Volltext: Der Naturarzt 1886 (1886)

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Ein anderer eklatanter Fall ist die Kur von Syphilis, die König anführt, wo 
ein eleganter Herr sich an ihn wendet, der, obgleich verheiratet, sich doch mit einer Pro- 
stitilirten einließ, von ihr a n g e st e ck t wurde und nun auch seine Frau angesteckt hatte; 
beide behandelt König einfach mit erregenden Umschlägen und in kurzer Zeit sind beide 
kurirt! Ich sage Seite 36 nach wörtlicher Anführung des Referats: „Wer da weiß, 
daß eine syphilitische Ansteckung verschiedener Art sein, nämlich als Tripper 
oder Schanker auftreten kann, der wird sich billig wundern, daß König kein Wort 
darüber sagt, welcher Art sie bei beiden war, denn die eine ist leichter und in kürzerer Zeit 
zu kuriren, als die andere; da Verf. ferner gar nichts über die Zeitdauer seiner Behand 
lung sagt, so hat diese Doppelgeschichte für den in solchen Dingen Erfahrenen gar 
keinen Wert, zumal auch über sonstige Behandlung wie Ernährung kein Wort 
gesagt wird, welche bei dieser Krankheit doch auch von Belang ist! Das Mitgeteilte muß 
also unsereins wie ein Kindermärchen vorkommen und ich kann nur alle diejenigen 
bedauern, welche auf diese Erzählung hin eine Kur gegen galante Ansteckung auf eigene 
Faust unternehmen wollen, denn dieselben werden finden, daß die Sache lange nicht so 
glatt abläuft, wie sie uns der schwärmerische Verfasser hier gleichsam en bagatelle dar 
stellt. Eine zweite Krankheitsgeschichte galanter Art, die Verf. noch zum besten gibt, ist 
ebenso mangelhaft und leichtfertig dargestellt und läßt uns im Unklaren, wofür 
sie eigentlich geschrieben ist, denn lernen kann man absolut gar nichts daraus und 
der Laie, der sie liest, ist n a ch h er so dumm wie vorher und weiß sicher nicht, 
woran er ist! 
Wozu hat also Pastor König seine Schrift verfaßt, von der er im Vorwort höchst 
eigenliebig sagt: „daß sie allen Familien, die davon einen redlichen (?) Gebrauch machen 
werden, viel Heil, Frieden und Segen bringen werde! Wem es also Ernst ist, natur 
gemäß zu heilen l?), der muß sich vorher mit dieser Schrift innig vertraut machen. 
Weiter ist nichts zu bemerken, weil diese Schrift selbst gehörig unterrichtend (?) 
ist, daher wiederhole ich nochmals, dieselbe mehrmals sorgfältig zu lesen und streng dar 
nach zu handeln; daß der Erfolg ein stets guter sein wird, deß bin ich sicher! 
Und ich bezweifle dies ganz entschieden! Denn ich habe noch keine 
m a n g e l h a f t e r e Anleitung zur Behandlung mit Wasser kennen gelernt, als diese 
Königsche Schrift. Und der vorige Verleger und schwärmerische Verehrer von König, 
H. Reinhardt, hat auch nichts daraus gelernt, obgleich er sicher die Schrift mehr 
mals durchgelesen, sonst hätte er mir im Laufe vieler Jahre nicht eine Anzahl ganz 
Unheilbarer zugesandt, oder mich zu ihnen und zweimal zu Pat. förmlich gepreßt, 
wo absolut nichts zu machen war, das einemal schleppte er mich abends von der 
Straße weg nach Freiberg zu seinem Schwager, dessen 8jähriges Mädchen von mehren 
Medizinern als verloren erklärt worden — wegen G e h i r n t u b e r k e l n. Ich 
protestirte erst einige Zeit und sagte ihm, daß hier höchstens das Ende sanfter gemacht 
werden dürfte, da platzte er heraus: „O, da hätte Pastor König sicher noch geholfen!" 
„Gut," sagte ich, da nehmen Sie sein Buch mit und kuriren Sie das Kind nach dem 
Attest Nr. 4! Aber der Mann ließ mir keine Ruhe, bis ich mit ihm nach Freiberg ab 
dampfte und das Mädchen in Behandlung nahm; 2 Halbbäder und 1 feuchte Ganzpackung 
nach meiner, nicht nach Königs Art, beruhigten das sich wie toll geberdende Kind 
so, daß es bald mehre Stunden ganz ruhig schlief und — gegen Morgen den letzten 
Atemzug that! Und da hätte König noch geholfen! Das andere mal fuhr Rein 
hardt abends nach 9 Uhr bei mir in Dresden auf der Rosenstraße vor, stürzte die Treppe 
herauf und ins Zimmer herein mit den Worten: „Kleiden Sie sich rasch an, Sie 
müssen (?) gleich mit mir fort!" Ich schaute verwundert auf und sagte: „Habe keine 
Zeit und deutete auf meine Schreiberei; was wollen Sie überhaupt von mir?" Da 
sagte Reinhardt: „Mein Nachbar, Gerichtsrat M., hat 2 Knaben, Pracht-Zwillinge, die 
sind am „Scharlach erkrankt, einer ist gegen Abend gestorben, der andere liegt im Sterben, 
wie die Arzte sagen, den müssen Sie noch retten!" „Hoho; wohl wieder ä la 
König," war meine Antwort, „und — haben Sie den Auftrag seitens der Eltern, mich 
zu holen?" Darauf sagte Reinhardt: „Nein, ich als Nachbar fühle mich bewogen, 
hier helfend einzugreifen!" „Sie wohl, aber ich bin den Leuten fremd!" „Sie gehen 
mit mir auf meine Verantwortlichkeit, kommen Sie rasch!" Da. ich in den Tagesbättern 
von diesem Fall gelesen hatte, so interessirte mich derselbe und ich fuhr nolens volens 
mit Reinhardt in die entfernte Wohnung, und — beim Eintritt in das Zimmer, wo 
der noch lebende hübsche Junge lag, sah ich die Mutter laut weinend und händeringend 
hin und hergehen; mein Reinhardt stellte mich ihr vor, worauf sie gleich laut schrie: 
„Ich lasse nichts nrit dem Jungen mehr anfangen!" Da kam der Vater aus dem Neben 
zimmer, um zu scheu, was der Spektakel zu bedeuten, dem erklärte ich den Sachverhalt 
imb wies dann auf Reinhardt mit den Worten: „Der Herr da hat mich nolens volens 
hierhergeschleppt; wie ich sehe und höre, ist hier aber nichts für mich zu thun und somit
	        
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