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beutel, aber nicht für unser Wohlsein und Wohlbehagen, indem
sie ja aller Augenblicke was anderes, sich widersprechendes, ganz nach Laune
und Willkür bringen, svdaß wir die r e i n e n S k l a v e n nolens volens ab
geben müssen, von diesen meist ganz unwissenden Handwerkern, die sich
Gott weiß was für Wisser und Künstler zu sein dünken!
Es ist wahr, die menschliche Haut ist geduldig, sie vermag etwas
auszuhalten, man denke an die eiserne Ritterrüstung des Mittelalters,
welche sicherlich nicht die menschliche Nornralkleidung war und gegen welche
unsere heutige Bekleidung ein Pappenstiel ist, ferner an alle Wandlungen der
Kleidertracht seit ein paar tausend Jahren! Es kommt einem da unwillkürlich
der Gedanke: Es scheint ganz egal zu sein, worin und wie wir uns kleiden,
denn auf die Sterblichkeit der Menschen im großen und ganzen muß die Be
kleidung doch wenig Einfluß haben, da dieselben geboren werden, leben und
sterben seit Olims Zeiten demn n g ea chtet, wenigstens ist noch kein Sta
tistiker auf den Gedanken gekommen, Untersuchungen darüber anzustellen: bei
welcher Bekleidnngsart die Menschen am wo h l sten sich befinden und von
Krankheiten unbehelligt aur l ä n g st e n leben! Und das wäre doch ein Ver
di e n st v o l l e s Unternehmen für die Ärzte und Hygieniker!
Mustert man nun die hygienischen Schriften der Ärzte aller Zeiten durch,,
so findet man allerdings vereinzelte Andeutungen über die Beschaffenheit unsrer
Kleidung und ihrer Eigenschaft, ob nützlich oder schädlich für den menschlichen
Körper, aber keiner derselben hat sich vorzugsweise auf gründ vielfältiger Prü
fungen so energisch für einen Stoff und gegen alle anderen ausge
sprochen , wie gerade Prof. Jäger vor circa 5 Jahren für die Wolle
dies gethan und dadurch einen wahren Sturm unter den Ärzten wie dem
Publikum, nanieutlich den Schneidern und Fabrikanten aller Art hervorgerufen
hat, was niemand verwundern kann, der da bedenkt, welche Tragweite diese
Jägersche Kleiderreform für jedermann ohne Unterschied hat, erstens befreit
sie uns von der stets wechselnden lästigen Willkür der Schneider- und Fabri
kantenzunft, denen man künftig nicht mehr so willenlos seine Haut zu Markte
tragen muß und zweitens kommen wir endlich aus dem S chw an kende n der
Ansicht heraus, ob dieser oder jener Stoff besser für unsere Haut resp. Ge
sundheit ist; denn eine N o r m a l k l e i d u n g muß es auch für den Menschen,
geben, wie es eine Normalnahrung für denselben gibt! Und Prof.
Jäger glaubt den Stoff für dieselbe in der Wolle gefunden zu haben; er
hat sich aber nicht damit begnügt, dieselbe im allgemeinen zu empfehlen, wie
sonst geschehen, sondern hat, da er die Störrigkeit und Verschlagenheit der
Handwerker und Fabrikanten wohl kennt, auch die reelle Herstellung,
der Bekleidungsstoffe und der verschiedenen Bekleidungsstücke daraus selbst
in die Hand genommen, nicht minder sich selbst und seine Familie zuerst ganz
in Wolle gesteckt und darin sich jetzt auch in Nord und Süd, Ost und West
dem Publikum p r ä s e n t i r t! Und das zieht!!
Daß die Ärzte größtenteils nicht f ü r seine Reform sind, sowenig wie für
den Vegetarismus, ist sehr erklärlich, da dieselben zur Zeit noch keine
staatlich angestellten G e s u n d h e i t s m e i st e r, sondern aus den Geldbeutel
kranker Menschen angewiesen sind, daher auch nicht für eine Kleiderreform
schwärmen können, welche die Menschen s e u ch e n f e st, gesünder, r ü st i-
stiger und wohl auch länger lebend wacht! Zum Beweis, daß aber
doch einige bereits für Wollkleidung auf gründ ihrer naturwissenschaftlichen
Kenntnisse aufzutreten sich nicht scheuen, will ich nachstehend einen (Dr. Aß»
man n) zur Belehrung meiner Leser seine Weisheit leuchten lassen, die viel--