Volltext: Der Naturarzt 1887 (1887)

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weicht, als daß sie sich allzuleicht schließen könnten, zumal durch den starken Blut 
zufluß, der durch den Aufschlag bewirkt wird, das zum Zerfall bestimmte Gewebe 
stetig eingeschmolzen wird und der so gebildete Liter bezw. die Wundabsonderung 
einen Druck von Innen ausübt. Wenn man dieses weiß, kann man ohne Sorge 
die Gummiröhren bei oberflächlichen' Abfressen entbehren, bezw. herausnehmen, was 
auch hier geschah. Jetzt waren die Aufschläge in der oben erwähnten Form am 
Platze, da es galt, die knorpelartige Wucherung, die den Wachsthumstrieb der 
Knochenhaut bekundete, so viel wie möglich zum Schwinden zu bringen und die 
narbige Verheilung der kleinen Schnitte so zart als möglich zu gestalten. 
Was aber nükte eine rein örtliche Behandlung eines Leidens, welches aus 
der krankhaften Anlage des Gesammtorganismus entsprang? Hier galt es, durch 
eine, den Stoffwechsel energisch anregende, die Ausscheidung von Zersetzungsstoffen 
befördernde und zugleich den Retzzustand vom Auge ableitende Allgemeinbehand 
lung dem Grundübel beizukommen. Dem zu Folge wurden Dampfpackungen mit 
nachfolgenden Bädern, wurden Rumpfwickelungen und Waden-,siußpackungen an 
gewendet, während, wie erwähnt, am Auge Aufschläge gemacht wurden, bei dereM 
Wechsel der Liter aus den Wunden ausgedrückt wurde. 
Ferner war für die Aufbesserung des Ernährungszustandes zu sorgen; ja für 
die Zukunft des Knaben war dies wohl das wichtigste. 
Cs ist eine charakteristische Erscheinung, ich möchte sagen, ein Degeneration?-- 
zeichen, daß Individüen mit scrophulöser Säftemischung, vor allem auch solche 
mit cariösen (Knochenfraß) Leiden, eine krankhafte Geschmacksrichtung haben. Man 
muß sich als Arzt oft ärgern, wenn man steht, wie gerade die Speisen von den 
erwähnten Patienten zurückgewiesen werden, welche denselben am nöthigsten sind. 
So verschmähte auch der Knabe fast alle Gemüse, Früchte und Lompots sowie die 
leichtverdaulichen süßen Speisen, während er nach Fleisch und Brod gierte, was 
er ersteres überhaupt nicht, und letzteres nur in kleinen Mengen bekam. 
Durch Geduld und Zureden wurde es mit der Nahrungsaufnahme jedoch 
allmählich besser, so daß in den ersten 14 Tagen das Gewicht sich von 17,6 Kilo 
auf 19 Kilo hob. 
Rach 14 Tagen war die örtliche Erkrankung soweit gehoben, daß der Patient 
entlassen werden konnte. Die fortgeführte ambulante Behandlung konnte am 
24. Mai eine Ausheilung des örtlichen Leidens bei gleichzeitiger vortrefflicher Um 
stimmung des Allgemeinbefindens constatiren, indem der Knabe sich mit frischem 
Gesicht und einer nie gekannten Munterkeit vorstellte. 
Kur-Gerichte. 
von Dr. med. Max k>öhm in Stuttgart. 
I. 
Ich will mich erst nicht lange mit der Vorstellung bei den geehrten Lesern 
dieses Blattes aufhalten, — eine Anzahl kennt mich, die anderen sollen Gelegen 
heit haben, mich durch Wort und Schrift kennen zu lernen. Mein Bestreben wird 
es fein, die Cntwickelungsfähigkeit und Wissenschaftlichkeit der Naturheilmethode
	        
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