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erst gef dj affen hat, dergestalt, daß er als der Vater der modernen
N a t u r h e i l l e h r e bezeichnet worden ist. Haben doch oft genug die Gegner
der Lehre Hahnemanns die von homöopathischen Ärzten veröffentlichten
Fälle von Kunstheilung der von jenen den Patenten auferlegten Diät allein
zuschreiben wollen, indem sie die Möglichkeit der Wirkung minimaler Arznei
gaben leugneten. — Ich empfehle Herrn Dr. med. Lahmann die Lektüre
zweier Aufsätze von der Feder Hahnemanns (s. Hahnemanns kleine
medizinische Schriften, gesammelt von Dr. Stapf): „Über die Wir
kungen des Kaffees" und „Ein Besuch in der Kinderstube".
Sie sind Beide klassisch, auch, zum Troste des Herrn Dr. med. Sät)mann,
nicht sonderlich umfangreich, weshalb sie der Beigabe eines alphabetischen
Namen- und Sach Registers nicht bedurften. Ich hoffe, mit dieser Empfehlung
mir den Dank des Herrn Dr. Lah m a n n gesichert zu haben. Er kann aus den
genannten Schriften etwas lernen. Es ist schwer zu glauben; aber es ist
wirklich so.
Ich meinesteils hingegen hoffe den Dank des geneigten Lesers zu verdienen,
indem ich mich einer kritischen Beleuchtung des in Nr. 10 des „Naturarzt"
enthaltenen Aufsatzes des Herrn Dr. med. Lah mann enthalte. Es läßt
sich über denselben nichts sagen; denn er ist an sich durchaus nichtssagend,
und würde nicht einmal im Inseratenteile, weder „unter noch über dem
Striche". Figur machen!
Gegeben in unserem Wes penn este zu Dresden-Blasewitz. Oktober 1885.
Dr. v. V i l l e r s senior.
Nachwort der Redaktion.
Da Herr Or. L a h m a n n in Nr. 9 selbst sagt, „er sei sich wohl bewußt gewesen, daß er
mit seinem Artikel in Nr. 7 in ein Wespennest stoßen würde" — so wird er sich
auch nicht verwundern, wenn eine homöopathische Wespe den von ihm hingeworfenen Fehde
handschuh aufhebt! Ich trug anfangs Bedenken, seinen Artikel aufzunehmen, da ich mir sagen
mußte, daß eine vielleicht unerquickliche Kontroverse nicht ausbleiben werde, andererseits war ich
aber erfreut, einen jungen approbirten Staatsheilkundigen für das reine Natur
heilverfahren in die Schranken treten zu sehen, und darum ließ ich den Artikel abdrucken,
jedoch nicht ohne meinerseits eine korrigirende Bemerkung hinzuzufügen!
Unverhofftes Rnale zur Krankengeschichte
„Ein mehrjähriges Kopjleiden^ im vorigen Jahrgang Ar. In. 2.
Vom Herausgeber.
Nachdem ich seit 13. März vorigen Jahres (siehe „N.-A." Nr. 5, Brief-
Wechsel) keine Nachricht mehr von diesem Patienten erhalten, worin er sich mit
großer Zufriedenheit über sein Befinden ausgesprochen, das jetzt ganz
normal sei, erhielt ich mit Datum vom 19. März a. c. folgendes Schreiben:
„Ich habe mir vorgenommen, Sie in der Osterwoche zu besuchen, voraus
gesetzt. daß Sie nicht selbst einen Ausflug vorhaben; meine Frau wird mit
kommen. erstens um Ihre persönliche Bekanntschaft zu machen und zweitens
um von Ihnen selbst zu hören, ob ich mich ferner an Gemüse und Obst
halten soll oder umkehre,: zum Fleisch, denn mein Augenarzt behauptet immer
noch: ich leide an den Nieren und müsse Fleisch genießen, sei über
haupt nicht genügend ernährt, während es mir wie den Studenten in Auer
bachs Keller ganz kannibalisch Wohl ist. Daß es mir in meinem Ge
schäft mit 150 Arbeitern mitunter recht unbehaglich wird, besonders den An
sprüchen von Bauherrn und Architekten gegenüber, ist gewiß nicht zu verwundern.