Volltext: Der Naturarzt 1883 (1883)

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hinter einander vorgelegen haben, aber eine Entscheidung sei nicht getroffen 
worden! Er habe inzwischen diesen ersten Band erscheinen lassen, einmal 
weil er es für wünschenswert-halte, daß andere Ärzte den F o r sch un g s - 
weg, den e r betreten, ebenfalls einschlagen und sich von den Vorurteilen der 
Schule und der Klinik frei machen mögen, dann aber auch, weil er in der all 
gemeinen Ratlosigkeit der Menschheit seine erprobte einfache Methode, die 
Diphtherie zu behandeln und ihre Entstehung zu verhüten, 
nicht vorenthalten wollte! 
Am Schlüsse S. 100 giebt Verfasser folgendes Resumö: 
1. Diphtherie und Scharlach sind - wie beim Schwein, dem Diphtherie- 
partner des Menschen, unter dem Namen brandiger Halsbräune und Rotlauf — 
ursächlich dieselbe Krankheit, nur örtlich verschiedene Symptome einer 
und derselben Blutvergiftung; bald tritt das eine, bald das andere Symptom in 
den Vordergrund. Wären;fcie Nieren sichtbar, so würden wir als 3. Hauptsymptom — 
Nierens ch arlach noch dabei auftreten sehen. 
2. Die Erscheinungen im Rachen sind nicht die Ersterscheinungen, sondern ein sekundäres 
Symptom allgemeiner Blutvergiftung, ähnlich wie die sekundäre Syphilis, 
nur mehr akut auftretend. 
3. Dem Ausbruche der Rachenerscheinungen gehen unerkannt als V o r st a d i u m eine 
Anhäufung und Stauung des D a r m i n h a l t s und Erscheinungen v o n G ä h r u n g 
im Magen und D a r m mit Gasbildung vorauf; der Perkussionsschall des 
Bauches ist zuerst leer, nachher voll. 
4. Diphtherie und Scharlach sind, wie beim Schwein, auch beim Menschen nicht ansteckend. 
5. Diese Krankheit birgt ihre Keime weder, wie die „Autoritäten" behaupten, in 
der Luft, noch in Dielen oder Tapeten, noch im T r i n k w a s s e r, irr der 
Milch, in den S ch u l r ä u m e n , den Abtritten re. 
6. Die Krankheit tritt sporadisch und epidemisch auf, beides meist unter den 
besten lufthygienischen Verhältnissen. 
7. Die Ursache der Diphtherie bezw. des Scharlachs liegt in bestimmten Speisen 
und zwar beim epidemischen Auftreten in vegetabilischen Speisen. Die Krankheit 
ist eine Selbstvergiftung v o m D a r m a u s ; ob Spaltpilze oder ch e m i sch 
wirkende Stoffe (Gase), bleibt noch zu entscheiden. 
8. Zu dem Ausbruche der Krankheit bedarf es — außer dem Genuß der s ch u l d ver 
dächtigen Speise — K o t v e r h a l t u n g, und längeren V e r w e i l e n s 
dieser Speise im Darm. 
9. Verschontbleiben und leichterer Verlauf d e r D i p h t h e r i e sind 
bedingt durch N i ch t b e h i n d e r u n g der F o r t b e w e g u n g des D a r m i n h a l t e s 
im V o r st a d i u m. 
10. Die im Erststadium (durch Klystiere und andere Abführmittel) bewirkten Kotabgänge 
haben einen ungewöhnlich aashasten Geruch. 
11. Es ist statistisch nachgewiesen, daß mitten in Diphtherieherden diejenigen unter» 
jährigen Kinder, welche nur Milch, sei es Mutter- oder Tiermilch, namentlich noch 
nichts von Mehl genießen, von Diphtherie und Scharlach frei bleiben — Immu 
nität der Säuglinge. 
12. Eine notwendige Folge dieser Thatsache ist die statistische Wahrnehmung, daß in 
den Staaten, wo man impft, und man nur die Säuglinge ungeimpft läßt, die 
1l n g e i m p s t e n von der Diphtherie verschont bleiben und fast n u r G e i m p f t e 
die Diphtherie bekommen und zwar nur solche, welche noch so kurzzeitig geimpft, bezw. 
revaccinirt sind, daß von einem Erlöschen der angeblichen Jmpswirknngen noch nicht 
die Rede sein kann, d. h. die Altersklasse von 12 Monat bis zu 15 Jahr — ein Kuriosum! 
13. Das nämliche ist aus tierärztlichen Beobachtungen über die Diphthrie (brandige 
Bräune) der Schweine bekannt, wo die Ferkel, welche noch an der San trinken mrd noch 
kein Mastfutter bekommen oder welche, nach dem Sterben der San an Diphtherie, nur mit 
Milch und nicht mit Mehlbrei ausgefüttert werden, mitten im Diphtherieherd aus 
nahmslos von der Krankheit verschont bleiben. Auch Kälber bekommen die Diphtherie 
erst, nachdem sie angefangen, die Milch mit Mehlgemenge bezw. Kleien zu vertauschen. 
So hängt auch bei den Tieren die Immunität von brandiger Rachenbrttune nur mit 
dem Futter und nicht mit der Beschaffenheit der Stallluft zusammen. 
14. Die Anschauungen der Autoritäten unter den Menschenärzreu über die Entstehung 
der Rachen Diphtherie beim Menschen gehen mit den Anschauungen der Tierärzte über 
die brandige Bräune der Tiere diametral auseinander und ebenso die An-
	        
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