Volltext: Der Naturarzt 1886 (1886)

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so kann man den Patienten nötigen (wenn er nicht bewußtlos ist), ein Ende 
davon herabzuschlucken (20—25 Zoll reichen bis in den Magen); dann hebt 
man das andere Ende bis über den Kopf und läßt mittels eines Trichters 
soviel Wasser als möglich in den Magen laufen, senkt man darauf das Ende, 
so läuft alle Flüssigkeit wieder aus demselben heraus; dies Verfahren muß 
mehrmals wiederholt werden. 
tr) Lebensgefahr durch Bisse. 
Nicht toll schon ist, wer Wasser scheuet Daß er dich schnappend nicht verwunde. 
Und mit dem Maul voll Schaume dräuet, Doch sei's, er habe dich gebissen, 
Den Schwanz einwärts gekrümmet schnaufet, So laß sogleich den Arzt es wissen, 
Und stets gerade aus nun laufet — Inzwischen nrag die Wunde bluten, 
Doch scheut er nicht, den Herrn zubeißen, Das Stillen ist hier nicht vom Guten. 
Mit warmem Wasser mußt Du ködern 
Noch mehr des Bluts herauszufördern. 
Die Wunde schließlich rein dann schleife 
Muß monoton sein Bellen heißen 
Und ändert er sein Art und Weise 
Verweigernd die gewohnte Speise — 
Dann weiche aus vor solchem Hunde Mit scharfer Laug' von grüner Seife. 
Dr. Reich sagt: Gefährlich für Gesundheit und Leben werden und raschen 
Beistand erfordern die Fälle von „Biß durch Schlangen, Hunde und 
'Insekten". Durch den Biß giftiger Schlangen entstehen zuerst 
brennender Schmerz, von der Bißstelle nach dem Rumpfe hin sich fortpflanzend, 
Anschwellung des gebissenen Teiles mit großer Spannung desselben; die Farbe 
des letzteren ist entweder unverändert, oder rot, blau, grau, violett und der 
gleichen mehr. Die Schmerzhaftigkeit wird immer größer, es kommt Rotlauf 
und die Lymphgefäße nebst Lymphdrüsen des betreffenden Körpergliedes werden 
hart und fühlen ftrangartig sich an. Bildung von Abscessen, Geschwüren 
erfolgt nunmehr nicht selten und auch Brand ist kein ungewöhnlicher Aus 
gang; gewöhnlich ist der Gebissene mehr oder weniger bald hinfällig und matt, 
wird von Störungen des Sinnen- und Geisteslebens betroffen, von Kopf 
schmerz und Delirium, Schlaflosigkeit, großer Angst, Krämpfen, Unruhe, Fieber, 
Atmungsbeschwerden, Ohnmacht. Häufig beobachtet man Trockenheit im Halse, 
Schlingbeschwerden, meistens Erbrechen von schleimigen oder galligen Massen, 
Durchfall, der zuweilen blutig wird, Auftreibung des Unterleibes, gelbe Farbe 
der Haut wie bei Gelbsucht, Trockenheck der Haut und manchmal Schweiß. 
Hieraus ersieht man, daß das Gift der Schlangen auf den gebissenen Teil, 
auf das Blut und dadurch auf das Nervensystem wirkt und diese dreifache 
Hauptwirkung gibt die Richtschnur der Behandlung ab. Man lege etwas 
ü b e r die Bißwunde Gummibänder stramm um das betroffene Glied, damit 
die Fortbewegung des Giftes gehindert oder erschwert werde, und wasche die 
Wunde sorgfältig mit Wasser und sodann mit Zitronensaft aus. G lüh eisen 
und scharfe Ätzmittel schaden weit mehr, als sie nützen! 
Ferner lasse man den Kranken reichlich erbrechen, gebe demselben mehre 
Stunden lang in je 30 Minuten ein englisches Brausepulver in Zuckerwasser 
und zwischen zwei solchen Einnahmen immer eine Tasse schwarzen Kaffee. Man 
lege, nachdem die Wunde ausgewaschen und mit Zitronensaft behandelt, kalte 
Überschläge (von Salzwasser bewirkt) auf die Wunde, nachdem man selbe mit 
Olivenöl begossen und wechsle die feuchten Tücher in je 15 Minuten. In 
Ermangelung des Olivenöls diene Butter. Im Krankenzimmer sorge man stets 
für frische Luft und stelle auf einen erhöhten Ort eine Untertasse mit einem 
Löffel voll Chlorkalk; dieses letztere unterbleibe nur in dem Falle, wenn 
Affektionen der Atmungsorgane sich zeigen; Bäder, Senfpflaster, ziehende 
Klystiere, wenn die Symptome schwer und den andern Mitteln nicht weichen wollen.
	        
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