Volltext: Der Naturarzt 1883 (1883)

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als des gegenwärtig vorkämpferischen Landes in der Frage der Auf 
hebung des Impfzwanges gefallen sei; er begrüßte sodann die Anwesenden 
aus dem Auslande — W. Tebb aus London, Dr. H. B o 8 n s aus Charle- 
roi (Belgien), Dr. Oidtmann aus Linnich, Dr. Weber aus Duisburg, 
Dr. Walz aus Frankfurt a. O, Dr-. Ancelon von Nancy, H. de Mas- 
quard von Nimes, Colonel Carle aus England, Gr. Spencer aus 
England, H. Zöppritz aus Stuttgart. 
Dr. Oidtmann brachte darauf den Gruß der Jmpfgegner Deutschlands 
und warf einen Rückblick auf die Erfolge, welche die beiden frühern Kongresse 
— 1. in Paris 1880, 2. in Köln 1881, für die Sache der Jmpfopposition 
gehabt haben und sprach sich eingehend über den Stand der Jmpfzwangsfrage 
in Deutschland aus; im Reichstag sei als erster Sieg die Einsetzung einer 
außerparlamentarischen Kommission zur Beratung der Jmpf- 
frage errungen worden, von welcher man hoffe, daß sie weniger vorein 
genommen an die Frage herantreten werde, als die Parlaments-Kommission; 
auch habe im deutschen Ä r z t e v e r e i n s b u n d e Med.- Rat Dr. F l i n z e r 
nunmehr erklärt: die Abfallspuren der Pockensterblichkcit seien Vor der allge 
meinen Einführung der Impfung eingetreten und die deutschen Gerichte fangen an, 
von ihrem bisherigen Verfahren, die Jmpfgegner alle Monate frisch zu strafen, 
abzugehen! Dr. B o 8 n s wies darauf hin, daß man vom wissenschaftlichen 
Boden auf den praktischen übergehen, den Schwerpunkt aus die Sta 
tistik legen, die Volksmassen aufklären, die Presse bearbeiten und die 
Regierungen zur Anhörung der Jmpfgegner zwingen (? R.) müsse! Zur 
Erlassung bezüglicherManrfeste wurden bezeichnet die Herren Boöns, Vogt, 
Oidtmann, Weber. Auch eine Adresse an den Fürsten. Reichskanzler 
Bismarck wurde beschlossen, da doch in seiner Hand allein gegenwärtig die 
Jmpsfrage in Deutschland liege! — Es wurden sodann die in großer Zahl 
von Professoren, Ärzten, Spitaldircctoren, Vereinen rc. aus aller Herren Län 
dern eingegangenen Telegramme und Briefe vorgelesen, welche großentheils 
Mitteilungen von schweren Fällen von Jmpfschüdigungen oder von 
schlagenden Beweisen für die Nutzlosigkeit der Impfung enthalten. 
Dr. Ancelon, 78 Jahre alt, selbst nie geimpft, und doch immer im 
Verkehr mit Pockenkranken, weist das Falsche und Phantastische der Pa sie ur 
schen Lehre und die wissenschaftliche Verirrung der Anhänger derselben nach. 
In der zweite n Sitzung, abends 8 Uhr, welche von einem zahlreichen ge 
mischten Publikum besucht war, wurden weiter eingegangene Briefe, welche 
die Impfung verdammen, vorgelesen, worunter viele von Ärzten, so 
dann entwarf Dr. Boöns ein Bild der Geschichte der Liga gegen den Impf 
zwang, die in Paris 1830 gegründet worden, 1881 in Köln die wissenschaft 
liche Seite der Jmpsfrage behandelte und heute in Bern die praktischen 
Konsequenzen daraus ziehen will; er führte ferner aus. daß sich die anstecken 
den Krankheiten entwickeln und weiter verbreiten ohne das Vorhandensein 
der Paste urschen Bakterien und Mikrokokken, ja sogar vor Entwicklung der 
selben ; wie unter ungünstigen äußern Bedingungen (Luft, Wasser, 
Reinlichkeit) diese kleinen Organismen uns anfallen und zu zerstören 
suchen, so zerstören umgekehrt günstige äußere Bedingungen die Existenz 
und die Wirksamkeit dieser mikroskopischen Wesen. W. T e b b bespricht das 
Beispiel der Stadt Leicester, die, obwohl sie ganz und gut durchgeimpst 
war, doch von einer so heftigen Pockenepidemie heimgesucht wurde, daß 
die Bevölkerung durch diese an sich selbst gemachte unangenehme Erfahrung 
belehrt und bekehrt, seitdem die Impfung standhaft verweigert und
	        
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