Volltext: Der Naturarzt 1879 (1879)

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gewählten Jmpfkommission festgestellten Berichte und an der Hand desselben ver 
handelt. Von dieser aus 7 Aerzten bestehenden Kommission wurde beschlossen, 
über nachstehende 4 Punkte ausführliche Erhebungen zu veranlassen; dieselben lauten: 
1. Ueber die neuerdings angeblich vorgekommenen Gesund heitsschä- 
d i g u n g e n durch die Impfung, wobei jeder einzelne in den Schriften der 
Jmpfgegner aufgeführte Fall thunlichst zu prüfen ist. 
2. Ueber eine fortlaufende Controle der etwa in der nächsten 
Zeit vorkommenden ähnlichen Fälle und eine organisirte Untersuchung 
derselben von Vereinswegen. 
3. Ueber die Möglichkeit, die animale Impfung allgemein 
durchzuführen. 
4. Ueber die von den I m p f ä r z t e n beim A b i m p f e n zu beobachtenden 
Vorsichtsmaßregeln in Form eines allgemeinen deutschen Regulativs 
auf Grund der vom Aerztevereinsbunde 1874 eingereichten Petition. 
Um ferner den von dem 6. deutschen Aerztetage gestellten Aufgaben in 
möglichst objectiver Weise nahe treten zu können, stellte die Kommission 
an den Ausschuß den Antrag: beim nächsten Aerztetage den Standpunkt 
der Wissenschaft in Bezug auf die Impfung durch anerkannte 
Autoritäten zum Vortrag und event, zur Discussion bringen zu lassen. 
Dem entsprechend wird der Geschäftsausschuß ersucht, für folgende Themata ge 
eignete Referenten zu gewinnen: 
a) die wissenschaftlichen Unterlagen der Impfung überhaupt; die 
Jmpfkrankheit und deren Complikationcn, Schutzkraft derselben, 
Dauer der Schutzkraft re. 
b) Syphilis hereditaria und Syphilis latens. 
c) Statistische Belege f ü r den theoretisch behaupteten Nutzen der 
Impfung und über die G e s u n d h e i t s s ch ä d i g u n g e n durch dieselbe; 
cl) Uebertragbarkeit von Thierkrankheiten durch die animale 
Impfung. 
e) Umfang und Methoden der animalen Impfung. 
Unter dem Vorsitze des Präsidenten würden zunächst diese Vorträge ab 
zuhalten sein, ehe in die Discussion eingetreten wird! — 
(Aerztliches Vereinsblatt, 8. Jahrgang, Nr. 82.) 
Bemerkung der Redaction. 
Auf diese ärztlichen Bestrebungen, endlich auch ihrerseits Klarheit in die 
ganze Jmpfangelegenheit zu bringen, kann man mit Fug und Recht die bekannten geflügelten 
Worte citiren: „Spät kommt ihr, aber ihr kommt doch!" Wir dürfen nament 
lich gespannt sein auf den Vortrag ad a, bie wissenschaftlichen Unterlagen 
der Impfung, denn solche giebt es ja gar nicht! Auch die statistischen Belege 
für den Nutzen der Impfung sind nicht vorhanden, sind der reinste Humbug!! 
Dr. med. Gm'han in Mödling sagte kürzlich in einer Versammlung von 
Aerzten am Schlüsse seines Vortrags über Jmpsstatistik: 
„Ich. wage noch einmal es offen auszusprechen, dass unsere ganze bisherige 
I m p f s t a t i s t i k falsch ist, indem sie ihren Zweck auf keine Weise erfüllt 
und ich halte es für die Pflicht jedes Arztes und insbesondere , weil der einzelne 
Arzt machtlos ist, der ärztlichen Vereine mit allem Ernste dagegen 
anzukämpfen, dass dieselbe auch in Zukunft in derselben Weise fortgeführt werde. 
Wir sind dies nicht allein unsern Mitmenschen schuldig, indem es sich um das 
Wohl und Wehe von Millionen handelt, sondern auch der Wissenschaft; denn bei 
einer Statistik, wie sie b i s h e r gehandhabt wurde, wird auch die Impflehre das 
bleiben, was sie immer war und heute noch ist: nämlich ein medi 
zinisches Glaubensdogma, aber durchaus kein wissenschaftlicher 
Lehrsatz I
	        
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