Volltext: Der Naturarzt 1887 (1887)

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das Wasser unter eigenem Drucke in den Wastdarm einfließt, den Darm auf diese 
Weise allmählich und vollständiger um- und durchfließt, harte Lothballen besser 
erweicht und, was nicht etwa-am geringsten anzuschlagen ist, die Darmwandung 
nicht gewaltsam ausdehnt. Ueberdies hat man es dann in seiner Gewalt, die 
Wenge des Wassers vollkommen zu reguliren, mit Rücksicht auf das subjektive 
Gefühl des Patienten. 
Die Frau fühlte sich nach alledem wohler; — die ganze erste Behandlung 
nahm etwa eine Viertelstunde in Anspruch, — nun wurde die Halsmassage vor- 
genommen, wodurch mehrere Citerpfröpfe mechanisch herausgepreßt wurden, was 
zur Erleichterung der Athmung nicht wenig beitrug. Wan muß jedoch gerade mit 
der Halsmassage bei Diphtheritis sehr vorsichtig sein und sie nicht in jedem Falle 
anwenden! Vollkommen flüssige Kost, reizlos und lau, mehrmals im Tage wieder 
holte Ausspülungen des Wundes und Gurgelungen des Rachens mit V/2 proz. 
Litronenfäurelöfung, Hals-, Rumpf- und Wadenfußpackungen nach bekannter Art 
brachten nach nur 5 Tagen eine vollständige restitutio ad integrum (Wieder 
herstellung zum Unversehrten) zu Stande. Die Lähmung der linken Oberextremität 
verschwand inzwischen nach einer Wassagebehandlung und Handbädern. — 
Roch eine Bemerkung will ich hier machen: Selbst approbirte Aerzte glauben, 
wenn sie bei Diphtheritiskranken die gleichzeitig geschwellten („geschwollenen" ist 
pathologisch-anatomisch falsch ausgedrückt) Unterkiefer-Lymphdrüfen fühlen, die 
Wandeln selbst zu fühlen, indem fle sagen: „die Wandeln sind gefallen"; dem 
gegenüber führe ich an, daß selbst bei heftigen Mandelentzündungen diese selbst 
vom Unterkiefer aus nicht betastet werden können! 
Ich glaube noch anführen zu müssen, daß die Diphtherie auch auf andere 
Weise, als in der angeführten, naturgemäß behandelt werden kann, davon jedoch 
bei Gelegenheit! Für heute hoffe ich den verehrten Lesern im plaudertone genug 
Stoff zur Ueberlegung und zur Belehrung gegeben zu haben! 
Homöopathisch aufgegeben — durch die Uaturheil- 
methode gerettet. 
von W. N. ffi. 
Im Jahre 1884 gegen Pfingsten erkrankte der 4 1 / 2 Jahr alte A. W. Schäfer, 
der Sohn eines unserer Werkmeister an einer Knochenhautentzündung. Die Ge 
schwulst, welche sich am linken Oberschenkel gebildet hatte, sollte durch eine graue 
Salbe, von dem behandelnden Arzt verordnet, vertheilt werden. Rach 22 Wochen 
erklärte der Arzt den Eltern, daß derselbe im elterlichen Hause die pflege nicht 
haben könne, er müsse in das unter der Protektion der Landesfürstin stehende 
Krankenhaus zu D. — Nachdem der Kranke 3—4 Tage daselbst in Kur gewesen,
	        
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