54
— denn ,fmburg ist Universität — zur Hülfe gerufen worden, aber dennoch ist
er gestorben! Dies mahnt zum Nachdenken!
Germ Schluß dieses Artikels erhalte ich soeben ein Schreiben von
einem hochgestellten Herr»! in Kaden, das mit den Worten schließt:
„Leider ist Kaden ein rrzorthodoxer Staat, mo man noch blind an
die Staatsmedizin glaubt — viel« unser Prinz Ludwig — ein Fall,
der zum Himmel schreit!"
Ist es in andern Ländern anders?
Kurberichte aus der uon Zimmermann'scheu Raturheilanstalt
bei Chemnitz.
Von Dr. med. Max fööljiu, Anstaltsarzt.
(Eine unangenehme Begleiterscheinung der allgemeinen Nervosität sind Ächreib-
und Wadenkrämpfe, welch' letztere, wenn sie in der Nacht wüthen, zu den
unerquicklichen Ursachen der Schlaflosigkeit gehören. Herr Stadtrath L., eine am
hiesigen Orte sehr angesehene Persönlichkeit, war seit einiger Zeit, mit diesem höchst
lästigen Leiden behaftet, als er im Februar d. I. in unserer Anstalt Hülfe und (Er.
lösung suchte.
Line Gesammtuntersuchung seines Körpers ergab die normale Beschaffenheit
der (Organe, bis auf einen leichten Grad von Fettherz; die Angaben des Patienten
jedoch lauteten dahin, daß die obige Diagnose festgestellt werden konnte. In den
letztverflossenen 8 Nächten waren schlafraubende Wadenkrämpfe sehr schmerzhafter
Natur, eingetreten, so daß das Leiden ein hochgradiges genannt werden konnte.
Die Kur, welche sich bis zur völligen, sicheren Genesung nur auf 6 Wochen
erstreckte, bestand:
1. In einer milden Trockendiät.
2. In täglichen Beindampfbädern, mit darauf folgendem, abkühlendem Rumpfbade.
3. In Beinmassage, sich aus Knetungen, Klopfungen und Streichungen zu-
sammenfetzeud.
4. In Armmassage, der Beinmassage ähnlich, nur kam noch für die einzelnen
Finger die sogenannte „Handschuhfingermassage" hinzu.
6. In aktiver und passiver Massage und Gymnastik der ergriffenen Körpertheile.
Nach achttägiger Kur eröffnete mir Herr L., daß er die ganze Woche hin
durch nur ein einziges Mal von einem leichten, vorübergehenden wadenkrampf
befallen worden wäre und recht wohl geschlafen hätte. Auch mit dem Schreiben
ginge es etwas besser. Die nächsten 14 Tage reichten dazu hin, das sicherlich
unangenehme und sonst schwer zu behandelnde Leiden völlig zu beheben, ein be
redtes Zeugniß dafür, daß bei Nervenleiden der verschiedensten Art die Naturheil
methode schnell und vortrefflich arbeitet.
Gegenwärtig beherbergt die Anstalt einen Patienten, Herrn Färbereibesitzer
H. aus Lichtenstein, der hart von Ischias (Hüftweh durch Schmerzhaftigkeit des
Bein-Hüftnerven) befallen war und durch eine, der vorigen ähnliche Kur recht