Volltext: Der Naturarzt 1886 (1886)

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empfehle ich mich!" In der Nacht starb der Junge! Und da hätte Pastor König noch 
helfen können! Und vor ein paar Jahren ließ Reinhardt mich zu sich bitten und be 
gehrte meinen Rat für sich selbst, den er in Königs Schriftchen n i ch t finden konnte 
und nachdem ich ihn belehrt, was er zu tbun habe, um seine Gesundheitsstörung wieder 
zu heben, bekrittelte er meine Verordnung, namentlich in diätetischer Beziehung, 
wovon aber gar nichts in König steht! Deshalb beachtete ich auch ein Schreiben 
seiner Frau vom 9. August 1884 nicht, in welchem sie mir mitteilt, daß ihr Mann 
wieder sehr leidend sei und dringend meine Hilfe begehre; darauf brachte 
sie ihn andern Tages zu mir, wo ich ihm rundweg erklärte, daß ich mit ihm in thera 
peutischer Beziehung nichts mehr zu thun haben wolle — er möge sich nur an seinen 
Pastor König halten! Und es dauerte nicht lange, las ich seine Todesanzeige! 
Von diesem Manne hieß es auch: Gott bewahre mich vor meinen Freunden re.! 
Er war doppelter Hausbesitzer, schwärmte für Naturheilverfahren, nichts destoweniger 
that er für den Pionier desselben lediglich nichts, zumal zu einer Zeit, wo ich infolge 
des Meinertschen Kontraktbruches lange auf dem Trocknen saß, wohl aber nahn: er mich 
vielfach bez. Kranker in Anspruch ohne entsprechende Entschädigung, wollte mir sogar die 
Expedition des „N.-A." abs chw ätzen, vorgebend, daß die Verbreitung desselben da 
durch bedeutend gewinnen würde! Nun ist der viel jüngere Mann tot, der „N.-A." und 
ich leben aber noch und werden noch ferner wirken, ohne s o l ch e m F a n a t i s m u s 
zu huldigen! 
Was nun die Griebelsche Umarbeitung betrifft, so will ich anerkennen, daß der 
selbe sein Möglichstes gethan, um das Schriftchen brauchbarer zu machen, und hätte 
er alles von mir in Beilage II von 1874 als: Ungehöriges gerügte streichen 
wollen, so wäre ein ganz neues Buch entstanden, was freilich auch kein Schaden gewesen 
wäre! Es ist in 2 Abschnitte, die akuten und chronischen Krankheiten, eingeteilt, 
denen 7 Kapitel, worunter auch ein Teil der glänzenden?! Referate, vorausgehen; 5 Holz 
schnitte, Kurprozeduren vorstellend, sind neu beigegeben, wie auch ein Schlußwort: W i e 
bleibt man gesund? Die buchhändlerische Ausstattung ist eine hübsche. 
14. Arnold Rikli, Lehrbuch der Naturheilknnde, 1. Teil: die 
Fieberkrankheiten, mit besonderer Berücksichtigung der Blattern. Volksverständliche 
Abhandlung, speziell den schweiz. Kantonsräten, sowie dem gesamten Lehrerstande 
Deutschlands und der Schweiz gewidmet. 8. 123 S. Leipzig, Th. Grieben. 
Preis 2 M. 
Ein langatmiger Titel, der den Inhalt des Schriftchens fast schon angibt, welcher 
aus Vorwort und 3 Abschnitten besteht, wovon der 1. in 32 Paragraphen 
„Allgemeine Gesundheits- und Krankheitslehre", der 2 in 51 Paragraphen „Die natür 
liche Behandlung der Fieberkranken im allgemeinen, der Blatternkrankheiten im besondern" 
und der 3. in 10 Paragraphen „S ch l u ß b e t r a ch t u n g e n" enthält. Verf. entwickelt 
originelle Ansichten, die nur wenigen Denkenden verdaulich sein werden, am wenigsten 
seinen Landsleuten in der Schweiz, denen er mitunter derbe Wahrheiten sagt; mögen sie 
aber nur daran kauen, es dürfte ihnen nichts schaden! Im 2. Abschnitt vermisse ich die 
Definition des Wortes Fieber, resp. desjenigen Körperzustandes, der damit bezeichnet 
werden soll, wodurch einem erst der Schlüssel zu richtiger Behandlung gegeben wird, 
denn, was Verf. .S. 48 sagt, nämlich: „Das Fieber ist die Korrektivthätigkeit des Nerven- 
und Gefäßsystems, um die Säfte wieder in normalen Stand zu setzen" — ftube ich nichts 
weniger als belehrend und ziehe die Virchowsche Erklärung bei weitem vor, welche 
dahin lautet: „Alle Erscheinungen weisen darauf hin, daß bei jedem Fieber der 
Grundcharakter der Nerventhätigkeit und zwar gerade der r e g u l a t o r i s ch e der einer 
zunehmenden Schwäche und Widerstandslosigkeit ist; es ist daher das 
Fieber keine heilsame Reaktion, wie man früher angenommen hat, vielmehr 
eine Passion, welchem Leiden ein Ziel gesetzt werden muß durch Herstellung 
des Gleichgewichts in den Funktionen. Die vermehrte Verbrennung der Organteile, die 
gesteigerte Thätigkeit des Herzens müssen herabgesetzt, die Schwächung des 
Nervensystems, die verminderte Thätigkeit der Sekretionsorgane müssen gehoben 
werden!" Und das alles kann der Naturarzt viel besser durch seine verschiedenen 
Wasserprozeduren als der Mediziner durch sein Chinin re. und sonstige Fiebermittel 
(neuerdings Alkohol), ohne dem Kranken irgendwie dabei zu schaden wie jener!! 
Wäre Fieber eine heilsame Reaktion, so dürfte man ja nichts dagegen thun und 
die Patienten müßten durch dasselbe allein genesen! Und gerade das Gegenteil ge 
schieht; auch erklärt sich dadurch die Erscheinung, daß bei einer allgemeinen Schädlichkeit 
— Epidemie — nicht alle an einem Orte Lebenden vom Fieber ergriffen werden, 
sondern nur solche, deren Nervensystem schon vorher nicht viel taugte, d. h. ge
	        
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