Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

171 
WiirZkN. Angeregt durch einen am 30. September von Herrn Georg Schumann aus 
Chemnitz im großen Saale des Victoria-Hotels gehaltenen Vortrag über die Bedeutung der Natur- 
heilkunde» ward auch in unserer Stadt ein Verein für naturgemäße Gesundheitspflege und arzneilose 
Heilkunde ins Leben gerufen» der sich dem Central-Verbände anschloß. Die hiesige Presse öffnete 
dieser Angelegenheit bereitwilligst ihre Spalten» ein Umstand» der nicht wenig dazu beitrug, daß der 
erwähnte Gründungsvortrag von einer überaus zahlreichen Zuhörerschaft besucht wurde. Dem Redner 
ward allgemeiner Beifall gespendet» wie überhaupt Herrn Schumann für seine bereitwilligen 
Bemühungen um Gründung unseres Vereins unser wärmster Dank gebührt. 
Oüerschiema. Am 18. September hielt Herr Schumann-Chemnitz vor zahlreicher 
Versammlung einen gründlich ausgedachten Vortrag über die Funktion der Ausscheidungsorgane und 
deren naturgemäße Behandlung in Fällen von Erkrankung. Dem Redner ward allgemeiner Bei- 
fall zu Theil. 
i. V. Am 21. Sept. sprach Herr vr. Böhm-Stuttgart über die Natur- 
heilmethode im Gegensatz zur Arzneiwissenschaft. Der Vortrag wurde mit allseitigem lebhaften 
Beifall aufgenommen und verschaffte dem Verein eine größere Anzahl Mitglieder. 
Das Streben des Vereins nach Eröffnung eines VolkSbadrs ist durch die Opferwilligkeit 
des Fabrikbef. Herrn Julius Sarfert hier nun zur That geworden, am 11. Sept. Das Bad wurde 
dem Verein ohne Pachtentschädigung zur Verwaltung übergeben. Herrn Sarfert gebührt der Dank 
nicht nur des Vereins» sondern der ganzen Bevölkerung Reichenbachs. Vivat sequens! 
ÄtöÜLrih. hr. Hering Leipzig sprach am 26. Mai über die Lunge und ihre pflege, 
hr. L. Schneider aus Volmarsdorf am 28. Juli über die Berufskrankheiten, Beide mit großem 
Beifall. Am 9. October feierte unser Verein den Geburtstag des Gründers der Raturheillehre» 
Vincenz prießnitz. In seinem Prolog wies der Vorsitzende hr. K. Grimmer darauf hin» wie es 
früher um die Raturheillehre gestanden und wie es jetzt stehe» und forderte die zahlreich Versammelten 
auf» das Andenken des Gründers durch Ausstehen zu ehren. Nachdem vom Gesangverein »»Sängerkreis" 
das Lied „Dies ist der Tag des Herrn" vorgetragen war» wurde von hrn. L. Schneider das Leben, 
Wirken und Ende des Gründers beleuchtet» welches enthusiastisch aufgenommen wurde. Dann wurde 
ein donnerndes Lebehoch dem von allen Vereinen hochgeachteten und hochgeehrten Herrn protector 
dargebracht. 
Aevztlicher Briefkasten. 
hrn. Sch. in Sch. Ihr Freund leidet seit mehreren Jahren an Gestcht^schmerz und ist in 
München zweimal und in Wien einmal deswegen operirt, aber ohne Erfolg, weder Clec- 
tricität nocy Baunscheidismus haben etwas geholfen. Da er jetzt das „Schlagwasser von weißmann" 
anwenden will, so fragen Sie, ob das Raturheilverfahren ihm helfen könne. 
Vor Beantwortung der eigentlichen Furage rathe ich, daß von einem tüchtigen Zahnarzt eine 
recht gründliche Untersuchung der Zähne des Patienten vorgenommen werde, da mir aus meiner 
früheren Praxis als Specialarzt mehrere eclatante Falle der Art bekannt sind, die ich» obgleich die 
Briefkastenantwort dadurch etwas lang wird, zu Rutz und Frommen auch andrer Leser hier anführen 
will. Ich wurde zu einer Dame gerufen» die seit säst 2 Jahren an linkseitigem Gesichtsschmerz litt, 
bereits 6 Aerzte gehabt und auf deren Rath 3 Bäder besucht hatte. Sie war sehr blaß und ab 
gemagert und fand weder bei Tage noch bei Rächt Ruhe. Als ich die beiden noch vorhandenen 
bohlen Backzähne der linken unteren Zahnreihe untersuchte, und in dem vordersten mit einem In 
strument nur ganz leise den bloßliegenden Rerven berührte» sprang die Patientin im Bette aus und 
kratzte vor Schmerz die wand. Ich ätzte den Rerv mit der bekannten Aetzpaste. Am andern 
Morgen kam die so lange krank Gewesene mit strahlendem Gesicht zu mir und meldete, daß sie noch 
einige Stunden sehr heftige Schmerzen gehabt» aber die Rächt so wohl geschlafen habe» wie seit fast 
2 Jahren nicht. Einige Jahre habe ich die Kranke zu verschiedenen Zeiten gesehen, aber sie ist nie 
wieder vom Gesichtsschmerz geplagt worden. Die andern Aerzte ließen sich dadurch täuschen, daß 
sie sich auf die Aussage der Patientin verließen, die ihren Schmerz als in den Gesichtsmuskeln 
hastend beschrieb.