Volltext: Der Naturarzt 1882 (1882)

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hatte ober 2,8 pCt.. außer einer großen Zahl von anderen Operationen, von 
Entfernung kranker Ovarien und Tuben, Tumoren des Uterus und der Nieren 
rc., mit einem Erfolg, der Aufsehen erregte. 
Die Folgerungen, die ich daher aus meinen Versuchen ziehe, sind: 
1. daß die Keime, die in den toten Geweben durch die Fäulnis erzeugt werden, 
harmlos sind, wenn sie bei der Operation, wie ich sie mache, in die peritonäische 
Höhlung gelange». Die tötlich verlaufenden Fälle der Ovariotomien, welche ich 
gesehen, seit ich den Gebrauch der Karbolsäure aufgegeben, 3 von 107 Opera 
tionen, entstanden aus derselben Ursache, der Entstehung von Hcrzkrampf in 
Fällen, die wiederholt angezapft worden waren, und ich glaube, daß wenn ich 
gerufen worden wäre, ehe die Anzapfung geschehen, eine Sterblichkeit nach 
Ovariotomien fast ganz verschwunden wäre. 
2. Die fernere Folgerung ist, daß keine der Listerschen Details oder des 
Systems, das sie alle zusammen ausmachen, zu sicheren Untcrleibsvperationen 
überhaupt notwendig sind und daß es besser sei, wenn gar keine Karbol 
säure angewendet wird. 
Auf dem internationalen Kongreß soll Herr Lister, nachdem Dr. Keith und 
ich bezüglich des Spray unsere Erfahrungen ausgesprochen, gesagt haben, daß 
der Spray bei Ovariotomien vielleicht unnötig sei. Wenn die aniiscptische 
Philosophie sich dazu herbeiläßt, dann ist das eine weitere Illustration ihrer 
merkwürdigen Wandelbarkeit. 
Noch vor 6 Monaten wurde die Ovariotomie zitirt als das Hauptstück 
und die größte Illustration der Listerschen Wunder, aber zufällig ist das das 
einzige chirurgische Gebiet, auf welchem eine genaue statistische Untersuchung 
möglich ist und da dies geschehen, hat sich der lästsrimrrrm als absolut über 
flüssig erwiesen. Wenn die Keime so mächtig sind im Falle eines tuberkul. 
Prozesses, warum erweisen sie sich so harmlos in meinem Fall von eiternder 
haematocele ?* Wenn die seröse Höhlung der Kniekehle so sehr den septischen 
Einflüssen zugänglich ist, wie kann dann das Peritonäum** heil davonkommen? 
Wenn man keine Cyste aus dem Kreuz nehmen kann ohne Spray, wie kann 
ich ohne solchen eine Cyste aus dem Unterleib entfernen ? Wenn die Listcrsche 
Methode wesentlich ist bei Herausnahme eines toten Knochens, wie kommt 
es, daß ich sie nicht brauche beim Ausschneiden einer Verhärtung mitten aus 
der Leber? 
Ich will diese Fragen nicht beantworten, das ist Sache Listers und seiner 
Schüler. Ich kann nur sagen, daß ich nicht glaube, sie können auf Grund 
der antiseptischen Theorie beantwortet werden. 
Meine eigene Erklärung meiner Erfolge finde ich in der gesammelten Er 
fahrung und in der großen Sorgfalt bei jeden Details» und ich gebe gern zu, 
daß in dieser Beziehung Lister viel Gutes geleistet. Es bleibt noch darzu- 
thun, ob nicht mit gleichem Erfolg eine Reihe von Amputationen oder Exzis- 
sionen möglich wäre, wenn sie, wie bei meinen Versuchen, mit allen Lister 
schen Details, aber bloß mit lauem Wasser, ausgeführt werden rc. 
Wie dem Listerschen Verband, dürfte es auch dem Jodoform ergehen, 
so sehr man sich auf dem letzten Chirurgentag auch Mühe gab, es zu vertei 
digen, und die bereits konstatirten üblen Folgen abzuschwächen; ebenso dem 
Salicyl. Wozu all diese „Heilmittel", wenn man ohne sie noch weiter 
kommt!! 
Derselbe Arzt hat in der philosophischen Gesellschaft von Birmingham im 
* Blutungen in der Scheidenhnut des Hodens. ** Bauchfell.
	        
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