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zu sein. Mit täglich drei ganzen Einpackungen und folgenden 10 Minuten langen
palbbädern von 22" komme ich gewöhnlich aus. Nur in seltenen Fällen habe
ich täglich bis zu 4 oder 5 Linwickelungen und folgenden kühleren yalbbädern
meine Zuflucht nehmen müssen.
Menu wir nun fragen, wie lange wir die ganzen Einpackungen liegen lassen
sollen, so werden wir darauf antworten: bis der Körper und der Wickel wieder
recht warn, geworden ist, — was man an der Wolldecke leicht fühlt — bis der
Patient beginnt in Schweiß zu kommen. Dies dauert bei verschiedenen Personen
verschieden lange Zeit ('/ 2 bis l 1 / 2 Stunden).
Mit ganzen Einpackungen und darauf folgenden palbbädern habe ich in den
letzten Jahren mehrere hundert Typhusfälle behandelt und dabei die glänzendsten
Resultate gehabt. Es ist mir dabei nur ein einziger Fall an einem Diätfehler
zu Grunde gegangen. Während im Anfang dieses hier noch neue Verfahren be
sonders von den Kollegen heftig angefeindet wurde, ist es jetzt bei uns soweit
gekommen, daß auch diese jetzt ihre Typhuskranken fo behandeln müssen, da die
Kranken sich sonst sofort der alten Rezeptbehandlung entziehen. Auch bei Lungen
entzündungen, Gelenkrheumatismus, Masern, Scharlach, Diphteritis rc. fängt man
bei uns besonders in den gebildeten Kreisen an, mehr der natürlichen Behandlung
mit Bädern und Linwickelungen zuzuneigen und ich habe dadurch schöne Resultate,
manches alte vorurthetl bekämpft, und schon viele Gegner gegen die alte Rezept
medizin gewonnen.
In 50 Jahren wird es sicher soweit gekommen sein, daß die meisten so
genannten Fiebermittel, wie das Chinin, das salicylfaure Natron, das Antipyrin rc.rc.
fast vollständig von der Bildfläche verschwunden sind. Diese sogenannten Fieber
mittel nützen nichts gegen das Fieber, was man ja mit dem Thermometer beob
achten kann, sie wirken sogar giftig, bringen einen Lollaps, eine Erschlaffung der
Herzkraft hervor und Millionen von Menschen, welche ohne diese Mittel bei der
betr. fieberhaften Krankheit ihre Herzkcaft behalten hätten und vom Tode errettet
worden wären, sind gerade durch diese Mittel, durch die Rezeptmedizin zu Grunde
gegangen.
Ich erinnere mich nn einen berühmten Professor der Straßburger
medizinischen Fakultät, der nie etwas von der Nezeptmedizin hielt
und in seinen Vorträgen am Krankenbett zn uns Studenten sagte:
„Meine Herren, wenn Sie einen schwachen Fieberkranken tödtcu
wollen, so geben Sie nur Chinin oder saticylsaures Natron. Er wird
dann sicher kollabiren nnd zu Grunde gehen."
Gericht ans der von Jimmermann'fchen Naturheilanjtalt
bei Chemnitz.
Von Dr. med. Nöhm, Anstaltsarzt.
Die Mehrzahl der Kurgäste der Anstalt waren bisher solche, welche mit
chronischen Leiden behaftet waren, indeni dieselben in der Regel erst dann in die
Naturheilanstalt gehen, nachdem sie durch langjährige Arznei- und Bäderbehandlung