Volltext: Der Naturarzt 1882 (1882)

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eine Frage, die heutzutage allzusehr vernachlässigt wird oder besser gesagt, im 
mer mehr in falsche Bahnen kommt, denn leider werden viele Kinder eben 
sowohl geistig als körperlich unrichtig erzogen, unrichtig genährt, daher die jetzige 
schwächliche Generation, daher auch so viele Kinder- und Jugendkrankheiten, 
die durch eine naturgemäße Erziehung und respektive Ernährung größtenteils 
vermieden werden könnten. 
Doch ich darf nicht zu lange bei meiner Lieblingsfrage (der Gesundheits 
pflege des Kindesalters) verweilen, sondern muß meine Reise weiter fortsetzen. 
Von Berlin ging es nach Stettin, meiner nördlichsten Station, wo ich 
auf Wunsch eines unsrer Gesinnungsgenossen, des so werkthätigen Herrn Mil- 
brot, Gründer des Stettiner Vereins für Homöopathie und naturgemäße 
Lebensweise, einen Vortrag halten sollte. Sehr gerne entsprach ich diesem 
Wunsche und auch in Stettin, wo bis jetzt im Ganzen unsre Sache sehr wenig 
bekannt war, fand dieselbe recht vielen Anklang, so daß die Erwartungen der 
Organisatoren des Vortrags, der Herren Milbrot und Julius Haß und auch 
die meinigen weit übertrofsen wurden. Eine Ehrenerwähnung verdient die 
Stettiner Presse, die uns sehr sympathisch entgegenkam und von meinem Vor 
trag ein sehr gutes, vollständiges Rcsumd brachte. In Stettin wird durch 
obengenannten Verein die naturgemäße Lebens- und Heilweise Fortschritte 
machen; cs bürgen hierfür die wackren Männer, welche dort die gute Sache 
-in die Hand genommen. 
Von Stettin reiste ich nach Breslau, wo von verschiedenen Seiten ein 
Vortrag gewünscht wurde, der besonders durch die Güte unsres werten Ge 
sinnungsgenossen Herrn Langmann zustandekam. Das für Breslau ge 
wählte Thema: 
„Über die Dauer des menschlichen Lebens und die Mittel, 
dasselbe nicht zu verkürzen" 
mußte durch mehrfach ausgesprochnen Wunsch durch dasjenige „Über natur 
gemäße Lebensweise" ersetzt werden. 
Obschon in Breslau wegen der Kürze der Zeit wenig für die Bekannt 
machung unsres Vortrages geschehen konnte, war derselbe doch sehr besucht 
und daß der dort ausgestreute Same auf günstigen Boven gefallen, dafür 
spricht die Gründung des schlesischen „Vereins für naturgemäße Lebensweise". 
Demselben unsre herzlichsten Glückwünsche! Hoffentlich wird auch der diesjäh 
rige Vereinstag, der bekanntermaßen im Monat August in Breslau abgehalten 
wird, unsrer Sache in Schlesien von großem Nutzen sein. 
Von Breslau reiste ich nach Wien, besuchte aber auf meinem Wege in 
Oppeln unsre hochverehrten Vegetarianer-Veteranen, die Brüder Wetls- 
Häuser, bei denen ich mich nur einige Stunden aufhalten konnte. Sehr 
gern hätte ich der Einladung unsrer Freunde Folge geleistet, in Oppeln einen 
Vortrag zu halten, leider war dies nicht mehr thunlich, denn mein erster 
Vortrag in Wien sollte schon am 10. März stattfinden; das vom Vorstande 
des Wiener Vegetarianischcn Vereins gewählte Thema lautete: 
„Ist der Vegetarianismus Wahrheit, ist er Irrtum?" 
Der schöne Saal der Handelsakademie erwies sich für diesen Abend als 
bedeutend zu klein, denn sehr viele Personen fanden keinen Platz mehr, sodaß 
ich am Schluß meines Vortrags sofort einen zweiten auf den 14. März an 
kündigte. In der Zwischenzeit sprach ich am 13. März im großen Saale 
„Zobel" vor einer außerordentlich zahlreichen Arbeiterversammlung: 
„Über die Bedeutung des Vegetarianismus für die Arbeiter", 
ein Vortrag, der mir aufs neue die feste Überzeugung brachte, daß der bessre
	        
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