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Nach Justus v. Liebig gelangen nämlich jährlich ca. 800 Pfund Sauerstoff in den
menschlichen Körper; derselbe verbindet sich stets mit den Stoffen in demselben, zu denen er
besondere Neigung hat und unterhält dadurch unsere Eigenwärme; wenn daher in Nahrungs
mitteln nicht genug eingeführt und aber gleichviel wie sonst ausgegeben wird, so greift der
Sauerstoff auch die Substanz, d i e k r a n k e wie gesunde, bis auf einen gewissen Grad
an und räumt mit derselben auf, durch feuchte Wärme werden ferner alte Ab
lagerungen, Versessenheiten, V e r s ch l e i m un g e n rc. gelöst und ihr Material
in Fluß und Umlauf und zur Ausscheidung gebracht, durch zeitweilige geringe Zufuhr von
Flüssigkeit wird der Organismus nebenbei gezwungen, sich mit der vorhandenen Säftemenge
zu begnügen und sie n o ch m a l s zu verbrauchen, resp. besser au s zunü tz en ;
der Wein, aber nur der gewachsene, zeitweise als Getränke gereicht, stärkt nach
Dr. Nagel durch seine Traubensaftbestandteile, reizt die Gefäßnerven zu größerer Thätigkeit rc. und
so mag denn diese Trias zusammen, nämlich : feuchte Wärme, grotze Mäszigkeit und Pflanzen
kost schon im Stande sein, manchen bresthaften Leib von seiner schlimmen Einquartierung und
ihren Folgen radikal zu heilen, neues reineres Blut in ihm zu erzeugen, um das Trieb
rad des organischen Lebens mit frischem Öl zu versehen! Aber raoclus in rabus, Alles mit
Maß und Ziel, denn nicht jeder kranke Menschenkörper ist ein Augiasstall, der
s ch r o t h i s ch ausgeputzt werden muß!! Ein Stück Wissenschaft liegt ohne alle Frage
in der Schroth scheu Methode, deren Erfindung sogar einem Virchow alle Ehre gemacht
habeir würde, aber sie ist keineswegs für alle Kranke der einzige Weg zur
Heilung! Laxienti sät!
Nun kommt aber neuerdings noch ein Umstand hinzu, der die S ch r o t h sche Kurmethode
von einer neuen wissenschaftlichen Seite betrachten läßt, nämlich seitdem Prof.
Dr. Oertel in München sein Heilsystem im „Handbuch der allgemeinen Therapie 4. Band
(Kreislaufsstörungen)" veröffentlichte und vorher schon sein Schüler Dr. Schweninger es
praktisch durchführte. Oertel sagt unter Anderem: „An der übermäßigen F e t t a b l a -
gerung nimmt auch der Herzmuskel selbst teil, teils durch Umlagerung mit Fett, teils
dllrch Einlagerung desselben zwischen die Muskelfasern k. Der Herzmuskel wird aber dadurch
weniger leistungsfähig, als der normale; er vermag die Blutsäule nicht mehr mit der früheren
Kraft weiter zu schaffen, um so weniger aber, wem: ihm durch a l l z u r e i ch l i ch e Flüssig
keitszufuhr, möge diese nun in Bier, Wein, Milch oder Wasser bestehen, eine größere
Leistung zugemutet wird; dadurch kommt es zu Störungen des hydrostatischen Gleichgewichtes,
zu Überfüllung des Venensystemes, zu Stauungen in der Lungenblutbahn, daher der
Bronchialkatarrh, die Atemnot, die H e r z z u f ä l l e, die S ch w e i ß e; es
genügt also für Korpulente nicht allein, fettbildende Nahrungsmittel zu vermeiden, sondern
e s i st auch nötig, d i e Z u f u h r vor: Flüssigkeiten a u f das mindeste
Maß zu beschränken; weiterhin ist die Flüssigkeits ab s o n d e run g zu begünstigen
durch körperliche Bewegung, namentlich durch Bergsteige):, welches auch den Herzmuskel leistungs
fähiger macht, durch irisch-römische und Dampfbäder (trockene und feuchte Ganzpackung. D. R.).
Also was jetzt e r st ein Münchner Professor nach langem Experimentiren herausgefunden
hat, das exekutirte längst vor ihm ein schlichter Mann aus dem Volke seit mehr
als vier Jahrzehnten!!! Ich selbst habe nach S ch r o t h scher Methode, verbunden
mit Dampfkastenbädern und schwedischer Heilgymnastik, 1 Dame von 220 Pfund Körpergewicht
binnen Jahresfrist auf 140 Pfund (also um 80 Pfund leichter geworden!!) herunterge-
bracht, wobei sie aber an Muskulatur und Kräften bedeutend z u g e n o m m e n hatte,
so daß sie nunmehr mit Leichtigkeit bergauf gehen konnte, während vor mir 2 gefeierte
Professoren der Staatsheilkunde mit all ihrer Gelehrsamkeit ihr keine Hilfe mehr zu
leisten vermochten, sie für verloren erklärten!
Briefwechsel für Alle und mit Alle».
Ab. Pastor Z. in A. Sie schreiben: „Nach einem solchen Artikel wie der über Malaria
in Nr. 8 habe ich mich schon lange gesehnt; ich hatte ja meine Erfahrungen in den furcht
baren Gelbfieberepidemien in Buenos-Äires 1871 gesammelt, deren Resultat war: das gelbe
Fieber ist bei medikamentöser Behandlung sehr bedenklich und verheerend, bei naturgemäßer
Behandlung geht es leicht vorüber! Und ich habe mir seither immer gesagt: es muß sich
ebenso mit der Malaria verhalten. Unsere armen Missionäre, die sich schon seit Jahrzehnten
in diesen Fieberschlund aufopferungsvoll hineingeworfen, thaten mir schon lange leid und jetzt
unsere andern Deutschen dazu, unter ihnen ein Nachtigall!
Ab. Dr. Kr. in Wiesbaden. Sie sind ungehalten, daß ich die Artikel von Dr. Lah
man n aufgenommen habe, da Sie mich doch schon einmal ermahnten, die H o m ö o p a t h i e
im „N.-A." nicht beschimpfen zu lassen, welche Sie als die Krone der Natur-