Volltext: Der Naturarzt 1887 (1887)

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Kurberichte aus der vou Zimmermann scheu Natur- 
heilanstalt in Chemnitz. 
von Dr. med. H. Lahmann, dirig. Arzt. 
III. 
Ein Fall non plötzlicher Ätimmbandlähmung und gleichzeitiger 
Magencrweiterung. 
HerrF. aus Berlin, Künstler, erlitt im September 1886 durch zu heftigen 
Sprachgebrauch im Zorne plötzlichen Verlust der Stimme, so daß er sich nur noch 
durch Flüsterstimme ohne Vokalklang verständlich machen konnte. Er wartete 
14 Tage, da er an eine gewöhnliche, nur zufällig stärkere Heiserkeit glaubte. Als 
aber die Stimme nicht besser wurde, wandte er sich an Prof. T., der bei der 
Spiegeluntersuchung eine Lähmung des linken Stimmbandes constatirte. 
Dem Patienten wurde als einziges Mittel die Anwendung der Elektricität 
angerathen. Er schaffte sich einen Elektristrapparat an und executirte täglich die 
elektrische Stimmbandreizung, welche auch den momentanen Erfolg hatte, daß 
Patient während der Einwirkung des elektrischen Stromes manchmal etwas sprechen 
konnte. Während der Zwischenzeit stellte sich jedoch heraus, daß absolut keine 
Aenderung in dem Zustande erzielt wurde. Nach 8 Wochen konnte Prof. T. dem 
Patienten nur die wenig tröstliche Versicherung geben, daß es vielleicht in Jahr 
und Tag mit ihm besser gehen würde. 
In der ll. Woche entschloß sich dann Herr F. zu einer Eur in Ehemnitz. — 
Lei der ersten Untersuchung konnte ich ihm keine positiven Zusagen machen, da ich 
mir über die Ursache der Lähmung noch kein rechtes Bild machen konnte und die 
übrigen Verhältnisse des Körpers — es bestand ein starker Blähhals, eine beträcht 
liche Wagenerweiterung, in Folge dessen eine ganz ungenügende Ernährung und 
bei der Verdauung (vhnmachtsanwandlungen als Zeichen mangelhafter Blutzufuhr 
zum Gehirn — auch vor Allem ein Wort mitreden mußten. „Wir wollen ver 
suchen, was sich in einem so complicirten Fall thun läßt" sagte ich, und der Patient 
ging gerne darauf ein. 
Weine Idee war, daß in Folge der ungenügenden Ernährung auch die 
Gefäße ungenügend ernährt seien und bei der Kraftanstrengung im Schreien ein 
Gefäßchen geplatzt sei, wodurch die betreffende Nervenbahn außer Ernährung gesetzt 
wurde. Hierfür sprach auch der Umstand, daß am Tage nach der Erkrankung ein 
Tröpfchen Blut ausgehustet war, was sich am 4. Tage der hier aufgenommenen 
Eur wiederholte. 
Die Behandlung bestand in Kehlkopfmassage, die den Erfolg hatte, daß 
schon nach drei Sitzungen die Stimme sich, wenn auch schnarrend und nur für 
kürzere Zeit einstellte. Zugleich wurde aber durch Halsmassage für die Abschwellung 
der geschwollenen Schilddrüse gesorgt und dann durch ableitende Behandlung eine 
regelmäßigere Blutvertheilung im Körper bewirkt, während durch Wassage des 
erweiterten Wagens und des Unterleibes überhaupt in Verbindung mit rationeller 
Trockendiät eine Aufbesserung des Ernährungszustandes angestrebt wurde.
	        
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