Volltext: Der Naturarzt 1888 (1888)

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schwunden und das einzige Söhnchen des IÄbrikdirektors war zur großen <freude 
seiner Litern nach 3 Tagen wieder vollständig hergestellt. Durch das ableitende 
Verfahren konnte die beginnende Gehirnentzündung noch rechtzeitig in der Ent 
wicklung verhindert werden. 
In Betreff meiner Verordnung der kalten Aufschläge auf den Kopf und die 
Schlagadern des Halses, wodurch bei dem Kinde eine Zusammenziehung der Blut 
gefäße und eine verminderte Zufuhr von Blut nach dem Gehirn hervorgerufen 
werden sollte, möchte ich noch erwähnen, daß auch Professor Winternitz gegen die 
Anwendung von Eisblasen sich ausspricht. Durch die zu große Kälte des Eises 
tritt nämlich gerade das Gegentheil von dem ein, was man bezwecken will, statt 
eine Verengerung, welche durch die kalten Umschläge entsteht, wird durch das Eis 
eine Erweiterung der Blutgefäße, also vermehrter Blutzufluß nach dem Gehirn, 
bewirkt. Legt man einem Kaninchen ein Stückchen Eis auf das E>hr, so wird dieses 
zuerst blaß (Verengerung der Blutgefäße), dann aber schon nach wenigen Minuten 
intensiv geröthet, ja blauroth (Erweiterung der Blutgefäße). So kommt durch 
das Eis, statt, wie viele glauben, weniger, immer mehr Blut nach der betr. Stelle. 
Cs kommt schließlich nach längerer Einwirkung von Eis durch Blutüberfüllung 
kalter Brand, Gangrän, Zugrundegehen des betr. E>hres zu Stande. Durch die 
Eisblasen wird darum von den Aerzten gerade das Gegentheil erreicht von dem, 
was man zu erreichen glaubt, statt einer Verengerung der Blutgefäße eine Er 
weiterung derselben, also Blutüberfüllung. Die Wirkung der Eisblase ist also 
gleichbedeutend mit künstlicher Verschlimmerung der betr. Krankheit, mit Blutüber- 
füllung, Gangrän, Tod, des betr. Körpertheils. 
(Schluß folgt.) 
Impfschutz und Sanitiitspflege. 
von Alfred Litt von Lilienbach. 
Die Verfechter der Impflehre gründen ihren Glauben an die Wirksamkeit der 
Schutzpocken-Impfung hauptsächlich auf die einer näheren Prüfung freilich nicht 
unterzogene Behauptung, daß in England vor dem Jahre 1800 auf I Million 
Einwohner 3000 an den Pocken starben, von da an aber, also seit Einführung 
der Ienner'schen Impfmethode, eine rasche Abnahme der pockensterbefälle konstatirt 
werden könnte. — Wie unsicher die Grundlage ist, auf welcher diese Beweisführung 
ruht, geht u. A. aus der Vergleichung mit der in Indien vor und nach Ein 
führung der Impfzwanggesetze herrschenden Pockensterblichkeit hervor. Wir entnehmen 
dem von der britischen Regierung eben jetzt herausgegebenen, mit seltener Unpartei 
lichkeit abgefaßten Blaubuche, welches den „Bericht über die Sanitätsmaßregeln in 
Indien in den Jahren 1884—1885" enthält, daß in Oritisch-Judieu das Ver 
hältniß der pockensterbefälle (auf 1 Million Einwohner bezogen) in den 8 Jahren 
von 1877—1884 folgendes war: 1010, 1690, 1040, 370, 390, 420, 1171, 1680. 
Die Durchschnittszahl beträgt 970. Diese aus amtlichen Registern entnommenen 
Zahlen lassen die Unwahrscheinlichkeit jener 5000 pockensterbefälle auf 1 Million 
Einwohner in England im grellen Lichte erscheinen, umsomehr, wenn wir bedenken»
	        
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