Volltext: Der Naturarzt 1888 (1888)

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die betreffenden Impfärzte wegen fahrlässiger Tödtung bezw. Körperverletzung verklagt, 
wobei zugleich Antrag auf Bußezahlung seitens der Aerzte bis *9000 Mark nach § 23 \ 
des Str.-Ges.-B. gestellt ist. 
Zur Illustration, wie hier von Seiten der Polizei den Bestrebungen des Natur 
heilvereins entgegengearbeitet wird, möchte ich noch Folgendes anführen. Dr. Gerland 
hatte, eigener Aussage zufolge, an das hiesige Regimentskommando berichtet: „der 
Oerein huldige sozialdemokratischen Bestrebungen", weshalb den Soldaten der Besuch 
unseres Oereinslokals verboten und vom betreffenden Wirth unserm Oerein das Oer 
sammlungslokal gekündigt wurde, auch ein Oereinsmitglied aus Furcht vor Geschäfts 
verlust seinen Austritt anzeigte. Der Polizeidirektor suchte seinen Bericht dadurch zu 
begründen, daß vereinsseitig Einladungen an Krankenkassenvereine geschickt seien, in 
welchen zum Theil sozialdemokratische Mitglieder sich befänden. Da unser Oerein sich 
weder um die Politik noch Konfession seiner Mitglieder kümmer-t, sondern lediglich die 
Gesundheitspflege im Auge hat, so kann derselbe ebenso wenig für die politischen An 
sichten seiner, als wie der Mitglieder anderer Oereine verantwortlich gemacht werden, 
als auch Dr. Gerland gewiß nicht dafür verantwortlich gemacht sein will, daß in Hildes 
Heim unter seiner Polizeiverwaltung Anhänger der Oolksregierung (Sozialdemokraten) 
verkehren. Gleichzeitig sei bemerkt, daß der Polizeidirektor, weil wir im Jahre \886, 
um unsere Mitglieder zu belehren, das Impfgesetz besprachen und ministerielle Oer- 
fügungen verlasen, auf Grund dieser Besprechungen unsern Oerein für einen politischen 
erklärte und die Frauen aus den Versammlungen ausweisen ließ, und endlich noch die 
Oerlesung der von A. w. Securius in Wiesbaden herausgegebenen Schrift: „wie 
schützt man sich in erlaubter weise vor Pockenimpfvergiftung", als eine Aufreizung 
gegen das Gesetz erklärte und bei Wiederholungsfällen mit Bestrafung und Schließung 
des Oereins drohte, über welches Verfahren des Dr. Gerland die hiesigen Aerzte froh 
locken und unsern Verein bereits vernichtet wähnen. 
Einen Kommentar zu diesem verfahren mögen die geehrten Leser dieser Zeilen 
sich selbst gefälligst machen. 
Vereins -Vachrichten. 
E^ipzig. Im I. verein für Naturheilkunde sprachen Herr Scheffler - Eilenburg 
über den Stoffwechsel in seiner Bedeutung für die Erhaltung und Wiederherstellung 
der Gesundheit und Herr pickert - Plauen über: „welches ist die beste teilweise?" mit 
großem Beifall. 
Egeln. Nachdem Herr koch - Magdeburg mehrere Vorträge gehalten, hat sich 
auch hier ein Naturheilverein mit bis jetzt 53 Mitgliedern gebildet, hoffentlich wird 
derselbe auch ferner wachsen und gedeihen, trotzdem man hier im Allgemeinen das Alte 
für unumstößlich hält. 
Nachdem wir am 29. Juli das Stiftungsfest gefeiert hatten, woran 
viele eingeladene Gäste aus den Brudervereinen Meerane, Lrimmitzschau, Gablenz, 
Frankenhausen, Schmölln und Altenburg theilnahmen, hielt am 22. Oktober Herr 
Dr. Neumann-Dresden einen höchst interessanten und fesselnden Vortrag über Nerven 
leiden und erntete wohlverdienten Beifall. 
Döhlen. Die in den hiesigen Krankenkassen ventilirte Frage, ob Naturheil 
kundige bei Krankheitsfällen zuzulassen seien, gab uns Veranlassung, auf die Kranken 
kassenmitglieder propagandistisch einzuwirken. Es wurde deshalb in 500 Exemplaren 
das Flugblatt des Herrn Voigt: „welches Mittel muß man anwenden, um volle Kranken 
kassen zu haben?" vertheilt und Herr Dr. Böhm veranlaßt, einen Vortrag über die 
Frage: „Welche Heilmethode ist die vorteilhafteste für die Krankenkassen?" zu halten.
	        
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