150
strengungen hervorgerufen, sondern auch eine übertriebene Benutzung dev
Geisteskraft des Rindes , wirkt in gleicher Weise aufregend und schwächend auf
die Nerven. Man verfährt bei der Erziehung und Bildung der Rinder viel zw.
wenig vorsichtig und sfstematisch, und bedenkt nicht, wie schädlich namentlich das
gleichmäßige Belasten des kindlichen Geistes mit einer größeren Menge von
zu lernenden Dingen ist, welches ein gründlicheres und länger währendes
Denken, Unterscheiden und Merken bedingt, als das Erlernen nur weniger
Fächer.. Jedes gesunde Rind besitzt von Hause ein lebhaftes Temperament,,
welches schnelle Abwechselung von Bewegung und Ruhe, fortwährende Ver
änderung in den -ihm sich darbietenden äußeren Erscheinungen verlangt, so daß.
ein anhaltendes Nachdenken über ein und denselben Gegenstand und langes
Ausharren auf ein und demselben Eitze seiner Natur äußerst zuwider ist. Das
Rind ermüdet in einem solchen Falle ungewöhnlich schnell, und in dem Rampfe-
mit sich selbst zum Zwecke der Bemeisterung der natürlichen Erschlaffung thut es
sich einen höchst gefährlichen, seinen Nervenzustand sehr bald zerrüttenden Zwang,
an. Eins der wichtigsten, schon in der Rindheit beginnendes, die Nervenkraft
schwächendes Laster, auf dessen Verhütung man nicht ängstlich genug bedacht
sein kann, bildet die Onanie oder Selbstbefleckung, jene Ausartung des Ge
schlechtstriebes, bei welcher durch äußere Reize an den Geschlechtsorganen-
wollüstige Gefühle und die äußerste Nervenaufregung erzeugt werden. Junge-
Eheleute, welchen das Glück bevorsteht, Eltern zu werden, können nicht nach
drücklich genug darauf aufmerksam gemacht werden, daß eine der wichtigsten,/
ihre elterliche Obhut bildenden Pflichten darin bestehen soll, auf Alles zu achten,
was gewissermaßen wie von selbst ihre Rleinen von einem gewissen Alter an
leicht zu solch gefährlicher Gewohnheit führen kann. Vor allen Dingen mögen
sie Alles zu vermeiden suchen, was dieselben an Rörper und Geist verweichlichen
kann. Dazu gehört zunächt die Fernhaltung aller schwer verdaulichen, reizen--
den und aufregenden Speisen und der Federbetten, welche durch wollene Decken
zu ersetzen sind. Ferner sehe man darauf, daß die Rinder zur Nachtzeit nie-
die Hände unter der Decke haben, daß durch unpassende Rleidung die Geschlechts
organe nicht gereizt und gepreßt werden, was aber auch durch das Reiten auf
Stockpferden, durch Uebereinanderschlagen der Schenkel beim Eitzen und durch
andere Veranlassungen geschehen kann. In den Schulen ist es Sache des
Lehrers, auch in dieser Einsicht über seine Schüler zu wachen; denn was die
oben angedeuteten Ursachen früher nicht vermocht haben, das kann jetzt in dev
Schule leider die Verführung nachholen wollen. Der scharfe und prüfende-
Blick des. Lehrers vermag sehr bald den Verführer und Verführten so weit
hfrauszufinden, um sie noch genauer in ihrem Thun und Lassen, in ihrem Ver>
kehr mit einander verfolgen zu können. (Fortsetzung folgt.)
Verkennung der Nntnrheilkunde.
Non Prof. fj. Mund in Hannover.
So weit sind wir glücklich gekommen, daß von ^vielen, dem Naturheil--
verfahren noch fernstehenden Bewohnern großer und kleiner Städte bescheiden.