Volltext: Der Naturarzt 1882 (1882)

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lang anhaltende Besserung erwartend, bei der Hydrotherapie und rufe trotzdem: 
,,Alle Hochachtung vor Sie!" R J. G. 
Meine Antwort aus beide Briefe lautete nun etwa folgendermaßen: 
Es ist nur immer unangenehm, wenn Kranke mit jahrelangem tiefem Leiden, 
bei dessen Behandlung medizinische Zclebritäten mit ihrem Wissen und Können 
total Fiasko gemacht, berühmte Bäder sich unwirksam erwiesen haben, 
nur kurze Zeit bei mir bleiben zu können behaupten und dann Vcrhaltungs- 
rcgeln begehren, welche sie zu Hause beobachten wollen, um das Übel ganz 
los zu werden. 
Als ob das ganz egal wäre, wenn Einer hier fern vom Geschäfte, Amterc., 
dessen Anstrengungen, Ärgernissen und Aufregungen, fern vom häuslichen 
Unangenehmen und Hindernissen mancher Art, die nie ausbleiben, ungestört 
Tag für Tag nur der Wiederherstellung seiner Gesundheit obliegt und dabei 
stets der Weisung und der Ausmunterung seines ärztlichen Ratgebers teilhaftig 
ist, was bei auftretenden gefährlichen Symptomen und sogenannten kritischen 
Zuständen von großem Werte und Beruhigung für den Patienten sein muß, 
oder wenn er fern von demselben sich dann nicht zu raren und zu helfen 
weiß, von Verwandten und Bekannten, die nichts von der Sache 
verstehen, mit ihrer Muhmenweishcit bestürmt und wankend gemacht 
wird re. Auf Gräfenberg gab es Kranke zu Prießnitz' Zeiten, die 
ein, sogar mehre Jahre sich daselbst aufhielten, um in aller Rahe ihrer 
Kur obliegen zu können, deren Resultat dann aber auch das war, daß sic jür 
Jahrzehnte einen neuen Lebcnsfond mitnahmen und eine solide Kenntnis davon, 
wie man Krankheiten vorbeug-n und rasch eingetretene sogenannte akute, 
leicht ohne jeden Mediziner, mit Wasser und Diät wieder in Genesung über 
führen kann! Und bei mir wollen solche Kranke nicht einige Wochen bleiben 
und in dieser kurzen Zeit womöglich noch gleich ganz gesund gemacht werden! 
Es freute mich nun aber doch, daß trotzdem mein Patient zu Haus e 
vier volle Wochen lang keinen Anfall gehabt und nicht ein einziges 
M a l auch nur einen halben Tag bettlägerig wie sonst gewesen. Bezüglich 
Punkt 4 hatte ich dem Patienten gleich hier gesagt, daß ich mit der Tempe 
ratur der Bäder später eln paar Grade heruntergehen werde; ad 9, in der 
Einpackung fortwährend auf dem Rücken zu liegen ist kein „muß ".in 
dem man recht leicht auch bald auf der einen, bald auf der anderen Seite, 
sogar auf dem Bauche unter Umständen liegen kann, ohne daß die Emballage 
lockerer wird, indem man zu diesem Zwecke nur mit ein paar dünnen und 
breiten Gurten mit Schnallen über die Brust, an den Hüften und Füßen sich 
umwickeln und festziehen und dann noch ein Kissen an den Rücken legen läßt re. 
ad 10, Schwächegefühl —, das ist eine sehr oft auftretende Erscheinung 
bei der Kur von chronischen Kranken, die nicht bloß bei solchen vorkommt, die 
zu Hause die Kur machen, sondern auch bei denen, die in einer Anstalt oder 
anderswo privatim fern von allen Störungen ihrer Kur obliegen, denn es ist 
gleichsam ein „ A k u t w e r d e n “ derselben, und leicht erklärlich, da der Körper 
ja jetzt mehr innerlich arbeitet, alte Krankheitsstoffe aus ihrer bis 
herigen Ablagerungsstelle zu entfernen und auszuscheiden sucht, folg 
lich auch das gewöhnliche Maß von Kraftgefühl nach außen nicht 
vorhanden sein kann, sondern selbiges nach innen thätig ist; der stärkste 
Mann wird in solchen Momenten hinfällig! Ich habe das in meiner langen 
Kur von 1850 bis 51 öfters erlebt, bin tagelang wie gelähmt gewesen, 
habe mich kaum 100 Schritte weit schleppen können, bin dann bald zu Hause 
auf Bett oder Sopha, bald im Freien, im nahen Wald auf dem ins
	        
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