Volltext: Der Naturarzt 1885 (1885)

für 
naturgemäße Behandlung des milWchcii ZSrpers 
in gesunden nnd kranken Lagen. 
Herausgeber und Redakteur: Gustav Wolbold in Oberlößuitz bei Dresden. 
Monatlich erscheint eine Nummer L 1 Bogen; ferner vom Februar an 
Inhalt: Volivtafel. H. Kesselring. 
1. Wespenstiche. Von Dr. v. Villers senior. 
2. Finale zur Krankengeschichte „Ein mehrjähriges Kopfleiden". Vom Herausgeber. 
3. Aus Lindewiese. Von einem dortigen Kurgaste. Mit Nachlvort vom Herausgeber. 
Briefwechsel. Inserate. 
Aotivtafel 
(Fortsetzung.) 
Ich gestehe offen, daß es mir auf den ersten Blick selbst rätselhaft erscheint, wie mitunter 
Personen, ohne allgemeine oder spezielle medizinische Bildung, ohne Kenntnisse von der Be 
schaffenheit des menschlichen Körpers, ohne klare Idee von seiner organischen Thätigkeit, von 
Krankheilslehre, Diagnostik ?c. dennoch in: Stande sind, die Heilkunde in irgend einer 
Form auszuüben und denen bei objektivem Beobachten Erfolge nicht abgesprochen werden 
können! Ohne Zweifel ist für manchen Fall eine spezielle Begabung anzunehmen; 
der praktische Blick i st e t w a s, das Hochschulen und Universitäten allerdings sehr 
auszubilden, aber ni ch t zu g eb en v ermö g en, wo d er selb e feh lt! Übrigens 
müssen wir namentlich auch das nicht vergessen, daß die wesentlichsten Vorgänge bei Krankheits 
und Heilungsprozessen den: Arzte fast ebenso unbekannt wie dem Laien sind, 
z. B. bei der Frage: Wie vollzieht sich eine Heilung, wie und auf welche 
Weise soll die Arznei ihren heilenden Einfluß gellend machen und 
was geht im innersten Organismus dabei vor sich? Bei dieser Frage steht 
auch der approbirte Arzt und gelehrteste Professor vor einem nnerschlossenen Geheimnis! 
Es giebt zwar oft für denselben in oder an dem Körper auffällige Erscheinungen, welche mit 
oder ohne Hilfsmittel mehr oder weniger leicht nachweisbar sind, allein diese bilden sozusagen 
nie die primären Störungen, sondern die sekundären Vorgänge. Der Arzt ist also 
genötigt, aus den sekundären Erscheinungen objektiver und subjektiver Art sich über das Wesen 
des Krankheilsprozesses eine Vorstellung zu machen und ein Urteil zu bilden, mit anderen 
Worten: die zu beobachtende Thatsache muß für den Arzt maßgebend werden. 
Ähnliche Beobachtungen, wenn auch gröberer Art. kann aber auch ein Laie machen, denn auch 
ohne wissenschaftlich kritische Blicke sieht er doch wenigstens einen Erfolg oder Nichterfolg und 
das wird für ihn zur Thatsache! Und noch ein weiterer Grund. Dem Arzte steht sozusagen 
das ganze Gebiet der Medizin offen, seine Therapie ist nicht eng begrenzt, sondern bewegt sich 
vielmehr in exzentrischen Kreisen, weil ihm viel zu Gebote steht, ist ein Fehlgriff um so 
leichter möglich! Viele der sogenannten Kurpfuscher verfahren dagegen schablonenmäßig, ste 
bewegen sich in einem engen Kreise von Mitteln oder wenden gar in allen Fällen ein aus ver 
schiedenen mehr oder minder wirksamen Stoffen bestehendes Gemisch an und verschaffen sich 
dadurch eine zwar einseitige aber große Fertigkeit und Übung. 
H. KeffeMng, in „Die Freigebung der Heilkunde".
	        
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