Volltext: Der Naturarzt 1887 (1887)

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völlig abgesperrt ist, dann wird eine Schale mit '/ 4 Liter brennenden Spiritus, 
gerade unter den Sitz des kranken geschoben, einen so reichlich fließenden Schweiß 
erzeugen, daß der Fußboden davon naß wird, wo dann, wie oben angegeben, 
durch Einwickeln und Abreiben die Kur beschlossen wird. Am Tage des Gebissen- 
seins angewendet, genügt ein Schwitzbad, sind aber schon mehrere Tage nach deni 
Biß verlaufen, dann würde die Schwitzkur an zwei folgenden Tagen zu wieder 
holen sein. Selbst Wochen nach dem Biß, wo schon Fieberschauer den Patienten 
durchrieseln, wird das Schwitzbad, richtig angewendet, sich als sicheres Rettungs- 
Mittel bewähren. Wie beim Äifi von einem tollen Hnud wird es auch lici dem 
giftigerÄrhlangen angewendet. In beiden Fallen, wo jede Täuschung ausgeschlossen 
war, habe ich die Heilwirkung selbst erprobt. Indem ich dies zum Wohle meiner 
Mitmenschen veröffentliche, wünsche ich die Blicke von dem schwindelhaften franzö 
sischen Impfverfahren abzulenken." 
Ein anderer Fall, von Pricßnih selbst herrührend, ist noch weniger bekannt. 
In Ehr. Griems „Selbstarzt" (Quedlinburg, gedruckt ohne Jahreszahl) zweite 
Auflage, Seite 160 heißt es wie folgt: „Prießnitz hat nicht Gelegenheit gehabt, 
Menschen von dieser Krankheit (nämlich Tollwuth) befallen zu behandeln. Aber 
er hat einen Versuch an einein tollen Hunde gemacht und folgendes Resultat, wie 
Dr. Krause erzählt, gewonnen. Cr ließ einen Hund, an welchem sich die ersten 
Spuren der Hundswuth zeigten, so anbinden, daß er sich nicht losreißen konnte, 
und erwartete so den vollen Ausbruch der Krankheit, um durchaus keiner Täuschung 
über den Erfolg des Verfahrens, das er anzuwenden beabsichtigte, unterworfen zu 
sein. Als alle Symptome der Hundswuth eingetreten waren, begann er von Zeit 
zu Zeit das gefesselte Thier mit kaltem Wasser aus großen Gefäßen zu überschütten. 
Die krampfhaften Anfälle steigerten sich auf eine furchtbare Höhe, nichts desto 
weniger fuhr er mit den zeitweiligen Begießungen fort, bis ein furchtbarer Schüttel 
frost sich einstellte, dem, als er gewichen, bald ein merklicher Rachlaß in den 
krampfhaften Erscheinungen folgte. Das Thier wurde ruhig, lag sichtlich ermattet 
da, während reichlicher Geifer von der aus dem offnen Rachen hängenden 
Zunge herabzuflicßeu begann. Die Symptome der Tollheit waren vollstän 
dig gewichen. Das Thier wurde noch einige Zeit durch sorgfältiges Zudecken 
in diesem Zustande des Schmitzens erhalten, darauf demselben frische Milch vorge 
setzt, die es begierig aufleckte. Rach nochmaligem Bade schmeckte demselben das 
vorgesetzte Fressen und das frische Wasser vortrefflich. Der Hund war geheilt. 
Wiederholte Versuche mit andern Hunden bestätigten vollkommen die bereits ge 
machte Erfahrung." 
Soweit Krause. 
Wollte man also bei einem, von einem tollen Hunde gebissenen Menschen, 
bei dem wegen eines Lungen- oder Herziillelp ein Dampfbad nicht angewendet 
werden darf, dieses verfahren in Anwendung bringen, so wäre es nur dahin zu 
modificiren, daß anstatt der häufigen Uebergießungen mit kaltem Wasser bis zum 
Eintreten eines Schüttelfrostes, die in neuerer Zeit außer Gebrauch gekommenen 
und ziemlich vergessenen sogenannten „firbererzengendcn Haldliäürr" in An-
	        
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