Volltext: Der Naturarzt 1879 (1879)

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so daß auf die Minute eine größere Zahl von Pulsschlägen kommt; daraus 
folgt, daß das Blut, welches die Zusammenziehung der Herzkammern durch 
die Gefäße treibt, sowie der Spaziergang begonnen wird, mit vermehrter 
Geschwindigkeit durch unsern Körper kreist, durch die Lungen sowohl, wie durch 
die Gefäße des Kopfes, des Bauches und der Glieder. Fließt nun aber das 
Blut durch schneller aufeinander folgende und zugleich kräftigere Verkürzungen 
des Herzmuskels rascher durch die Adern, so nehmen auch die Athembeweg 
ungen an Tiefe und Geschwindigkeit zu, denn die Bewegung des Blutes ist 
ebenso abhängig vom Athemholen, wie die Häufigkeit der Athemzüge von der 
jenigen der Pulse abhängt. Das Athmen führt unserem Körper den Sauer 
stoff zu, der als Urheber der Ausbildung wie der Rückbildung unserer Ge 
webe Anfang und Ende allen Stoffwandels, mithin aller Thätigkeit des Orga 
nismus genannt zu werden verdient; wird nun durch häufigere und tiefere 
Athemzüge eine größere Menge Sauerstoff aus dem schneller kreisenden Blute 
allen Theilen unseres Körpers zur Verfügung gestellt, so muß dies eine reich 
lichere Ausscheidung der Stoffe herbeiführen, die wir als ein Maß für die 
Lebhaftigkeit des Stoffwechsels betrachten dürfen. Alles läuft bei den Ernährungs 
vorgängen darauf hinaus, daß das Blut zugleich mit den Baustoffen unserer Gewebe 
den verschiedenen Körpertheilen den Sauerstoff zuführt, ohne welchen sich die Bau 
stoffe nicht in ächte Gewebebildner verwandeln können, so wenig als diese es ver 
mögen, ohne seine Einwirkung ihre Verrichtungen — Empfindung, Bewegung und 
Gedankenthätigkcit zu entfalten. (Fortsetzung folgt.) 
Die Rllchelliiramle oder Diphtherie. 
Kurze Beschreibung und Behandlung derselben 
von Gustav WoLöotd. 
(Fortsetzung.) 
Bevor ich nun das Oertel'sche Elaborat einer physiatrischen Beleuchtung 
unterziehe, fühle ich mich gedrungen, zuvor den am 27. März stattgefundenen 
diphtherischen Todesfall im Hause „Hohenzollern" mitzutheilen, der 
auch viel zu denken giebt! Ich entnehme den Zeitungen Folgendes: 
Die Heimsuchung der k r o n p r i n z l i ch e n Familie durch den raschen Tod des Prinzen 
Waldemar, des dritten eben erst 11 Jahr alten Sohnes, hat tiefes Mitgefühl hervor 
gerufen. Der jugendliche Fürstensohn erlag derselben mörderischen Krankheit, welche in 
D a r m st a d t der Schwester der Frau Kronprinzessin und ihrer Familie so verhängnißvoll 
geworden ist, der D l p h t h C X i t i s. Der Prinz war am Geburtstag seines kaiserlichen Groß 
vaters noch sehr vergnügt und munter gewesen und vom Kaiser mit sichtlicher Freude über 
sein blühendes und frisches Aussehen auf den Knieen geschaukelt worden. Tags darauf, am 
Sonntag stellte sich ein leichtes Unwohlsein ein, das am Montag in heftige Hals- 
schmerzen überging, trotzdem aber zu ernster Besorgniß keine Veranlassung zu 
geben schien. 
Und der ärztliche Bericht lautet folgendermaßen: 
Se. K. H. der Prinz Waldemar von Preussen erkrankte am Montag, 
dem 24. d. M., früh an einer Halsentzündung, welche sich durch Röthe 
und Schwellung der Mandeln und des weichen Gaumens mit A u f - 
lagerung eines diphtheritischen Belags auf der rechten 
Mandel zeigte. Das noch geringe Fieber steigerte sich in den Abendstunden 
mit gleichzeitiger Zunahme der Schwellung im Halse. Nach einstündig 
anhaltendem Schlafe war am Morgen des 25. d. M. ein geringer Abfall des Fiebers 
bemerkbar, indessen hatten die örtlichen Beschwerden nicht abgenommen und 
trotz energisch und dauernd angewendeter Mittel breitete sich 
der Belag mehr auf den weichen Gaumen und zur linken Mandel aus. Im Laufe 
des 25. d. M. war bei beginnender Schwellung des Zellgewebes am Unterkiefer eine
	        
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