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Ehe aber diese Anschauungen im Volke überall Platz gegriffen haben werden,
muß die Presse aufgehört haben, ihre gewaltige Macht'zu mißbrauchen, wie
sie es thut, indem sie den Mittel- und Geheimmitteischwindel durch einen
„unverantwortlichen" Annoncenteil und gar durch schwer bezahlte Inserate „über
dem Strich" in unverantwortlicher Weise fördert.
Nochmals jur NphtlierielielMdlullg.
V o m Herausgeber.
In der „Allgem. mcdiz. Centralzeitung" veröffentlicht ein Dr. Wachsmuth
eine neue und sichere Heilmethode, wodurch die Zahl der Todesfälle bei
Diphtherie auf nur 2—3 Prozent herabgedrückt werde; dieselbe besteht
in einer starken Schwitzkur mittelst Einwicklung der kleinen Patienten in
nasse Lacken und wollene Decken, sowie darauffolgenden Abwaschungen und
Bädern: diese Behandlung setze die tätliche Fiebertkmperatur herab und scheide
den Krankheitsstoff so energisch und schnell ans dem Körper, daß die Heilung
meist schon in 2 — 4 Tagen erreicht werde; besonders sei es die durch die
starke Transpiration bewirkte Wasserentziehung, welche den Salzgehalt des
Blutes konzentrire und somit den parasitären Krankheit erregenden Organismen
(Pilzen) den Nährstoff raube, welche Wirkung noch geringe Dosen des Lall
chloricum befördern!
Was es nun aber mit dieser angeblichen Erfindung des vr. Wachs
muth für eine Bewandtnis hat, brauche ich meinen Lesern wohl kaum zu
sagen, so wenig wie bei der angeblichen Erfindung der Dr. Brand'scheu
Wasserbehandlung des Typhus; beide sind bekanntlich therapeutische Errungen
schaften des Weisen auf Grüfcnberg!
Warum hat sich denn dieser weise Dr. W a ch s m u t h nicht auch um den
Kaiserin Augusta-Preis beworben, wenn er im Stande ist, erstens die Wirkung
seiner angeblichen Erfindung wissenschaftlich zu begründen und zweitens
durch dieselbe die Zahl der Diphtherieopfer sicher auf 2 vom 100 zu beschränken?
Allerdings ist es im Interesse der leidenden Menschheit sehr erfreulich, daß
ein Approbirter wie beim Typhus so jetzt bei der Diphtherie die längst be
kannte Wasserbehandlung in die Hand nimmt, nachdem auffallender Weise
der Nestor der Hydropathie Dr. Carl Munde fahnenflüchtig geworden und
Alkohol als Heilmittel bei dieser Krankheit empfiehlt, an welcher ihm 2
Kinder trotz nasser Einwicklungen rc, gestorben sind, weshalb er nun dreist sagt:
„Mit Wasser ist hier absolut nichts zu machen!" 0 m taouissss!
Und — Wasser thuts freilich! (S. „N.-A." 1880 Nr. 12 S. 179.)
Im vorigen Jahrgang Nr. 6 S. 94 habe ich ferner schon erwähnt, daß
von einem andern Approbirten. dem Dr. N o v y in Radegund, eine Schrift
in Aussicht steht, in welcher derselbe in verständlicher Weise sein untrüg
liches, st e t s sich bewährendes Wasser Heilverfahren, welches
jeden an Diphtherie Erkrankten, rechtzeitig angewandt, rettet, zum Gemeingut
aller Ärzte und Laien zu machen verspricht; leider ist dieselbe bis heute noch
nicht erschienen! Wir müssen uns daher gedulden und mit dem Geständnis
des vr. W a ch s m u t h zufrieden geben: daß, obgleich und weil seine Behand
lung die einfachste sei, dieselbe Siegerin über alle andere bleiben werde,
weil keine andere so schnell und sicher durch Anregung der Hautthätig
keit und Förderung des Stoffwechsels wsike, da die Haut die größte und beste
Angriffsfläche behufs Erwirkung der Ausscheidung von allerlei Krankheitsstoffen