Volltext: Der Naturarzt 1883 (1883)

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Da ist z. B. der I m p f z w a n g ; daß da niemand sollte gezwungen sein, leuchtet 
ein; man muß niemand gegen seinen Willen glücklich machen wollen. Jeder möge 
nach seiner Fayon selig werden! Das Impfen selbst mag nachteilig wirken, darin kann 
der N.-A. vollkommen recht haben. Indessen mir ist aus meiner Jugendzeit erinnerlich, 
von alten Leuten gehört zu haben, daß ein durch Pocken entstelltes Gesicht früher die Regel 
war, während seit Jenners Erfindung Pockennarbige doch blos Ausnahmen ge 
worden sind. Noch möchte ich dabei zu bedenken geben, daß viele, wohl die meisten, wenn 
man ihnen die Wahl zwischen einzuimpfenden unbekannten Qualen oder einem glatten Ge 
sichte anheimstellen wollte, sie gleichgiltig gegen erstere, sich fürs letztere aussprechen würden; 
mit andern Worten: wenn auch der Impfzwang ausgehoben wird, dürften wohl die meisten 
dennoch freiwillig sich impfen lassen, m der Hoffnung, sich damit ihr glattes Gesicht zu be 
wahren. — ad Vivisektion — ist allein möglich, ganz abzuschaffen, wenn die ganze 
Welt sich naturärztlich behandeln lassen wollte; solange aber der Allöopathie die medizinische 
Herrschaft bleibt, hat sie notwendig ln anima viti Probe zu machen, wenn es auch nur 
wäre, um beständig zu suchen, was sich doch nicht finden läßt! Außerdem wird viel 
leicht zuviel Äufhebens gemacht über den Verlust von ein paar tausend Hunden, Kaninchen 
und Meerschweinchen, wenn man die Grausamkeit der Natur damit vergleicht, die zuläßt, 
daß viele 1000 und 10 000 unglücklicher Menschen der Mordlust von Löwe, Tiger, Bär, Wolf, 
Schlange re. zur Beute fallen! Der Mensch ist, heißt es schon in der Genesis, von Natur 
zu allem Bösen geneigt, allein die Natur ist grausam! Mild und sorgsam für 
Erhaltung der Massen, kennt die Natur keine Rücksicht für das Individuum und ihre 
Sonne bescheint ebenso warm und wohlig den Mörder, als den Leichnam seines Schlacht- 
opfers, der neben ihm liegt. Die Natur giebt einem großen Teil ihrer Geschöpfe das Leben 
nur, um einem andern Teil als Nahrung zu dienen! aä Vegetarismus — 
ist eine italienische Erfindung. In warmen Ländern — in der ganzen Tropique ist der 
Vegetarismus leicht; anders ist es in nördlicher Zone, anders am Meeresufer, vom Nord- 
bis zum Südpol; der Strandbewohner wird von der Natur sozusagen beim Genick genom 
men und mit der. Nase aufs Fischessen gedrückt; die Naiur giebt am Meeresufer meistens 
nur Fels und Sand, wo soll da die Pflanzenkost herkommen? Vegetarierkost ist für 
Kranke als Kurmethode vielleicht eine Hauptsache, richtige Diät schon eine Vorbedingung 
zur Genesung, wozu aber von haus aus gesunde Leute sich geniren sollen, im nörd 
lichen Klima zu essen, was ihnen gut schmeckt — das ist schwer zu begreifen. Leute, die 
in ihrer Jugend vernachlässigt, später durch medizinische Behandlung ruinirt sind, für die 
geht gar nichts über Vegetarierküch., aber es giebt Leute, die nre krank waren, wenn 
man denen sagen wellte, daß sie ihr Rostbees und ihre Austern opfern sollten, um der 
nicht immer freundlichen Dame Natur zu folgen und die Ehre zu geben? Es müßte mir 
doch verwünscht deutlich gemacht und bewiesen werden, ehe ich es für Wahrheit an 
nehmen könnte! A n t w. Dank für die Aufmerksamkeit, die Sie dem N.-A. schenken, dessen 
Inhalt Sie in eine ganz neue Welt eingeführt! ad Vivisektion: dieses Thema ist im 
N.-A. blos so beiläufig erwähnt worden, gehört streng genommen nicht zur Be 
handlung des menschlichen Körpers in gesunden und kranken Tagen, ad Impfung 
und Impfzwang verweise auf den Artikel von Weber und betone wiederholt, daß. 
dieses Thema e r st recht vom N.-A. bearbeitet werden muß, denn es handelt sich hier 
um eine arge Mißhandlung des menschlichen Körpers m frühester Jugend und um 
Bekämpfung eines medizinischen Aberglaubens, eines quasi Ablaßzettels, 
welcher aber gerade das Gegenteil bewirkt von dem, was man ihm nachrühmt t 
Narbige Gesichter sieht man jetzt blos deshalb weniger, weil die ärztliche Be 
handlung der Pockenkranken keine so u n s i n n i g e mehr ist, wie früher! Mit Wasser, 
s r i s ch e r L u s t und r e i z l o s e r D i ä t von Anfang an behandelt, sind Pockenkranke ganz gut 
ohne Narben oder sonstige Nachwehen herzustellen und auf 100 kommen kaum 1 —2 
Todesfälle ! ad V e g e t a r i S m u s : derselbe gehört ganz st ritte zur Lehre von der 
Behandlung des menschlichen Körpers in gesunden und kranken Tagen, in ge - 
funden — um Krankheiten vorzubeugen! Was sagt denn Jesus Sirach, Sie 
Bibelfester? Nicht essen, was einem gut schmeckt, sondern prüfen, was 
dem ganzen Leibe gut ist!! Kümmern Sie sich also nicht darum, was die Leute 
am Nordpol essen und trinken, sondern S i e leben just in Dresden, wo man alles haben 
kann, was zum naturgemäßen Leben nötig und auch angenehm ist. Sie haben Gicht, 
weil Sie früher viel verdorbenes Viehzeug gegessen, was Ihnen schmeckte, jetzt können Sie 
Buße thun und gemäß unsrer Menschennatur leben und die ist nicht die deSRaub- 
r i e r es! Übrigens lesen Sie noch ein paar Schriften über „Vegetarismus", damit Sie 
noch tiefer in den Geist desselben eindringen; es ist ein sehr wichtiges Thema, 
über das schon in den Schulen gelehrt werden sollte!
	        
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