Volltext: Der Naturarzt 1883 (1883)

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Umständen zwar eine enorme Zähigkeit in Bewahrung seiner Keimkrsft an den 
Tag legt. unter anderen Bedingungen aber auch wieder leicht zu vernichten ist, 
wie z. B. durch Einlegen in eine wässrige Sublimatverdünnung von 1:20 000 
oder längeres Kochen, 5. daß die geläuterte „Wasserheilmethode" es versteht, 
die Lebensbedingungen für diese Mikroorganismen sehr rasch abzuschneiden oder, 
wie Sie es ausdrücken, das „den Kranken verzehrende Fieber rasch zu 
dämpfen", „ohne seine Kräfte dabei zu erschöpfen", während „sich die allöo- 
pathischen Droguen völlig nutzlos erweisen". 
Gestatten Sie mir zunächst, Ihnen im Namen aller aufrichtigen und ein 
sichtigen Anhänger der „geläuterten Wasserheilmethode", worunter wir wohl 
eine von „charlatanischen Beithaten gereinigte Naturheilmethode" verstehen 
dürfen, unsern herzlichsten und hochachtungsvollsten Dank zu sagen für Ihren 
aufklärenden Artikel in Nr. 1, 2, 3 des vorjährigen „Natur-Arzt", und meine 
Überzeugung dahin auszudrücken, daß dadurch ein wirtlicher und entschiedener 
Fortschritt bezüglich Klärung der Ansichten über Entstehung, Behandlung und 
Vernichtung von Infektionskrankheiten inaugurirt worden ist. 
Diesen Fortschritt in weitere Bahnen zu lenken, ist der Zweck dieser Zeilen 
und in specie meiner am Schlüsse derselben an Sie gerichteten Fragen, welche 
Sie jedenfalls in genügender Weise zu beantworten vermögen. Damit ich 
aber zu denselben gelange und die Wichtigkeit ihrer Beantwortung darzulegen 
vermag, müssen Sie mir ebenfalls gestatten, nach meiner unmaßgeblichen An 
sicht dasjenige zu bezeichnen, was Sie nicht bewiesen haben und dadurch ein 
Licht über das Verhältniß der „Naturheilmethode" zur „Bakterienlehre" zu 
werfen, welches zeigen dürfte, inwiefern und gegen welche Punkte das letztere 
sich feindlich verhält und feindlich verhalten muß! 
Ich knüpfe dabei an Ihre oben unter 5 Gesichtspunkte gebrachten und 
meiner Ansicht auch unumstößlichen Beweise an. 
Ad 1. Sie haben nicht bewiesen und konnten nicht beweisen, daß „die 
Spaltpilze, Bakterien rc. wirklich die alleinigen Ursachen dieser Krank 
heiten sind" (S. 3 d. „Natur-Arzt" vom Januar 1882 Abs. 4 von oben). 
Sie haben lediglich bewiesen, daß überall, wo jene Krankheiten, auch jene Spalt 
pilze bezw. Bazillen oder Bakterien vorhanden sind, und daß, wo diese nicht 
vorhanden, auch jene Krankheiten nicht sind. 
Das beweist aber noch lange nicht, daß jene Bazillen oder Spaltpilze d i e 
und zwar die alleinige Ursache jener Krankheiten sind, auch dann nicht, 
wenn ich Ihnen völlig zugäbe, daß ihre Überimpfung in bis dahin ge 
sunde Organismen in diesem Falle wirklich die erste und selbst die ein 
zige Veranlassung der Entstehung jener Krankheiten ist. Denn schon das 
letztere ist insofern zweifelhaft, als Sie selbst in Nr. 3 ausführlich entwickeln, 
daß sowohl eine gewisse Zahl jener Bazillen zur Entwickelung der betr. Krank 
heit im Organismus nöthig ist, als auch eine gewisse Empfänglichkeit bezw. 
Mangel an Kraft seitens des letzteren, welcher andernfalls die Krankheit ver 
hindert d. h. selbst und auf eigene Faust mit den Bazillen fertig wird. 
Nun findet aber in der Natur eine Über i m p f u n g von dergl. Spaltpilzen 
überhaupt nicht statt, denn die von P a st e u r angenommene Übertragung 
derselben durch zufälliges Ritzen der Nüstern von weidenden Ochsen an spitzen 
Gräsern, die ihrerseits wieder von den Regenwürmern in ihrer Sprossenzeit 
damit versehen worden, gestatten Sie mrr wohl mit Dr. med und phil. 
Grysanowski als Pastoralpoesie oder, um in reinem Putkamerschem 
Deutsch zu reden, als leere Vermutung zu bezeichnen. 
Gesetzt aber den Fall, es sei also heutzutage die Ansteckung durch Bazillen-
	        
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