Volltext: Der Naturarzt 1882 (1882)

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dringender werde er klingender Unterstützung bedürfen, um zweitens eine „hygi - 
einische Pflege- und B i l d u n g s a n st a l t" ins Leben zu rufen und zu unter 
halten , in welcher 1. Heilbedürftige aller Art, falls ihr Krankheitszustand Aussicht 
auf Genesung eröffnet, in Pflege genommen werden, 2. Heilbedürftige aller Art, 
insofern dies genügt, hygieinische Kurvorschriften erteilt erhalten und auf Verlangen in 
der eigenen Wohnung kurmäßig behandelt werden, 8. angehende Mediziner zum 
klinischen und poliklinischen Unterrichte zugelassen, 4. Heilgehilfen in der hygieinischen 
Kurpraxis unterwiesen werden sollen. 
Ein Bedenken freilich — sagt N. wörtlich — das sich vier in noch höherem Maße 
geltend macht, geht dahin, daß es sich nicht um eine Gründung mit z i n s v e r - 
sprechender Einlage, sondern nur um eine Stiftung vielleicht ä fondperdu 
handelt, wie sie in England und Amerika vielfach sogar von einer einzigen Hand 
gespendet werden! Nun — diese einzige deuts che Hand bietet eben unser Herr 
S e c u r i u s , der 100 000 Mark zu einer solchen „Heil-, Pflege- und Unterrichts 
anstalt" bereits vor Jahren gestiftet hat! — Freilich der Alltags-Genußmensch 
findet die Bedingung nicht nach seinem Geschmacke, die Herr Securius an die Übernahme 
der Arztesstelle bei dieser seiner Stiftung geknüpft und oben angeführt hat. 
Schließlich aber vom Standpunkte unserer Sache im Allgemeinen und ganz 
unparteiisch wollen wir nicht verfehlen, dem Herrn Sanitätsrat Glück zu seinen 
immer lobenswerten Bestrebungen zu wünschen und ihm nur noch Eines zu bedenken 
geben, nämlich, daß er fernerhin nicht jo hochmütig auf seine akademische Beglau 
bigung als Heilkundiger zu pochen braucht, von welcher hohen Stufe er nicht zu einer 
vegetarisch - naturärztlichen Bäuerlichkeit hinabsteigen zu können meint, womit er 
auf Prießnitz-Schroth hinweist, deren Kunstgriffe bloß eine andere Form des roh 
empirischen, nach Rezeptschablonen (?) arbeitenden Heilkünstlertums darstellen, über welche 
er sich natürlich erhaben dünkt! N. ist bekannt durch seine oft pikanten Phrasen, welche 
uns aber nicht bestechen können und darum sei hier abermals und abermals darauf 
hingewiesen, daß der a k a d e m i s ch e L e h r st u h l der Staat smediz in zu der 
Zeit, als genannte Bauern als merkwürdige Heilkünstler bekannt wurden, eben nicht im 
Stande war, chronische Kranke der verschiedensten Art zu kuriren und darum jene 
Unglücklichen aus allen Stünden, den höchsten und reichsten, wie den niedern und ärmsten 
bei diesen Bauern Hilfe suchten und fanden, sogar Ärzte selbst und darum auf 
beide der Spruch paßt: 
„Was kein Verstand der Verständigen (Staatsmediziner) sieht, 
Das übet in Einfalt ein kindlich (bäuerlich) Gemüt!" 
Briefwechsel von und mit Allen. 
Ab. M. in Fbg. Sie senden mir ein Heftchen, bet. „Unfehlbare Heilung und 
Linderung von allen veralteten Krankheiten durch die Natur Heilmethode verbunden 
mit Diät und Wasserkur" von W. B e ck e r in Dresden, 16 S., 154. Austg., 
und ersuchen mich, weil dasselbe den S ch w i n d e l st e m p e l trage, dem Menschen auf 
den Leib zu rücken! Antw. Da der Verf. schon aus der ersten Seite von seiner „tropi 
schen K r ü u t e r h e i l m e t h o d e" spricht und anführt, daß dieselbe in Verabreichung 
von Kräutern, Pillen, Mixturen und Thee besteht, so kann hier eigentlich 
von einem Schwindel keine Rede sein, weil bei solcher Benennung kein echter Wasserfreund 
auf diesen tropischen Kräuterleim gehen dürfte. Und.. 154 Auflagen sind zwar ein starkes 
Lockmittel, aber nur für wirklich Dumme berechnet. Übrigens ist das „A u f d e n l e i b - 
rücke n" eine gefährliche Sache, vide Affaire Brehme r und Z i m m e r m a n n. 
An Verschiedene. Bei Einsendung des Abonn. mit Postanweisung haben Einige den 
Coupon dazu benutzt, mir in gebundener und ungebundener Rede recht langes Leben und 
bestes Wohlergehen zu wünschen, auf daß ich noch manchen Jahrgang des „N.-Ä." vom 
Stapel Laufen lassen könne. Gott solle mir den frischen Mut und die stramme Schneidig- 
keit in Aufdeckung so manchen Schwindels und Humbugs bewahren! Antw. Na, danke 
bestens, ich hoffe auch, daß die große Ruhe und reine Luft der obern Lößnitz, des sog. 
sächs. Nizza, mir mein Leben noch um manches Jährchen werden verlängern helfen, 
nicht bloß mir zur Freude und Genugthuung, sondern auch Andern zu Nutz und Frommen, 
also vorläufig mal bis 1900! Aber die Schneidigkeit gegen Betrug, Schwindel, 
Humbug re. zu Gunsten Anderer ist eine k o st s p i e l i g e S a ch e nach der neuen 
Gerichtsordnung und Niemand schenkt mir etwas dafür, wenn das Schöffen 
gericht nach § 193 meine gute Absicht nicht anerkennen will!
	        
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