Volltext: Der Naturarzt 1879 (1879)

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einem Worte bezeichnet Mausern, dessen Aufhören den Tod. dessen falsches 
Vonstattengehen eine abnorme Thätigkeit der Organe oder Krankheit bedingt, 
wird nur dadurch unterhalten, daß von unserem Körper immerfort Stoffe 
aus der Außenwelt — Nahrungsstoffe genannt — ausgenommen, der eigenen 
Substanz ähnlich gemacht und dafür die früher aufgenommenen Stoffe, welche 
schon einige Zeit die seinigen gewesen und ausgenützt worden sind, wieder a n die 
Außenwelt zurückgegeben werden. Diese Aufnahme und erste Verarbeitung 
neuer, in den Körper aufgenommener Nahrungsstoffe wird, wie schon oben an 
gedeutet, vom Magen und Darmkanal besorgt; von diesen tritt das Brauchbare 
des Genossenen durch die S a u g a d e r n als weißer S p e i s c s a f t (Chylus) 
in das Blut, wo eine weitere Umwandlung desselben erfolgt, namentlich durch 
den Sauerstoff der cingeathmeten Luft, indem derselbe nunmehr als hell 
rothes Blut mit Hilfe des Herzens und der P u l s a d e r n zu allen Organen 
des Körpers hingeführt wird, wo durch die zarten Wände der feinsten Haar 
gefäße aus demselben eine helle Flüssigkeit ausschwitzt, welche alle Gewebe durch 
dringend und gleichsam tränkend, denselben damit das Material zu ihrer Ver 
jüngung darbietet; gleichzeitig dringt hier aber auch das Abgestorbene 
und wieder Flüssiggewordcne der Gewebe durch dieselben Haargefäßwündc in 
das Blut zurück, worauf dieses von allen Theilen des Körpers als dunkel- 
rothes, ärmer an Nahrungsstoff und reicher an verbrauchten Materialien, 
an Mauserstoffen, durch die Blutadern zum Herzen zurückkehrt. Da Mutter 
Natur aber freigebig ist, so kommt es vor, daß überall m e h r Ernährungs- 
material ausschwitzt, als gerade gebraucht wird; weil dieser Ueberschuß nun 
aber nicht müßig liegen bleiben darf, so ist eine Einrichtung getroffen, welche 
denselben immer bald wieder entfernt, es sind dies die sogenannten S a u g - 
adern, welche denselben, nun Lymphe genannt, in's Blut zurückführen und 
zwar, indem sie mit blinden Enden in den Geweben beginnen, sich allmälich 
zu Stämmchen zusammensetzen, welche die Blutadern begleiten, eine oder mehre 
sog. Lymphdrüsen durchsetzen und endlich in einem großen Hauptstamme, dem 
Milchbrustgang, sich vereinigen, welcher seinen Anfang hinten in der Bauchhöhle 
nimmt, längs der Wirbelsäule im Innern der Brusthöhle bis zum Halse hinauf 
läuft und sich dort linkerseits in die Schlüssclbeinvene ergießt, auf welche Weise 
dieser Ernährungsüberschuß (Lymphe) n e b st dem S P e i s e s a f t (Chylus) in 
den venösen Blutstrom kurz vor dessen Eintritt in das rechte Herz und die 
Lungen gelangt. — 
Der ganze Mechanismus der Blut- und Luftbewegung ist nun 
aber folgender: die Lungen bestehen, wie oben geschildert, aus einer baum 
förmigen Verzweigung von immer feiner werdenden Röhren, deren letzte Reiser 
mit kleinen Bläschen, den sog. Luftzellen blind enden und durch die 
Luftröhre mit der Mund- und Nasenhöhle und der äußeren Luft in Verbin 
dung stehen. Die Wandungen der Luftzcllcn sind von einem engen Netzwerk 
feinster Bllitgcfüße durchzogen (s. Fig. 5.), so daß die in den Lungenzellen 
enthaltene Luft nur durch eine ganz feine Haut von dem Blute getrennt ist 
und beide durch die Flüssigkeit, welche die Gefäßwände von dem Blute ans 
tränkt, in unmittelbarer Berührung stehen; die feineren Blutgefäße vereinigen 
sich allmälich zu größeren Zweigen und Aesten und münden in einzelnen 
Stämmen im Herzen. Das Herz ist durch eine Scheidewand in 2 Hälften 
getheilt, deren jede wieder in eine Vorkammer und eine Herzkammer zerfällt, 
die durch eine weite mit Klappen versehene Oeffnung in Verbindung mit ein 
ander stehen. Die Zusammenziehung des Herzens ist die nächste Ursache der 
Blntbewcgung; durch die Znsammenziehung der rechten Herzkammer wird
	        
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