Volltext: Der Naturarzt 1887 (1887)

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Hrn. W. in O. Meine Flau leidet seit ihrer vor 2 Jahren erfolgten letzten Entbindung an 
einem Vorfall der Gebärmutter, so daß schon, wie der Arzt sich ausdrückt, der Gebärmuttermund im 
Scheideneingang sichtbar wird. Cr empfiehlt das Tragen eines Ringes, was soll ich thun? Ist 
noch Heilung durch die Raturheilkunöe möglich? 
Wenn das Uebel so lange bestanden hat und die Angaben des Collegen, wie wir annehmen 
müssen, sich bestätigen, so ist dasselbe schon zu weit gediehen, als daß noch eine Hülfe von der 
Raturheilkunde allein erwartet werden könnte. Etwas anderes ist es, wenn das Leiden erst im Ent 
stehen ist, dann können kalte Einspritzungen und Massage die erschlafften Bänder noch zu ihrer 
normalen Beschaffenheit zurückführen. Aber in Ihrem Falle würden wir zur Anlegung eines Ringes 
rathen, doch muß derselbe von Zeit zu Zeit herausgenommen und gereinigt, auch tägliche kühle 
Einspritzungen gemacht werden, damit sich derselbe nicht incrustirt, wodurch beftige Entzündungen der 
Scheide entstehen können. 
Mancherlei. 
Mit aufrichtiger Freude constatiren wir einen neuen Erfolg, indem wir das Eintreten eines 
neuen Apostels für unsere Bestrebungen hier erwähnen. Unsere Freude ist um so berechtigter, als 
es diesmal ein mit allen gesetzlichen Rechten ausgestatteter d. h. approbirter Arzt ist, (was ja leider 
noch zu den Seltenheiten gehört) und als der Betreffende so hoch begnadigt worden ist, schon auf 
der Universität die großen Schwächen der medicinischen Therapie zu erkennen, (was in den meisten 
Fallen erst nach mehrjähriger Praxis von vielen andern Aerzten eingesehen, aber leider der Existenz 
wegen von ihnen nicht eingestanden wird). Unser neuer Eombattant ist Herr Dr. Göhm, prakt. 
Arzt in Stuttgart, wie wir bereits an andern Stellen berichteten, hat Hr. Dr. B. vor Kurzem 
mehrere Vortrage gehalten, welche eine glänzende Aufnahme gefunden haben. Man kann es 
uns nicht genug rühmen, wie begeisternd und überzeugend Hr. Dr. B. überall gesprochen hat. 
Hoffen wir, daß Hr. Dr. B. auf der betretenen Bahn fortwandeln möge, dann wird es ihm 
an Ruhm und materiellen Erfolgen nicht fehlen. 
wie wir vernehmen, ist derselbe bereits zu einer hervorragenden Stellung berufen, welche ihm 
zur Agitation und Belehrung die beste Gelegenheit bieten wird. 
Zur Kurpfuscherfrage. 
Von Carl Grlebrl in Mrran. 
wenn ein Hammel ins Wasser springt, so folgen stets noch mehr nach. Der Dresdner Aerzte- 
verein machte bekanntlich den Anfang mit dem Springen, zwar nicht in's Wasser, aber in's „Monopol"; 
ihm folgten nicht nur in Deutschland eine Anzahl gleichgesinnter Vereine — die aber, wie zu ver 
nehmen ist, sich bereits etwas abgekühlt haben, von der in Aussicht genommenen Petition an den 
Hohen Reichstag abstehen sollen —, auch in Oesterreich finden sich Nachahmer. So bringt u. A. 
auch die „Meraner Zeitung" Nr. 66 vom 19. Juli ö. I. unter „Locales" das Folgende: 
„Eine zweite Frage, welche auf die Tagesordnung der zweiten Generalversammlung (Deutsch- 
Tvroler Aerzte in Brixen) gesetzt wurde, ist das Kurpfuscherunmesen. Um dem Referenten über 
dieses Thema Anhaltpunkte zu bieten, wäre es sehr erwünscht, wenn die Mitglieder des Sectionsgebietes 
Meran, wo ja bekanntlich das Kurpfuscherthum in fast unbehelligter weise sich glänzend entfaltet 
hat*), ihre Erfahrungen über die unbefugte Ausübung ärztlicher Praxis durch Kurpfuscher, deren 
Ramen, Vulgonamen und Wohnort, deren Spezialgebiet (Beinbrüche, interne Krankheiten rc.), den 
schädigenden Einfluß für praktische Aerzte (sic) sowie den Umstand, ob gegen die Kurpfuscher be 
hördlich eingeschritten wurde und mit welchem Erfolge, mittheilen wollten. Diese Mittheilungen, welche 
selbstverständlich verläßlich, aber rückhaltlos und offen die bestehenden diesbezüglichen Verhältnisse 
*) Sehr richtig! Denn es giebt nur wenige Kurorte, wo durch Medikamente, durch pinseln, 
Aetzen und Schneiden, namentlich aber durch falsche Diät so viel „gekurpfuscht" wird, wie gerade in 
Meran. Und welche schönen Erfolge können und könnten durch die hier zu findenden reichen Uatur- 
mittel erzielt werden, sofern diese unverfälscht zur Anwendung kämen.
	        
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