Volltext: Der Naturarzt 1887 (1887)

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Ein Kurerfolg, erzielt in -er von Zimmermann'fchen 
Naturheilanstalt zu Chemnitz. 
Mitgetheilt vom Kurgast E. 
Daß Gesundheit das höchste der Erdengüter ist, ohne welches selbst die 
kostbarsten Gaben in der Regel werthlos für uns sind, weiß Jedermann. Erhal 
tung der Gesundheit muß daher die heiligste Pflicht gegen uns selbst, Wieder 
gewinnung dieses kostbaren Gutes, wofern es verloren, das heißeste Sehnen des 
Erkrankten sein. Aber mie erlangt man die verlorene Gesundheit wieder? Es 
giebt verschiedene Heilmethoden: aber nur eine führt, wenn überhaupt noch Heilung 
möglich ist, zum erwünschten Ziel. Daß dies die „Naturheilmethode" nur ist, 
das ist den Lesern d. Bl. nichts neues. 
Ich war sehr krank.*) Meine Verdauung war gründlich gestört, meine Gäste 
mischung verdorben, der Schlaf floh meine Lagerstätte; ich magerte von Tag zu 
Tag ab und hatte allen Lebensmuth und alle Lebensfreudigkeit verloren. 
Mt fieberhafter Sehnsucht wartete ich auf die Eröffnung der von Zimmer- 
mann'schen Raturheilanstalt zu Ehemnitz. Berechtigten doch die über die Ein 
richtung dieser Anstalt veröffentlichten Berichte zu den größten Erwartungen. Roch 
vor Eröffnung der Anstalt consultirte ich den Anstaltsarzt Herrn Dr, Labmann. 
Meine Erwartungen, die ich von diesem Herrn hatte, wurden übertroffen. Ich will 
über Einzelheiten hinweggehen und nur bemerken, daß es Herrn Dr. Lahmann 
durch die Art seiner Untersuchung, durch freundliche, zuversichtliche Zusprache sofort 
gelang, mein vollstes vertrauen zu gewinnen. Mir war sofort klar geworden, und 
es wurde diese Ueberzeugung immer mehr befestigt: ich befinde mich in den Händen 
eines Arztes, wie er fein soll, eines Arztes, der sein Augenmerk nicht nur auf den 
physischen Menschen richtet, sondern der den ganzen Menschen umfaßt, der versteht, 
das gebeugte Gemüth zu heben, den Verzagten zu ermuthigen. Die schriftliche 
Verordnung, die ich bei meinem Eintritt in die Naturheilanstalt erhielt, lautete: 
„Keine Suppe, nichts zum Mittagsessen trinken, Morgens l Tasse Getränk, Abends 
'/ 4 Liter Getränk, sonst nur bei stärkerem Durst feinen Schluck) Wasser trinken. 
Gar bald gewöhnte ich mich an diese Diät, umsomehr, als ich nach meiner alten 
Gewohnheit ff'Ieisch essen durfte, und auch der Genuß grünen Salats und Kom- 
pots mir gestattet war. — Ich befolge noch heute außerhalb der Anstalt jene 
Vorschrift und befinde mich dabei wohl. Anfangs ging's freilich nicht so leicht, 
und der „bei stärkerem Durste erlaubte Schluck" mußte öfters genommen werden. 
Der Kontrast war eben ziemlich bedeutend: vordem nach medicinärztlicher Verord 
nung als Getränk täglich ca. 3 Liter süße Milch oder Buttermilch, — und jetzt 
des Abends y 4 Liter Bier. — Und der (Erfolg? Derselbe war ganz eminent. 
Schon nach wenigen Tagen stellte sich ein Appetit ein, den alle Schüsseln der 
wohl besetzten Tafel zu fürchten Ursache hatten. Der lang entbehrte, kräftigende 
Schlaf stellte sich wieder ein, und trotz des täglichen Schmitzens im „pneu 
matischen Lade" erreichte die früher constant fortschreitende Abmagerung ihr 
*) Der Name ist in der Redaktion zu erfahren.
	        
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