Volltext: Der Naturarzt 1886 (1886)

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alles das erstemal verstanden wird! So gehts ja auch mit den andern Unterrichts 
gegenständen in den Schulen! Übrigens ist der Gedanke, unsere Kinder für das 
Naturheilverfahren zu gewinnen, gar nicht so übel. so barok er auch scheint, denn 
in einigen Familien, in denen ich Kinder an Masern, Scharlach re. zu behandeln 
hatte, erfuhr ich bei späteren Besuchen, daß die Racker, 5- bis 6jährige Mädchen, 
ein neues Spiel erfunden hatten, sie nahmen nämlich ihre Porzellanpuppen, wickelten die 
selben feucht ein, wie ich es den Eltern an ihnen gezeigt hatte, nahmen sie nach einiger 
Zeit wieder heraus, badeten und übergössen sie, trockneten und bekleideten sie wieder 
und trugen sie dann ins Freie. Heiliger Prießnitz, was willst Du noch mehr? 
Daß diese Kinder vorher ein Spiel wie „Arzneischlucken oder Blutegelsetzen" gespielt 
hätten, habe ich nicht erfahren, demnach tiefer Sinn im kindlichen Spiel und — große 
Verbreitung unser e r st e n p h y s i a t r i s ch e n Fibel mit großer deutscher Schrift! 
9. F. Zippel, Pastor, Wohin sollen wir uns wenden in leib 
licher: Krankheiten? Oder: Welche Heilmethode i st die beste? 
Ein Wort zur Aufklärung an unser in dieser Beziehung noch wenig aufgeklärtes 
Zeitalter, zugleich ein guter Rat für Kranke jeder Art. 8. 77 S. Leipzig, 
Dreschers Verlag. Preis 1 M. —, 
Der Inhalt des saubern Schriftchens lautet: 
Die Allopathie und Homöopathie; die Elektrohomöopathie, die Hydrotherapie, Ge 
schichtliches, Einwände gegen die Hydrotherapie, Vorzüge der Hydrotherapie vor der 
Allopathie (ihre Behandlung ist einfacher, sie bietet größere Sicherheit, sie schwächt den 
Körper weniger, sie erzeugt keine Nachkrankheiten, sie ist umfassender in ihren Heilwir 
kungen ; sie verhütet Krankheiten, sie unterstützt aufs beste die Wundbehandlung, sie ist 
billiger). Die mit der Hydrotherapie zu verbindenden Heilfaktoren (die Gymnastik , der 
Vegetarismus, das Luftlichtbad , das Sonnenbad, die Elektrizität, der Mesmerismus); 
die Naturheilmethode, praktizirende Naturärzte, die diätetische oder Schrothsche Heilmethode; 
die Steinbachersche Heilmethode; Antwort auf die Titelfrage nebst Anweisung über die 
Besuch von Bädern ; wie das Naturheilverfahren den einzelnen Häuslichkeiten zugänglich 
gemacht werden kann; der medizinische Aberglaube, Ursache des medizinischen Aberglaubens; 
wem das Studium der Naturheilkunde besonders zu empfehlen ist. 
Ein empfehlenswertes Schriftchen, populär geschrieben, so daß auch der minder 
Gebildete dessen Inhalt verstehen und sich zu Nutzen machen kann, jeden 
falls dadurch zu ein wenig Nachdenken über ein Thema gelangt, das in des 
Wortes vollster Bedeutung jedermann angeht, denn jeder kann krank 
werden, daher auch jeder manches Krankwerden verhüten oder wenn doch 
krank geworden, auf die beste und unschädlichste Art wieder gesund werden und dadurch 
auch ein hohes noch rüstiges Alter erzielen kann — wenn er sich über den rich 
tigen Weg dazu belehrt hat; diesen zeigt ihm das Schriftchen! Daher wäre 
dasselbe sehr geeignet zur Propaganda in den sog. Naturheilvereinen und für reiche 
Wasserfreunde zum Verschenken an ihre noch im medizinischer: Aberglauben be 
fangenen Bekannten rrrrd Verwandten re. 
Den letzten Abschnitt „Wem das Studium re. besonders zu empfehlen" 
will ich doch hersetzen, damit der Leser einen Begriff von des Vers. Schreibweise 
bekommt und beifügen: „Auch den Lehrern, die sehr häufig bei ihren Schülern 
Gelegenheit haben, guten Rat in leiblicher Not zu geben." Er lautet: 
„Die Sache der Naturheilmethode ist viel zu gut, als daß nran sie irgend Jemand 
aufdrängen sollte; wer die Segnungen dieser Heilweise abweist, thut es in. thörichtem 
Wahn zu seinem eigenen Schaden. Nur einem Stande, der nächst den Ärzten wohl 
am öftersten in die Lage kommt, auch in die leibliche Not der Menschen rettend und 
helfend eingreifen zu müssen oder doch zu können, möchten wir sie ein wenig nachdrück 
licher empfehlen, nämlich dem g e i st l i ch e n Stande. Zu den theologischen Diszi 
plinen gehört auch u. A. die P a st o r a l - M e d i z i n, welche die Geistlichen oder die, 
welche es werden wollen, ein wenig über Physiologie, Anatomie, Pathologie und beson 
ders auch über Therapie, natürlich allopathische, unterrichtet. Infolge dessen pflegen auch
	        
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