Volltext: Der Naturarzt 1883 (1883)

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Die Vilklerienjiiger. 
Von Adolf Graf Zedtwitz * 
Obgleich die Entgegnung des Herrn vr. Haupt nicht direkt an mich ge 
richtet ist, so möchte ich doch bei der unstreitig großen Wichtigkeit der Frage 
der Bakterien, die in der Zukunftsmedizin offenbar eine große Rolle zu spielen 
berufen scheint, zum Nutz und Frommen meiner Gesinnungsgenossen, zu denen 
ich wohl den größten Teil der Leser des „N.-A." zählen darf, und die nicht 
Zeit und Gelegenheit haben, sich über den Bakterienstreit näher zu informiren, 
den Versuch machen, das Unhaltbare dieser Lehre, insofern man damit die 
Entstehung der epidemischen Krankheiten erklären will, aus ver 
schiedenen fachmännischen Schriften darzuthun. 
Vor allem gestehe ich, daß ich vom ersten Augenblick an, als man in den 
Fach- und Tagesblättern die Reklametrommel über die epochale Entdeckung 
P a st e u r s und Kochs zu rühren anfing, vom Standpunkt des gesunden 
Menschenverstandes in dieser neuen Lehre nur das Bestreben unserer medi 
zinischen Wissenschaftler sehen konnte, die gläubige Welt wieder einmal durch 
eine sensationelle „Entdeckung" in Staunen zu versetzen, wie man im 
Mittelalter etwa durch irgend ein neues Wunder für die Kirche Propaganda 
machte und ich glaube, daß ich mich, wie die Dinge schon heute stehen, nicht 
getäuscht, und daß, welche Phasen die Bakterienlehre auch noch durchlaufen 
mag — (denn wir haben an der Jennerschen Lehre leider gesehen, daß manche 
Irrlehren ein sehr zähes Leben haben), schließlich die Opposition recht behalten 
wird, wie das englische Parlamentsmitglied Cobbet recht behalten, der schon 
zu Jenners Zeiten aus gleichen Gründen die Kuhpockenimpfung als 
Wahnwitz brandmarkte, obwohl damals noch keine näheren Erfahrungen 
vorlagen und Jenner den Impfschutz gleichfalls durch Experimente angeblich 
unwiderlegbar bewiesen haben wollte, was unsere Imps-Autoritäten noch heute 
behaupten! 
Es ist nicht zu leugnen, daß die sehr klaren Ausführungen Herrn vr. 
Haupts, für dessen Aufnahme wir der Redaktion des „N.-A." nur dankbar 
sein können, sehr viel Bestechendes haben und ganz geeignet sind, das Urteil 
irre zu führen, aber wenn man die Kontroverse, die in den Fachschriften über 
dieses Thema geführt wird, kennen gelernt, so wird man sofort in der Über 
zeugung bestärkt, daß die Zweifel in die Richtigkeit dieser Hypothese, denn 
mehr als eine Hypothese ist die Bakterientheorie nicht, 
nur allzu gerechtfertigt sind. 
In der That ist, um die Entstehung von Krankheiten und Epidemien zu 
erklären, die Notwendigkeit absolut nicht einzusehen, zu einer solchen Hypo 
these, die sich mit den Erscheinungen schwer in Einklang bringen läßt, wie 
abermals die im letzten „N.-A." kritisirten Äußerungen von Klebs beweisen, 
seine Zuflucht nehmen zu müssen, da die längst bekannten Voraussetzungen voll 
kommen zur Erklärung genügen. 
. Soll eine Pflanze sich gesund entwickeln, so braucht sie die rechte Erde, 
die nötige Feuchtigkeit, den rechten Standort, das gehörige Licht re., sonst 
Anmerkung der Redaktion. 
* Unerwartet erhalte ich von Herrn Graf Zedtwitz diese Entgegnung, ehe noch der 
alte Skeptiker mir kundgegeben, daß er sich keineswegs von Herrn vr. H. geschlagen fühle, 
im Gegenteile, mich dringend ersuchen müsse, ihm noch einmal das Wort zu geben! Ich 
habe ihn hierauf gebeten, sich zu gedulden bis zum Schluß des vorliegenden Artikels, viel 
leicht habe ihm Herr Graf Z. aus der Seele geschrieben und dann sei der Baktericnstreit 
bis ans weiteres zu Ende!
	        
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