Volltext: Der Naturarzt 1882 (1882)

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zweifellos festgestellt sei; die Wirkung bezweifle Niemand. — Die außerordent 
liche Reinheit der Luft, der beträchtliche absolute und relative Wass er 
gehalt derselben, ihr leichter Salz gehalt, ihre bedeutungsvollen geringe n 
täglichen Temperaturschwankungen, der relativ hohe Luftdruck, 
die ungebrochene Lichtmenge des Luftmeeres, die ständige geringere oder 
stärkere Bewegung des letzteren, seine hochgradige Ozo nhaltigkeit — dies 
alles sind zweifellose Thatsachen! Stellt man aber die Frage, was 
sofort bei dem Betreten der Meeresfläche das Gefühl der allgemeinen Erfrischung, 
der leichten Atmung, des alsbald gesteigerten allgemeinen Wohlgefühls und Ap 
petits bedingt, so weiß man nicht mit Sicherheit zu sagen, welchem der bez. 
Faktoren diese immediate Wirkung in erster Linie zu verdauken ist. Die Ant 
wort wird noch schwieriger, wenn es sich um die Erklärung der Thatsache 
handelt, daß nach kurzem Aufenthalt in der Nordseeluft die Stoffwechselvorgänge 
eine Beschleunigung erfahren, das Nervensystem dabei aber im all 
gemeinen an Ruhe und Widerstandskraft gewinnt. Verfasser glaubt 
nun, daß diese Wirkungen durch ein Etwas bedingt sein müssen, welches das 
Nervensystem direkt beeinflußt, durch ein Etwas zugleich, welches über der 
Bodenfläche des Kontinents sich anders verhält, als über der Meeresfläche, dort 
verschwindet oder abnimmt, hier stets vorhanden ist oder zunimmt und kommt 
zum Schluß, daß dies weder der Wassergehalt der Luft, noch die Jtensität der 
Luftbewegung, weder der Luftdruck, noch der geringe Salzgehalt der Luft sein 
könne, sondern der Ozongehalt derselben, welcher durch die Wasser Ver 
dunstung über der Meeresfläche und der damit verbundenen elektrischen 
Vorgänge in dem Luftmeere eine ständige Neubildung erfahre. Eine 
andere große Quelle für das Ozon liefere der Laubwald im Kontinent durch 
die von seinen Blättern aus stattfindende Verdunstung. Und in Wahrheit 
habe die Erfrischung, welche man beim Eintritt in einen Laubwald empfinde, 
etwas sehr Ähnliches mit derjenigen, welche man am Meere empfindet und beide 
wieder sind nicht unähnlich dem erfrischenden Gefühl, welches eine künstliche Ozon 
erzeugung in einem Zimmer hervorruft; demnach meint Beneke, daß der Auf 
enthalt in der Nordseeluft einem „elektrischen Luftbad" gleiche und er 
blickt gegenwärtig neben der wärmeentziehenden und damit den 
Stoffwechsel steigernden Einwirkung der Nordseeluft in ihrem Ozon- 
gehalt einen Hauptfaktor ihrer Gesammtwirkung! Er bedauert nur, daß 
die gebräuchlichen Ozonometer die quantitative Bestimmung des Ozongehaltes 
der Luft in so wenig genügender Weise ermöglichen. Verfasser 
kommt nun Seite 23 zu folgendem Schlüsse: „Schon wenn man ledig 
lich den höheren Ozongehalt der Meeresluft ins Auge faßt, erscheint 
es unbegreiflich, daß hier und da die Meinung noch ausgesprochen 
werden kann, ähnliche Wirkungen wie diejenigen des Seebades lassen sich 
auch auf dem Kontinente durch diese oder jene Kombination klimatischer 
oder andrer Faktoren erreichen. Überblickt man aber die ganze Reihe der 
Faktoren, welche für die Gesammtwirkung der Nordseeluft in die Wagschale fällt, 
so ist dieselbe eine so einzig in ihrer Art dastehende, daß es vollends unver 
ständlich ist, wo und in welcher Weise man an irgend einer Lokalität des 
Kontinentes einen Ersatz dafür bieten zu können glauben kann! Die In 
tensität der Luftströmungen und die w ä r m e e n t z i e h e n d e Wirkung 
derselben bei nur geringen Temperaturschwankungen, der reiche 
Gehalt der Luft an Ozon und Feuchtigkeit, der wenn auch nur geringe 
Salzgehalt der Luft, der relativ hohe Luftdruck, die außerordentliche Rein> 
heit der ganzen Atmosphäre und die Fülle derselben an erregendem Lichte —
	        
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