Volltext: Der Naturarzt 1887 (1887)

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ein zu Grunde liegendes constitutionelles Leiden (Syphilis chronischer Tripper, 
Gicht u. s. w.) beseitigt werden konnte. Wer an chronischem Blasencatarrh leides 
soll sich mit Geduld wappnen; denn meist ist es der Mangel an Ausdauer, der 
einen Erfolg vereitelte. — Während der in einer der ersten Nummern dieses Jahr 
gangs beschriebene Fall auf dem Loden der Gicht entstanden war und — wie 
wir durch Mittheilungen seitens des Patienten wissen — sich trotz kurzer Lur bis 
heute sehr gut gehalten Hatz bestand in dem heutigen (fall rheumatische Anlage. 
Herr p. aus g. t 45 Jahre, hatte schon vor vier Jahren, nachdem ein heftiger 
rheumatischer Anfall vorausgegangen war, einen Blasencatarrh durchgemacht. 
Schon damals waren Lefchwerden beim Wasserlassen aufgetreten, so daß das Wasser 
oft mittelst Eatheters abgenommen werden mußte. Ende Januar d. I. trat nach 
abermaligem rheumatischen Anfall ein neuer heftiger Blasencatarrh, verbunden mit 
Stuhlverhaltung und blutigem Stuhlgang auf. Das Eatheteriflren war sehr häufig 
nöthig, da Llasenkrampf bestand. Schmerzen bestanden nicht, nur leichter ständiger 
Druck in der Llasengegend. Patient litt, wie stets im Frühjahr, auch an Forun- 
kulofe, als Ausdruck allgemeiner Ernährungsstörung, wie denn auch der Magen 
nicht in normalem Zustande war. Endlich bestand noch Emphysem (Lungenerweite- 
rung). — Trotz konsequenter Anwendung nächtlicher Leibumschläge bezw. von 
D Linden, von wöchentlich zweimaligen Ganzpackungen und zweimaligen pneu 
matischen Schwitzbädern, von täglichen warmen Sitzbädern, die den Llasenkrampf 
beseitigen sollten, rationeller Trocken- bezw. vegetarischer Diät blieb, von kleinen 
Schwankungen abgesehen, das Befinden während der ersten zehn Tage das gleich 
schlechte. Die Ursache des dauernden Reizzustandes war vielleicht der Umstand, 
daß durch mangelnde Sorgfalt beim Selbstcatheterisiren Gährungserreger in die 
Blase gekommen waren; denn unter dem Microscop zeigten sich zahlreiche Bakterien 
und Eokken im Harne. 
plötzlich am elften Tage der Behandlung trat ein völliger Umschwung ein, 
so daß der Patient nach vierzehn Tagen nur noch mit Mühe zu bereden war, nicht 
leichtsinnig die Eur zu unterbrechen. Länger als weitere acht Tage konnten wir 
ihn nicht halten; dann aber auch als geheilt entlassen. — Daß in so kurzer Zeit 
ein Erfolg erzielt wird, ist, wie erwähnt, selten. Eine Dame aus H., die — ur 
sprünglich wegen eines anderen Leidens acht Wochen bei uns war, konnte von einem 
ähnlichen Eatarrh, der auch durch unreines Eatheteristren verschlimmert war, nicht 
geheilt werden, da sie leider nicht die Geduld hatte, länger auszuhalten, während 
Vielleicht einige Wochen mehr ihr Heilung gebracht hätten; denn das ursprüngliche 
Leiden war ein Hinderniß der Heilung des Blasencatarrhs, da der Ernährungs- 
und üräftezustand ein energisches Eingreifen erst in den letzten Wochen gestattete. 
„Geschlossener Mund erhält gesund." 
' von Dr. ph. Carl Nrmnaun. 
Die Sprichwörter und sprichwörtlichen Redensarten sind bekanntlich ihrem 
Wahrheitsgehalte nach sehr verschieden, je nachdem sie entweder als ländlich-sittliche 
Wahrheit und Unwahrheit nicht berücksichtigende, gewohnheitsgemäße Aussprüche»
	        
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