Volltext: Der Naturarzt 1887 (1887)

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AerztUcher Driefkasten. 
Hrn. M. in S. Sie schreiben, ein Verwandter von Ihnen hätte eine heftige und sehr 
schmerzhafte Entzündung am Aagelglieöe des Zeigefingers gehabt und nach längerem Kranksein das 
erste Glied durch Vereiterung des Knochens ganz verloren. Der Arzt hätte einen frühzeitigen Einschnitt 
empfohlen. Sie fragen nun, ob diese Operation das Glied gerettet haben würde und ob die Aatur- 
Heilkunde in solchen Fällen, die Sie schon häufig zu beobachten Gelegenheit gehabt hätten etwas 
thun könne. 
wir beantworten die zweite Frage zuerst und zwar dahin, daß, wenn die Patienten in dieser, 
meistens sehr schmerzhaften, Krankheit, Panaritium deutsch Umlauf und in manchen Gegenden Adel 
genannt, nicht frühzeitig Hülfe anwenden, das Glied leicht verloren gehen kann. Allerdings kommt 
es hauptsächlich darauf an, wo die Entzündung ihren Sitz hat, ob bloß im Zellgewebe oder in 
den Sehnenscheiden oder gar in der Knochenhaut. Auch kann sie in der Uagelwurzel vorkommen, 
aber diese hat wie die Entzündung des Zellgewebes keine weitere Gefahr, als daß meistens der Uagel 
ab geht und sich ein neuer bildet. Sobald aber ein Mensch Schmerzen in dem Uagelglied empfindet, 
so rathen wir ihm dringend, und sei es bei Uacht sofort kalte Umschläge — Blutigel und Eis, von 
der med. Schule empfohlen, verwerfen wir — die natürlich zu Anfang recht oft gewechselt werden 
müssen, zu machen. Der beste Anzeiger, wann die kalten Compressen erneuert werden sollen, ist wie 
bei allen derartigen Entzündungen der zunehmende Schmerz, der dann allmälig verschwindet unter 
dieser Behandlung, wenn es aber dennoch zur Eiterbildung kommt, so müssen die Lompreffen länger 
liegen bleiben, da die unter denselben sich bildende feuchte Wärme die Eiterung befördert, so daß der 
Aufbruch bald erfolgen kann. Da aber die Epidermis (Oberhaut) grade an den Fingern bei den 
meisten Menschen durch die Arbeit — und eben bei der arbeitenden Klasse, namentlich bei Köchinnen 
findet man dieses Uebel am meisten — sehr hart ist, so müssen wir aus reicher Erfahrung in diesem 
Punkte rathen, einen Einschnitt zu machen, da wir dadurch den armen Patienten, die vor Schmerzen 
einige Uächte nicht geschlafen haben, Ruhe und Linderung verschaffen können. 
Die zweite Frage glauben wir bejahen zu müssen, denn wir haben häufig und frühzeitig einen 
Einschnitt mit dem besten Erfolg ausgeführt. Aber derselbe muß bis auf den Knochen gemacht 
werden, da, wenn man nur oberflächlich einschneidet und die Entzündung ihren Sitz in der Knochenhaut 
hat, leicht Eiterung entstehen und durch längere Zurückhaltung des Eiters zwischen Knochenhaut und 
Knochen die Zerstörung des Knochens bewirkt werden kann. Zum Beweise möge dienen, daß wir 
in unsern jüngeren Jahren mit einer arbeitenden Klasse viel zu thun hatten und mehr als fünfzigmal 
diese Operation, die uns anfänglich selbst als etwas Barbarisches erschien, ausgeführt haben, und 
daß kein einziger von den Operirten das Ragelglied verloren hat und alle, den ersten Schmerz des 
Schnittes abgerechnet, ohne die großen Oualen der allmälig fortschreitenden Entzündung fortge 
kommen sind. 
Mancherlei. 
Der Aachbar schreibt in seinem Sonntagsboten für Sachsen in Ar. 23: 
Gbrn-Ezer. 
„In Siegmar bei Chemnitz, anmuthig auf einer sanften Anhöhe, inmitten herrlicher Gefilde, 
nahe am Waldesrande gelegen, erblickt man unweit des Bahnhofes eine Anstalt, deren Hauptgebäude 
die Aufschrift „Cben-Czer (1. Sam. 7. 12.)" trägt. Dieselbe ist eine von der Königl. Negierung 
Konzesstonirtr Slödenpflegeanstalt, welcher der Stollberger Kreisverein für innere Mission 
helfend und berathend zur Seite steht. 
Die Leitung liegt in den Händen einer glaubensfreudigen Wittwe, und eines sachkundigen 
Lehrers, welcher nach 8jähriger Berufsthätigkeit im öffentlichen Schuldienste zu diesem Zwecke 
den in der non Jirnmrrwann'schen Naturhrilaustalt zu Chemnitz ertheilten Ltnterrichts- 
Kn rsnp für Naturheilkunde besucht hat. 
Diese Anstalt Cben-Czer gewährt blöden, epileptischen und gebrechlichen Kindern unter günstigen 
Bedingungen bereitwillige Aufnahme. Durch naturgemäße pflege des Körpers, bestehend in ge-
	        
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