Volltext: Der Naturarzt 1888 (1888)

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verbrauchte Luft unten abzusaugen. Offenbar wird auf diese weise die frische Luft 
von außen mit der unter der Decke aufgespeicherten Wärme gemischt, und als eine ge 
sunde Luft beim Herabsinken zum Ein athmen und zur 
Ausnutzung gebracht! Gleichzeitig ersieht man aus diesem 
Vorgang, wie fehlerhaft das Oeffnen der Fenster und wie 
nutzlos die kostspieligen, nach oben schräg gerichteten Glas 
platten der Fenster sind — weil eben diese hier einströmende 
Außenluft sofort mit herabsinkt und als kalte und nicht 
vorgewärmte Luft an den Füßen entlang zum Ofen zieht. 
Die außerordentliche Einfachheit der Naturgesetze, 
welche wir hier in Thätigkeit sehen, gestattet auch, mit sehr 
geringen Unkosten dieselben zur Anwendung zu bringen, 
in den meisten Fällen genügen wenige Mark für ein Blechrohr 
zur Luftzuführung und für einen Schieber zur Absaugung. 
Leider haben unpraktische Gelehrte auf Grund „wissen 
schaftlicher Berechnungen" mit fabelhaft übertriebenen Ansprüchen bereits wieder eine 
große Verwirrung in diese Angelegenheit gebracht. 
Es genügt nach meiner Ansicht, wenn wir es dahin bringen, daß man beim 
Betreten eines von Menschen bewohnten Raumes mit der Nase nicht bemerkt, daß 
Menschen darin sind, hieraus entwickelt sich die Größe der Luftmenge, welche wir ein 
und abführen. — In zahlreichen Fällen werden die Anlagen dadurch vertheuert, daß 
man besondere Kanäle für Luftzuführung, für Absaugung und für die abziehenden 
Feuergase anlegt, unglaublich viel Röhren mit zahllosen Klappen findet man in vielen 
in dieser Art eingerichteten Gebäuden, deren Festigkeit oft genug durch solche über 
triebenen und ungerechtfertigten Anforderungen der Heiztechnik bedxoht wird; die Be 
dienung erfordert nahezu einen Professor, welcher die zur Anwendung gebrachten 
wissenschaftlichen Apparate gehörig beobachtet, danach ventilirt, regulirt und heizt! 
Es fehlt nicht viel und wir bauen einen großen Luftzuführungskanal von Italien 
durch die Alpen und vertheilen die so gewonnene Luft auf Schulen, Krankenhäuser, 
Irrenanstalten und Gefängnisse; die Luft vom Flur zu nehmen, wo doch auch keine 
schlechte Luft sein darf, erklären einzelne Gesundheitsfanatiker für unzulässig! Viele 
Bauten werden dadurch beeinflußt und erhalten lange Kanäle von außen her, welche 
allem Wechsel der winde ausgesetzt, jede geordnete und gesicherte Luftzuführung zer 
stören und den Staub oft viele Zentimeter hoch ablagern, weil Niemand diese Kanäle 
reinigt oder überhaupt reinigen kann! Die Anlage vom Flur dagegen kostet sehr wenig, 
ist immer übersichtlich und leicht zu reinigen. 
wollen wir gesunde Zustände allgemein für das Volk einführen, so müssen die 
Einrichtungen so billig und so einfach wie möglich sein! 
Aus diesem Grunde sollten die Bauordnungen für jeden von Menschen bewohnten 
Raum unter allen Umständen vorschreiben: 
\. eine Luftzuführung, aufsteigend an der Wandseite, wo die Heizung sich 
befindet, am besten zwischen Ofen und wand; 
2. eine Luftabsaugung am Fußboden oder unter demselben, letztere Anord 
nung ist zugleich die beste Sicherheit gegen Schwamm. 
Der Schornstein ist für letzteren Zweck vorzüglich geeignet, wenn man einen 
Ofen anwendet, der nur kurze Zeit gefeuert wird (System Born) und den Schornstein 
auf 2\ bis 23 Stunden frei macht für die Absaugung, die ja um so stärker ist, als der 
erwärmte Schornstein viel besser abzieht, als ein kaltes Rohr! Es genügt also die Be 
stimmung, für jeden Raum einen Schornstein, nicht unter 20 Zentimeter lichte weite, nie 
mals rechteckig, am besten rund, anzulegen; für Schulen, Krankenhäuser u. s. w., je nach 
Größe der Räume und Anzahl der Menschen, entsprechend größer oder mehrere solcher Rohre.
	        
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