Volltext: Der Naturarzt 1882 (1882)

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blieben, hätte die Medikation gar keinen Zweck, weil diese sich binnen 24 Stun 
den wieder zu vielen Millionen vermehren könnten. Bei Karbolsäure 
und Salicylsäure ist selb st von einer bedeutend st ärkeren 
Gabe die Zerstörung dieser Parasiten nicht zu erwarten, 
indem diese Substanzen, welche nicht viel kräftiger als Chinin auf die 
Spirochaete Obermeieri wirken, zu rasch aus dem Körper ausgeschieden werden, 
um die für den gedachten Zweck notwendige Blutmischung herzustellen. 
In welchem Lichte hiernach Äußerungen erscheinen, wie die von einem * 
Abonnenten des „Naturarzt" in Nr. 1. 1880 Pag. 16 gethane: „Gegen solche 
Pilze wäre freilich die Apotheke berechtigter, als Wasser, die Hydrotherapie 
hätte ausgespielt, denn sie müßte offenbar gegenüber diesen Eindringlingen viel 
machtloser sein, als chemische Mittel" — bedarf wohl keiner weiteren Aus 
einandersetzung. 
Dagegen halte ich einige Worte über das Zustandekommen von Bakterien 
krankheiten für ganz am Platze. 
Die Oouclitio sine qua non derselben sind die betreffenden 
Schizomhzcten. So gut ohne Milben keine Krätze, ohne Trichinen keine Tri 
chinose möglich ist, ebenso gut existirt ohne entwickelungsfähige Spalt 
pilze kein Rothlauf, keine Diphtherie, kein Milzbrand, keine Malaria, keine 
Variola, kein Typhus, kein Rückfallfieber u. s. w. 
Wir können hundertmal Mäusen faulendes Blut inokuliren, ohne dadurch 
f e infektiöse Septikämie zu erzeugen, wenn sich darin nicht Septikämie-Bak- 
lerien befinden. Wir können T-beliebige Impfungen mit Kuhpockenlymphe 
machen und werden niemals eine Vaccine-Pustel erzielen, wenn wir den 
Micrococcus vaccinae im Impfmaterial dadurch getötet haben, daß wir letzteres 
mit dem gleichen Quantum einer Lösung von Sublimat in Wasser, im Ver 
hältniß von 1:100000, vermischen. 
Sind die krankmachenden Mikro-Organismen in die Gewebe oder ins Blut 
des menschlichen Körpers gelangt, so beginnt zwischen ihnen und der lebenden 
Zelle der Kampf ums Dasein. 
War ihre Zahl nur klein, so unterliegen sie fast immer und kommen rasch 
zur Ausscheidung. Deshalb erkranken bei einer Epidemie mcht Alle, welche 
die an dem befallenen Orte in der Luft schwebenden, aber stets sehr -ungleich 
verteilten pathogenen Schizomyzeten einatmen. 
Wird eine größere Menge von ihnen aufgenommen, so entscheidet d er 
Grad der vorhandenen Widerstandskraft das Schicksal des an 
gegriffenen Organismus. Ist dieselbe gering, so siegen die Parasiten; sie ent 
wickeln und vervielfältigen sich rapid und verursachen, sobald sie zu einer den 
Stoffwechsel störenden Anzahl herangewachsen, die Veränderungen und Erschei 
nungen, welche das Wesen der herrschenden Infektionskrankheit bilden. Treffen 
dagegen die feindlichen Eindringlinge eine sehr widerstandsfähige Blut- und 
Säftemaffe, so findet entweder ihre sofortige vollständige Eliminimng statt, 
oder es kommt nur zu einer sehr mäßigen Vermehrung und zu einem kurzen Auf 
enthalte derselben und daher bloß zu leichten rasch vorübergehenden Erkrankungen 
(Abortiv - Fällen). Selbstverständlich muß demnach Alles, was 
unsere Lebens-Energie — und wäre es auch nur momentan — 
herabsetzt, die Ansteckung begünstigen, also z. B. Erkältungen, 
Verdauungsstörungen, Exzesse in baccho et venere. ungenügende oder unpassende 
Nahrung, schlechte Luft, mangelnde Hautpflege, übermäßige körperliche und 
geistige Anstrengungen, deprimirende Gemütsbewegungen, Furcht, Schreck rc. 
Gelangen mit einem Male sehr große Massen solcher Krankheitspilze in
	        
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