieder das Scepter in die Hand — 
die Ärzte sind —. paff. Die Welt faßt das Wunder kaum. Seht, das hat die Naturheil- 
kraft ohne die Ärzte gethan! Also immer hübsch bescheiden! Da kam dieser Tage ein 
Herr aus der Straße zu mir, dem ein Approbierter vor 3 Jahren bei der Untersuchung, 
gesagt, er habe einen organischen Herzfehler. Der Mann hatte bis dahin sein Herz nie 
gefühlt. Nun wurde er Hypochonder und bekam die ärgsten Herzzustände. Zwei andere 
Aerzte diagnostizierten endlich ganz gesundes Herz, nur Nervosität. Solche Fälle dürfte Herr 
Dr. Lahmann jedenfalls auch,.genug in seiner Mappe haben. Aber ich weiß, Besitzer von. 
Heilanstalten hallen sich die Ärzte warm. Dafür müssen die Naturärzte über die Klinge- 
springen. So sehr uns der erste Teil des Dr. Lahmannffchen Aussatzes erfreut hat, so zu 
wider war uns sein Schluß. 
Aus der Küche. 
Über die richtige Zubereitung -er Gemüse. 
Um die Gemüse möglichst nahrhaft und wohlschmeckend zuzubereiten, bedarf es großer 
Aufmerksamkeit und Sorgfalt. Zunächst vermeide man bei fast allen das übliche Ab- 
brühen, weil ihnen dadurch nicht nur ein Teil ihrer wichtigsten Nährsalze, sondern auch 
ihres Wohlgeschmackes entzogen wird. Nur bei den grünen Blättern des Kohlrabi, beirrn
	        
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