Volltext: Der Naturarzt 1887 (1887)

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Obgleich ich eine sehr reiche Erfahrung in dieser Beziehung habe und fest überzeugt bin, daß 
die von mir empfohlene Behandlungsweise unvergleichlich besser ist als die Anwendung von Btut- 
igeln, Einreibungen von Jod, Opium,'Chloroform u. s. w., so würde es mir doch außerordentlich 
lieb sein, wenn diejenigen meiner Leser, die durch die erstere Befreiung von ihren Schmerzen und 
von der Gefahr einer ^fistelbildung erlangten, mich per Karte davon benachrichtigen wollten. 
Ziemlich ähnlich dem eben erwähnten Verfahren war das bei dieser Patientin, 
d. h. ich ließ dieselbe fast fortwährend, bestimmt aber die ganzen Nächte hindurch 
eine dicke feuchte Kompresse, die natürlich mit einer lloch größeren trockenen bedeckt 
wurde, tragen. Zu Anfang ließ ich die feuchten Kompressen häufiger wechseln, 
um den etwa int akuten Zustand befindlichen Entzündungsprozeß zu bekämpfen, 
später aber Stunden lang, ja die ganze Nacht hindurch, auf der leidenden Stelle 
tragen, und zur Ableitung von der bedrohten Stelle die Hautthätigkeit anregen 
und zwar durch l'/? —2 Stunden dauernde ganze Einpackungen aus der Bettwärme 
des Morgens heraus mit darauf folgender feuchter Abreibung. Bei großer Ruhe 
und Schonung des kranken Beines ließ ich eine streng vegetarische Diät beobachten. 
Nach dieser allerdings etwas langdauernden Kur — denn es vergingen ziemlich 
6 Monate — ist die Patientin vollständig von ihrem Uebel befreit, denn sie hat 
weder Schmerzen beim 2lufstehen noch beim Gehen, das Lein ist viel kürzer ge 
worden und man merkt nur noch einen etwas schleppenden Gang, der aber schon 
seit der frühesten Kindheit bestanden haben soll. Außerdem ist die nässende Flechte 
an der vorderen Seite des linken Schienbeins, an der die Patientin Jahre lang 
laborirt und mancherlei dagegen gebraucht hatte und welche die Größe von einem 
Handteller erreicht hatte, gänzlich verschwunden und das ganze 2!usfehen der 
skrophulöfen Kranken ist ein viel frischeres und gesunderes geworden, so daß die 
Patientin jetzt wieder ihre frühere Stelle angenommen hat und zur Zufriedenheit 
verwaltet. 
Beiträge zur Behandlung der Diphteritis und sonstigen 
BtutvergistungsKranKheiten. 
Von Leopold Großbcrgcr, Ausüber der Uaturheilpraxis in Chemnitz. 
(Fortsetzung). 
Ich resümire meine Behandlungsmethode der Diphteritis dahin: Den Tag 
und die Nacht theile ich in 4 Theile. Auf jede 6 Stunden ordne ich eine Haupt- 
curmanipulation an. werde ich z. B. um 4 Uhr Nachm, zu einem diphteritis- 
kranken Kinde gerufen und finde ich dessen Temperatur (nachdem ich das Celsius- 
thermometer ca. 10. Minuten lang in dessen fest angedrückter bloßer Armhöhle 
habe ruhen lassen), 39° oder darüber, so verabreiche ich ihm zunächst ein laues 
Klystier und nach erfolgter 2lusleerung ein temperirtes Halbbad mit einer darauf 
folgenden vierfachen nassen Rumpfpackung. Nach 6 Stunden, das wäre in diesem 
Falle um 10 Uhr Nachts, wird die Temperatur des Kindes von dessen Eltern, 
denen ich ein Maximalthermometer leihweise zurückgelassen und ihnen die Gebrauchs 
anweisung ertheilt habe, wieder gemessen und nach dem Temperaturbefund ver 
fahren. Lei 39 0 und darüber: entweder wieder ein Halbbad mit einer darauf
	        
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