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s a c h t e g e 1 a h m t, der Gasaustausch wird verlangsamt, damit der ganze
Stoffyerbraueh beschränkt. Kleinere Gaben werden vom Sauerstoff des Blutes
vollständig zersetzt (oxydirt), die Endproducte treten als Kohlensäure und Wasser-
dampf wieder aus dem Körper und der Alkohol hat in so weit, ähnlich wie Zucker,
Stärkemehl etc. auch als Nahrungsmittel gedient und darin unterscheidet er
sich von allen anderen Genussmitteln; alle sind Sparmittel, anfangs fremd und
dann allmälich in grossen Gaben und durch lange Zeiten ertragen, alle giftig,
am giftigsten aber der Alkohol!! Kleine Gaben desselben reizen den Magen
/Ordern die Verdauung, reizen das Herz zu rascheren, oft auch kräftigeren
Schlägen und beschleunigen denBlutlauf; die Körpertemperatur
wird anfangs nicht verändert und erst bei höheren Gaben herab -
gedrückt!
Der negativ praktische Erfolg der Oertel'scheu Behandlung der
Frau Großherzogin beweist die Richtigkeit der gleichlautenden Aussprüche
seiner beiden Kollegen, denn sie starb ja trotz der Darreichung starker Dosen
von Alkohol in Portwein, Arac, Cognac und Aether oder man möchte fast
versucht sein zu sagen: in Folge dieser starken Alkoholisirung an
Lähmung der Herzthätigkeit, da die übermäßige Erregung der Gefäßthätig
keit durch Alkohol zu der ohnehin im Fieber schon vorhandenen
noch hinzukommt, was doch des Guten zu viel ist und mit andern Worten
gesagt — Del in 's Feuer gießen — heißt, statt selbiges mit
Wasser zu löschen! (Schluß folgt.)
Die Entstehung, Verhütung und Heilung
der Vtutarmuth, Vtutvecker-niß und des ftrophulösen Siechlhums
von
Dberstabsarzt I. Cl. Dr. Aug. Dhes in Hannover.*)
(Nachdruck nicht verboten!)
Während man Commissionen einsetzt, Zeitschriften, Zeitungsartikel, Reichs
gesetze zur Abwehr der Nahrungsmittel-Fälschung verfaßt und mit Hilfe der Physik,
Chemie und des Mikroskops der Fälschung und Verderbniß der feilgebotenen Nahr
ungsmittel nachspürt, läßt man diejenigen Schädlichkeiten und Gifte (Miasmen)
sorglos und unbekümmert fortbestehen, welche im Bereich der Wohnhäuser sich
entwickeln und wuchern, und ungehindert in den Organismus der Bewohner
eindringen; man bleibt mit seltener Ausnahme blind gegen die Gifte, tvelche
sich im Organismus selbst bilden und unausgesetzt zur Verunreinigung
des Blutes beitragen; ja man führt freiwillig mancherlei schädliche Stoffe
und selbst entschiedene Gifte dem eigenen Organismus, wie dem der Kinder zu,
nicht ahnend, daß dadurch Krankheiten und Siechthum Thür und Thor geöffnet wird.
Die Nachtheile der Nahrungsmittel-Fälschung verhalten sich aber zu denen
der Verkehrtheiten unsrer Lebensweise und der se lb st v er sch u ld cten Blut-
verderb n iß wie der Splitter zum Balken. Mag die Fälschung der
Anmerkung. Es war mir überraschend, einen Artikel von dieser Seite für
unsere radikale Zeitschrift zu erhalten: wenn nun vielleicht ein Theil der Leser nicht
ganz damit einverstanden ist, so bin ich überzeugt, daß der andere mich darum nicht tadelt,
weil er von einem Manne herrührt, der im Laufe seiner nun 40jährigen Praxis viele
Fehler und M ängel der orthodoxen S t a a t s h e i l k n n d c e i n s e h c n ge
lernt und sie hier offen ausspricht, auch sonst Vieles executirt, was nicht alle Mediziner
thun und Unsereins schon lange dem Publikum vorgepredigt hat. Eben darum Hobe ich
den Artikel aufgenommen zu Nutz und Frommen Aller, und wo unsere therapeutischen Wege
zur Zeit noch auseinandergehen, da werde ich es stets in Anmerkung beifügen, damit
mich Niemand im Verdacht hat, als ob ich dem Vers, beistimme! G. W.