Volltext: Der Naturarzt 1887 (1887)

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Magenleiden. 
ii. 
(Siehe Volksarzt 1885, Nr. 12.) 
Heilung eines doppelten Magengeschwürs. 
von Sänitätsrath Dr. Meyner, Alberisbad b. Chemnitz. 
Frau Gutsbesitzer Karoline Rudolph aus Seifersbach bei Mittweida litt nach 
der Diagnose mehrerer Aerzte seit 2 Jahren an zwei Magengeschwüren und war 
trotz mannichfachcr (medizinischer) Kuren nicht nur nicht geheilt, sondern auch bis 
zum Skelett abgemagert und so elend, daß Jedermann an ihrem Iviederaustommen 
•> zweifelte. Die Herzthätigkeit war so geschwächt, daß die Extremitäten beständig 
eisig kalt waren. Alles Genossene wurde wieder erbrochen, so daß der Ernährungs 
zustand, wie angedeutet, immer mehr zurückkommen mußte. Am 26. November 1883 
trat sie in meine Anstalt ein. Zunächst richtete ich mein Augenmerk auf die Diät. 
Patientin durfte nur solche Nahrung genießen, welche sie voraussichtlich ohne Be 
schwerden bei sich behielt, nämlich in flüssigem Zustande; und zwar: früh 7 Uhr 
eine Griessuppe mit etwas Lutter bereitet, doch ohne Salz; um 9 Uhr eine Tasse 
Warmbier mit einem Ci; Nlittags wie früh nur eine Griessuppe, Nachmittags um 
5 wieder Warmbier und Abends nochmals Griessuppe. So wunderlich, wenn nicht 
lächerlich einseitig dieses Regime dem Nichtkenner erscheinen mag» so wohlthätig 
wirksam erwies cs sich in diesem Falle; denn nur noch rinmal erbrach die Kranke 
und dies war auch überhaupt das letzte Wal. In der zweiten Woche traten zu 
dieser Diät, welche sich im übrigen gleich blieb, Mittags lireiförmige Speisen, 
also Reis- und Griesmus, Ciernudeln und dergl. In der dritten Woche annähernd 
unsere gewöhnliche gute vegetarische Diät, nämlich früh und Abends 1 / 2 Liter- 
frische Milch (allerdings nnr erste Dualität!) mit Weißbrot oder Semmel und 
etwas Apfelmus; Nachmittags eine Suppe, leichtere Gemüse und Kompott. Später 
begann sie auch etwas Schrotbrot zu essen; doch blieb im übrigen das Regime 
nun fast stets dasselbe. 
Um die Haut anzuregen und die Körperwärme zu heben, gab ich täglich ein 
Dunstbad (mildes Kastendampfbad) mit lauer Abreibung, später mit mehrstündiger 
Rumpfpackung; außerdem Nachts einen Leibumschlag. So einfach diese Kur war, 
so eklatant war der Erfolg derselben. Zunächst gewann die Patientin schon in der 
zweiten Woche eine heitere, hoffnungsvolle Stimmung. Muskulatur und Kräfte 
nahmen von Woche zu Woche zu, so daß Patientin schon wieder längere Wege 
(nach der Stadt Chemnitz) ohne große Ermüdung machen konnte. Kurz, nach 
achtwöchiger Behandlung hatte sie ein jugcndfrisches, blühendes Aussehen und konnte 
die Anstalt gesund verlassen. Während sie vor der Kur an wirthschaftlichen Arbeiten 
gar nicht mehr theilnehmcn konnte, übernahm sie dieselbe nun in ihrem vollen Um 
fange und erfüllte — wie ein kürzliches Schreiben von ihr meldet — noch heute 
alle ihre anstrengenden häuslichen Obliegenheiten.
	        
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