Volltext: Der Naturarzt 1887 (1887)

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mäßige Erwärmung im Gefolge hat, sowie die Bleichsucht (Chlorose), im Vereine 
mit Nervosität, sehr oft die Schuld an derartigen Erkrankungen. 
Zuerst handelte es sich um einen Fall membranöser Gonitis, den man — 
nach Volkmann — als subacuten Eatarrh der Gynovialmembran (Latarrh der das 
Kniegelenk umhüllenden Haut) bezeichnen kann. Das acute Stadium bei derartigen 
Fallen kann getrost auf l—52 Wochen angegeben werden, von da ab beginnt das 
subacute für fernere 52 Wochen und erst nach insgesammt circa 2 Jahren das 
chronische Stadium. 
Nach meiner festen Ansicht könnte bei rechtzeitig angewendetem Naturheil- 
verfahren das acute Stadium bis zur völligen Herstellung 'nur höchstens 4 bis 
H Wochen dauern, wobei also ein subacutes und gar chronisches gar nicht eintreten 
würde. Leider kann ich noch keine positive Behauptung aufstellen. Meine Hülfe 
wurde erst im subacuten Stadium verlangt, nachdem das Leiden bereits % Jahre 
bestanden und der herbeigerufene, hier am Orte bekannteste Specialist für Chirurgie 
der 24jährigen Patientin erklärt hatte, sie müßte sich, um operirt zu werden, in 
das Krankenhaus begeben. Der objective Befund ergab, daß das kranke Knie im 
ganzen Umkreise (concentrisch) gleichmäßig verdickt war; sein Umfang betrug 37 cm 
gegen 32 cm des gesunden. Es fühlte sich heiß an, ohne jedoch besonders auf 
fallend geröthet zu sein; es war in Beugestellung die active und passive Beweg 
lichkeit äußerst gering; die normalen Knochenumrisse konnten bei stärkerem, allerdings 
mit Schmerzen verbundenem Drucke durchgefühlt werden, so daß mit aller Wahr 
scheinlichkeit eine Erkrankung der Knochen (derentwegen aber die Operation hätte 
vorgenommen werden sollen) oder ein Angegriffensein derselben auszuschließen war. 
Exsudat (Flüssigkeitsausschwitzung) wenn überhaupt vorhanden, war jedenfalls 
unbedeutend, keineswegs aber eitriger Natur, wie angenommen worden war. Sehr 
wohl konnte eine Verhärtung der Synovialmembran und an dieser einzelne knorrige 
Wucherungen gefühlt werden, jedenfalls einer Gchwartenbildung und Verdickungen 
an einzelnen Stellen der Synovialis entstammend. Die Patella (Kniescheibe) war 
in ihren Contouren bei verstärktem Drucke wohl abzutasten und hüpfte nicht, ein 
Symptom, das einen größeren Flüfsigkeitserguß ausschließen ließ. Subjectiv 
empfand die Kranke im Knie- und Fußgelenk heftige, zeitweise verschwindende 
Schmerzen und beträchtliche Ermüdung; das kranke Lein kam ihr viel schwerer 
vor als wie das gesunde; sie konnte im Uebrigen zeitweise mit hinkendem Gang, 
an einen Stuhl gelehnt, einhergehen, war also nicht ständig bettlägerig. Ihre 
Curordination bestand: 
1. In dauernder feuchtwarmer Verpackung des Fußes, wodurch in Kürze 
Schmerz und Müdigkeit verschwanden, so daß die Patientin recht bald 
flotter laufen konnte. 
2. In örtlichen Dampfcompreffen und Dampfkrukenpackungen, je einen um 
den anderen Tag wechselnd, zur Erweichung der verhärteten Bänder und 
zur Ausscheidung der Ablagerungsproducte aus dem Inneren an die Haut. 
3. In täglicher Massage, mit der natürlich erst bei beginnender Heilung und 
nach beseitigter Entzündung in stärkerem Maße^begonnen wurde. 
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