Volltext: Der Naturarzt 1882 (1882)

in raschester und günstigster (?) Weise auszugleichen, Schädlichkeiten ab- 
und auszustoßen, Ausscheidungsversuche gegen veraltete inwohnende Krankheits 
ursachen aufs kräftigste zu unterstützen. „Gebt uns die Möglichkeit, ein 
Fieber zu erzeugen und wir,wollen jede chronische Krankheit zur Heilung 
zurückführen!" riefen die ältesten Ärzte schon! Es giebt natürlich nur eine ein 
zige Möglichkeit, in naturgemäßer Weise ein gesundendes (?) F i e b e r z u 
erzeugen, das ist: den Organismus durch Herstellung der allseitig günstigsten 
Lebensbedingungen sich in sich selbst erstarken zu lassen, so daß er endlich 
sich aus sich selbst zu einem Fieber aufzuraffen vermag! (?) 
Und Dr. Körner sagt in seiner Schrift „Heilung der fieberhaften 
Krankheiten", S. 14. „Das Fieber ist keine Krankheit, sondern nur 
Äußerung der Naturheilkraft gegen etwas Feindliches, das sich ihr 
aufgedrungen hat, welches sie mit t u m u l t u a r i s ch e n Operationen zu ent 
fernen sucht; das Fieber ist nicht unser Feind, sondern unser Freund 
und Helfer, indem sich die Naturheilkraft (?) dadurch bemüht, die fehlerhafte 
Blutmischung wieder zur Norm zurückzuführen und somit die Krankheit zu 
heilen." 
Diese Definitionen klappen nun aber gar schlecht zu obiger Mitteilung 
über das Befinden des Prinzen Karl, wo die Ärzte das Schlimmste be 
fürchten, wenn Fieber, der Freund und Helfer, sich einstellen, wenn 
der Gesamtorganismus ein gesundendes Fieber erzeugen sollte, während 
sie seine alltägliche gute Natur schon für hinreichend geeignet halten, die er 
littene Beschädigung durch den Fall im Zimmer wieder auszugleichen. Stellt 
sich nun aber doch Fieber ein, so sind jetzt Allöo-, Homöo- und Hydropathen 
sofort bestrebt, cs mit ihren verschiedenen Mitteln wieder zum Teufel zu 
jagen, da durch diese heftige Anstrengung, die über die normalen Körperkräfte 
geht, der Organismus aufgerieben werden muß. Die Definition der heu 
tigen medizinischen Wissenschaft lautet nun nach Liebermeister: 
„Das Fieber rst ein Komplex von Symptomen, welcher beruht auf 
einer Veränderung in der Wärmeregulirung, vermöge deren 
die Wärmeproduktion über die Norm gesteigert und der Wärmeverlust 
jo angeordnet wird, daß eine abnorm hohe Körpertemperatur daraus 
hervorgeht! 
Im schroffen Gegensatz zu der älteren Ansicht über die Bedeu 
tung des Fiebers stehen die Anschauungen, welche in der Gegenwart als 
die herrschenden bezeichnet werden können. Von einer Heilwirkung des 
Fiebers oder überhaupt von einer günstigen Bedeutung desselben für den 
Organismus ist höchstens noch insofern die Rede, als man solche Anschau 
ungen als „veraltete Vorurteile einer unwissenschaftlichen Periode'' 
bezeichnet! Man sieht jetzt in dem Fieber einen Zustand, welcher die In 
tegrität und oft die Existenz des Organismus in Frage stellt und der 
deshalb mit allen möglichen Mitteln bekämpft und unterdrückt wer 
den muß!" 
Und der ebenfalls hochbetagte Prinz Karl hat kein Fieber bekommen 
und lebt eben deshalb heute noch! 
Man kann sich den Hergang des Fiebers auch so denken, daß die 
Nervenpartie, welche die Blutzirkulation und mit ihr die Wärmeproduktion 
zu besorgen hat, eine Schwächung erlitten, weshalb dieselbe nun nicht 
mehr im stände ist, die normale Herzkontraktiou und dadurch die Rasch 
heit der Zirkulation des Blutes — 60 bis 70 Pulsschläge in der Minute beim 
Erwachsenen — und infolge dessen die uvimale Blutwärme, 36 bis 37° C., ein-
	        
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