Volltext: Der Naturarzt 1886 (1886)

4 
die besser gestellten Klassen sich der Wollkleidung bedienen können; dieselbe 
könne daher aus soziologischen Gründen niemals eine Normalkleidung sein 
und es bedeute also die Wvllbewegung einen kulturhistorischen Rückschritt, 
denn das unumstößlicke soziologische Gesetz, welches 1837 von Carreh zuerst 
in Worte gefaßt wurde, lautet: „Mit fortschreitender Bevölkerungszunahnie 
substituirt die Menschheit pflanzliche und mineralische für tierische 
Produkte!" Dem Haus W i z e m a n n istes gelungen nach Angabe desvr.Lahmann 
durch einfach physikalische Behandlung der Baumwolle ein Baumwollge- 
w e b e herzustellen, das alle Vorzüge der Wolle ohne einen ihrer Nachteile habe 
und somit die Lösung der Beklcidungsfrage bringt! Das Weitere beliebe 
man im Prospekte nachzulesen und den Schlußpassus zu beherzigen, welcher 
lautet: „Wer an der Wolle Nichts auszusetzen weiß, mag sie immer 
forttragen, wem sie aber nicht das non plus ultra dnr Bekleidung ist, der 
probire die Reformbaumwollkleidung, deren Material ein unbe 
grenztes genannt werden darf! 
Akuter Magenkatarrh. 
Eine lehrreiche Krankheitsgeschichte. 
Vom Herausgeber. 
Motto i 
Bei jedem Gift darfst nicht versäumen Und streich mit einem Federbarte 
Es aus dem Magen wegzuräumen; Beherzt den Schlund, das Zäpflein zarte, 
Viel warmes Wasser gib zu schlucken, In Sturmeseil sich dann entleeret 
Daraus gelb Butleräuglein gucken Was länger weilend Qual vermehret! 
Als Nachtrag zum Artikel „Magen- und Darmkatarrh" in 
Nr. 12 d vorig. Jahrg. fuge ich hier eine Krankengeschichte bei, die bez. ihrer 
Veranlassung unter 4 oder 5 einzureihen wäre, nämlich: akuter Magen 
katarrh, entstanden durch Einführung einer vergifteten Speise. 
Vorvoriges Jahr im Dezember las man in den Dresdner Blättern, daß im k. 
Kadettenhaus 17 junge Leute bald nach dem Mittagessen sich erbräche n 
hätten; als Ursache habe sich später herausgestellt, daß Klöße in einem 
Kessel zubereitet worden seien, dessen Legirung sich defekt erwiesen, oder der 
gleichen, wodurch eine Kupfcroxybvcrgifllirig entstanden sei, welche aber der 
gesunde Magen der 17 Kadetten mit Protest zurückgewiesen, resp. d u r ch E r - 
brechen beseitigt habe! Etwa vierzehn Tage vor Ostern vor. Jahres 
kam der Diener einer adeligen Herrschaft zu mir, um mich im Namen der 
selben zu ersuchen, andern tags ihr einen Besuch zu machen. Ich fragte den 
selben, um was es steh denn handle, da ich seit meinem Wegzuge von Dresden 
im Herbst 1881 aus Gesundheitsrücksichten die frühere ambulante Praxis auf 
gegeben; der Diener erzählte mir darauf, daß sein junger Graf Zögling im 
Kadettenhause sei und seit der Klößevergiftung vor. Weihnachten bei seiner 
Frau Mutter in ärztlicher Behandlung sich befinde, indem er 
nicht mehr allein gehen könne. Auf meine weitere Frage: wie ich 
denn zu der Ehre komme, daß mein ärztlicher Rat von der mir ganz unbe 
kannten Gräfin begehrt werde, sagte der Diener naiver Weise, die beiden 
Ärzte werden mich wohl empfohlen haben, was mich so sehr frappirte, daß 
ich beschloß, dem Rufe ausnahmsweise Folge zu leisten und für den nächsten 
Tag also meinen Besuch bestimmt zusagte. Bei meiner Ankunft in der Woh 
nung der Frau Gräfin z. L. führte mich derselbe Diener in den Salon, wo
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.