Volltext: Der Naturarzt 1889 (1889)

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Bewegungen machen oder rasch ankleiden und 7 gehen, bis der Körper er 
wärmt ist. 
g. Man bade möglichst zu einer Zeit, während welcher die Bade 
stelle von der Sonne beschienen wird. Gesunden Personen bekommt das Baden 
zu jeder Tageszeit, selbst vor dem Schlafengehen, falls irgendwelche Gründe 
keine passendere Stunde gestalten. Sie gehen aber des Vorteils eines Sonnen 
bades verlustig. — Schwächliche, nervöse und zu Erkältungen neigende Per 
sonen sollten nur bei schönem und ruhigem Wetter baden. Wenn man 
das Baden ungünstigen Wetters wegen einige Tage aussetzt, so ist die 
Wirkung beim nächsten Male eine um so eindringlichere und wohllhucndere. 
h. Wie bei der Dauer des Bades, so richte man sich auch bei der 
Temperatur desselben nach der vorhandenen Nervenkraft. Der Gesunde, 
Kräftige wird mit Vorteil von Mitte Mai bis Mitte September bei jeder 
Temperatur baden können; schwächliche, nervöse Personen, jüngere Kinder je 
doch sollten nicht unter 16 —l8 Grad baden. Für sie ist ebenso wie für Herz- 
und Lungenkranke eine Ganzabwaschung mit tüchtiger Trockenfrottierung an 
einer sonnenbeschienenen Stelle der Badeanstalt dem Bade vorzuziehen. 
Tiefe Temperaturen überreizen die Nerven und führen wie jede Ucber- 
reizung zur Erschlaffung, die bei dem einen früher, bei dem anderen 
später eintritt. 
i. Ist man in der Lage, irr einem See (Fluß) mit klarem Wasser weit 
hinaus schwimmen zu können, so empfiehlt es sich, von Zeit zu Zeit einen 
Schluck Wasser in den Mund zu nehmen, dasselbe darin warm werden zu 
lassen und es dann durch frisches zu ersetzen. Diese „Mundbäder" sind ein 
wertvolles Mittel für die Belebung und Kräftigung der Schleimhäute des 
Mundes und der Nase. 
lr. Tritt nach den eisten Bädern das sogenannte „Badefriesel", eine 
heftigen Juckreiz verursachende Hautentzündung, auf, so stelle man das Baden 
nicht etwa ein, sondern nehme vielmehr im Laufe des Tages zu Hause noch 
eine Ganzabwaschung (Abreibung) mit 20° Wasser vor und lege über Nacht 
einen Leibumschlag um. Das Auftreten eines solchen Friesels ist Beweis da 
für, daß im Blute und in der Haut eine Menge unreiner Stoffe lagern, 
welche, durch das Baden aufgelockert, zur Ausscheidung gelangen wollen und 
dabei die Hautnerven mehr oder minder heftig reizen. 
l. Kinder unter 6 Jahren bade man im Freien (Garten, Hof) an 
einer sonnigen Stelle mit Wasser, welches einige Stunden den Sonnen 
strahlen ausgesetzt gewesen ist. 
m. In den nordischen Ländern fällt es auch in öffentlichen Badeanstalten 
niemandem ein, mit Badehosen re zu baden. Bei uns wird besonders von 
Mädchen und Frauen das Badezeug oft in einem Umfange getragen, daß 
die wohlthätige Wirkung des Wassers in ihr Gegenteil verkehrt wird. Selbst 
hier treibt die „Mode" schon ihre Blüten, und wenn es so wie bisher fortgeht, 
erleben wir es noch, daß die Damen mit Korsett und Tournüre baden gehen. 
Es sollte eine Trennung der Badeplätze außer für die Geschlechter 
auch für Alt und Jung eintreten und dann auf das Tragen von 
Badezeug verzichtet werden. 
II. 
Dem Seebade wird vielfach eine spezifische Wirkung, d. h. eine Ein 
wirkung besonderer Art bei gewissen chronischen Krankheitszuständen (Skrofeln, 
Blutarmut, Bleichsucht, Nervosität, Anlage zu Rheumatismus) zugeschrieben 
und dies auf seinen Gehalt an gelösten mineralischen Bestandteilen (Kochsalz, 
Bittersalz, Jod und Brom) zurückgeführt. Man glaubte früher, daß diese
	        
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