Volltext: Der Naturarzt 1882 (1882)

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den Seekrankheitspilz zn entdecken, mit etwas gutem Willen und Phantasie 
läßt sich viel erreichen. — Ist es nicht denkbar, daß es sich bei großen Epide 
mien ebenso verhält, wie bei der Seekrankheit, nur daß uns die Ursache un 
bekannt ist? Diese unbekannte Ursache, die kein Gift ist, hat aber nicht all 
gemeine Erkrankung zur Folge, sondern nur Derjenigen, die nicht Wider 
standskraft genug besitzen, daher eben nur ein Bruchteil der Bevölkerung er 
krankt, geradeso wie etwa eine Truppe Soldaten, die bei großer Hitze einen 
anstrengenden Marsch machte, nur eine gewisse Anzahl Marode zurückläßt. 
Doch genug für diesmal, möge Jeder dieser Frage seine ganze Aufmerk 
samkeit zuwenden, denn die Jnfektionstheorie und Kontagienlehre ist jedenfalls 
eine der v e r d e r b l i ch st e n I r r l e h r e n d e r S ch u l ni e d i z i n. der 
entgegenzuarbeiten im Interesse der Menschlichkeit liegt! 
Anmerkung der Redaktion. Dieser Tage las man in den Tagcsblättern nach 
stehende Mitteilung: Die Lungenschwindsucht betreffend macht augenblicklich eine inter 
essante Entdeckung in Berliner medizinischen Kreisen Aufsehen. Einem Mitglicdc des 
Reichs-Gesundheitsamtes, Herrn Regierungs-Rat Dr. rnsck. Koch ist cs gelungen, in der 
Lunge die Bakterien zu entdecken, welche man als Ursache der Krankheit bisher 
zwar vermutete, aber vergeblich aufzufinden sich bemühte. In der am Freitag stattgehabten 
Sitzung der physiologischen Gesellschaft hielt Herr Dr. Koch einen Vortrag über seine Ent 
deckung, die er durch Vorzeigung der betreffenden Bakterie als unzweifelhaft demonstrirte. 
Große Hoffnungen jetzt schon an die Entdeckung zu knüpfen, wäre indessen doch bedenklich. 
Der pat. pneumatische Schmitz- und Saugapparat der Wasser 
heilanstalt Detdderg in Mecklenburg. 
Nach Mitteilungen vom Herausgeber. 
Abermals hat unser physiatr. Heilapparat eine Vermehrung erhalten, auf 
die ich meine Leser vorläufig aufmerksam zu machen nicht verfehle, damit, wer 
von ihnen diesen Sommer zur Besichtigung der hygieinischen Aus 
stellung nach Berlin sich begiebt, diesen neuen Apparat anzuschauen nicht 
übersieht, welcher dort jedenfalls ausgestellt sein wird. 
Die Wissenschaft ist in den letzten Dezennien zu der Ansicht gekommen, 
daß zur Beseitigung von Ausschwitzungen und Ablagerungen im menschlichen 
Körper, wie solche nach entzündlichen Vorgängen, oder durch Einwirkung von 
Krankheitsstoffen in den Gewebsteilen zu Stande kommen.(Gicht, Rheuma, 
Skrofeln) für den Arzt stets die Aufgabe erwächst, an den erkrankten 
.Teilen eine sog. Entspannung der Blutgefäße herbeizuführen, weil 
nur bei einer gewissen Erweiterung derselben die Vorgänge der Resorption 
und des Stoffwechsels in der Weise gefördert werden können, daß die ab 
gelagerten Stoffe gelöst und ausgeschieden werden. In den meisten derartigen 
Krankheitszuständen sind nämlich die kleinsten Gefäße, in denen der eigentliche 
Stoffwechsel vor sich geht, durch die abgelagerten Massen verstopft und 
unwegsam geworden. Werden also dieselben aufgeschlossen, so entsteht unter 
dem Einflüsse des Blutstromes im Innern der Gewebe ein Säftestrom, welcher 
die abgelagerten Stoffe a u f l ö st und für die Ausscheidung vorbereitet, indem 
diese dann durch die Blutzirkulation den drüsigen Organen zugeführt und 
durch Harn, Schweiß re. entfernt werden. 
Die Wirkungen der verschiedenen medizinischen Mittel, welche zur Heilung 
derartiger Krankheitszustände im Gebrauche sind, beruhen alle einzig und allein 
darauf, in den Blutgefäßen eine Erweiterung herbeizuführen, wodurch 
dann der Körper im Stande ist, die vorhandene Störung auf dem Wege des
	        
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